Oberhausen. .

Er ist ein Meister der Schwarz-Weiß-Fotografie und berühmt für seinen humorvollen Blick: Elliott Erwitt, seit fast 60 Jahren Mitglied der legendären Agentur Magnum, zeigt seine besten Bilder in der Ludwig Galerie im Schloss Oberhausen.

Er hat Marilyn Monroe fotografiert und Grace Kelly, Arnold Schwarzenegger in jungen Jahren und die schwarz verschleierte Jackie bei der Beerdigung des ermordeten Präsidenten John F. Kennedy. Er hat einen eiskalten Dialog zwischen US-Präsident Richard Nixon und seinem sowjetischen Gegenüber Nikita Chruschtschow festgehalten und Obamas Amtseinführung dokumentiert. Vor allem hat Elliott Erwitt aber „normale“ Menschen fotografiert. Angezogen und nackt, unbeobachtet und mit offenem Blick in die Kamera, allein und mit ihren Hunden. Die Ludwig Galerie Schloss Oberhausen zeigt eine Retrospektive mit Arbeiten des Fotografen aus mehr als 60 Jahren Karriere, von denen Erwitt die meisten zur legendären Foto-Agentur Magnum gehört. Dass der 82-Jährige lieber viele Bilder macht als viele Worte, zeigt sich im Interview mit DerWesten.

„Elliott Erwitt mag Kinder und Hunde” steht auf Ihrer Webseite: Was mögen Sie an Kindern und Hunden, Mr. Erwitt?

Elliott Erwitt:Zunächst mal habe ich einige. Kinder, meine ich. Insgesamt sechs, dazu 7,9 Enkelkinder – eins wird jede Minute erwartet -- und alle sind ziemlich gut geraten. An Hunden mag ich ihre menschlichen Eigenschaften, dass sie normalerweise einfach und anhänglich sind und nicht hinterhältig.

Haben Sie denn was gegen erwachsene Menschen?

Erwitt:Gegen manche schon, natürlich, aber nicht gegen viele. Kommt eben auf den Einzelnen an – und auf seinen Sinn für Humor.

Sie haben viele Prominente fotografiert und noch mehr Unbekannte. Wenn ich mir Ihr Werk ansehe scheint es mir, als ob Sie Bilder von der „Familie der Menschheit“ machen. Was interessiert Sie?

Erwitt:Mich interessiert alles und jeder, ob berühmt oder nicht. Ich stelle da auch sehr wenige Unterschiede fest. Vom professionellen Standpunkt aus betrachtet ist es allerdings schon praktischer, berühmte Leute zu fotografieren – die Werbung hat an denen ja einen Narren gefressen.

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© ©Elliott Erwitt / Magnum Elliott Erwitt/Magnum Photos

Sie sind als Sohn russischer Eltern in Paris geboren, in Italien und den USA aufgewachsen, haben als junger Mann in Deutschland und Frankreich gelebt und sind für Ihre Aufträge in die ganze Welt gereist. Gibt es irgendeinen Ort, an dem Sie gern noch mal fotografieren würden?

Erwitt:Schottland und Single Malt Whisky sind mein nächstes großes Projekt, darauf freue ich mich. Aber grundsätzlich interessiert mich jeder Ort, an dem ich friedliche Menschen treffe.

Sie habe sehr viele Nackte fotografiert. Bei den meisten Akten scheint es Ihnen nicht um Sex-Appeal zu gehen. Wonach schauen Sie, wenn Sie Menschen ohne Kleider fotografieren?

Erwitt:Nackte – oder Menschen mit sehr wenig Kleidung, zum Beispiel am Strand – sind verletzlich: Damit sind sie gute Motive.

Sie zeigen Ihre Arbeiten in Oberhausen unter dem Titel „I am serious about not being serious“, also etwa „Mit dem Spaß ist es mir ernst“. Wie schwer ist es, Humor in einem Foto festzuhalten?

Erwitt:Viele Fotografen sind ernst, manche sind’s nicht. Ich mag die, die sich selbst nicht zu ernst nehmen, lieber – und hoffe, dass ich zu ihnen gehöre. Humor ist oft subjektiv, das ist eigentlich nichts, wonach ein Fotograf strebt, denke ich. Es passiert – oder es passiert eben nicht.

Bis 11. September

Elliott Erwitt wurde 1928 geboren, 1939 emigrierte seine Familie in die USA. 1955 waren seine Arbeiten der bahnbrechenden Fo­tografie-Ausstellung „Family of Man“ des Museum of Mo­dern Art zu sehen, die derzeit im Schloss von Clervaux in Luxemburg gezeigt wird.
Die Erwitt-Ausstellung in der Ludwig Galerie Oberhausen (Konrad-Adenauer-Allee 46) wird Samstag, 19 Uhr, eröffnet und läuft bis 11. Sep­tember. Eintritt: 6,50 Euro, ermäßigt 3,50 Euro, Familien zwölf Euro. Kostenlose Führungen: sonntags, 11.30 Uhr

Ihre Schwarz-Weiß-Fotografien sind berühmt, Ihre Arbeiten in Farbe weniger bekannt. Was mögen Sie an den einen, was an den anderen?

Erwitt:Farbfotografie ist völlig in Ordnung, vor allem für kommerzielle Arbeiten. Farbe beschreibt eher, Schwarz-Weiß interpretiert. Ich ziehe Schwarz-Weiß aus ästhetischen Gründen vor: Ich finde, gute Schwarz-Weiß-Fotografien sind sehr viel seltener als gute Farbbilder.

Was macht ein gutes Foto aus – und was macht es großartig?

Erwitt:Einfach eine gute Komposition und ein interessantes Motiv. Was es großartig macht ist Magie, das lässt sich nicht festlegen.

Sie machen seit mehr als 60 Jahren Bilder. Was mögen Sie daran?

Erwitt:Dass ich gelegentlich ein gutes Ergebnis bekommen. Ich mag es, visuelle Ideen weiterzugeben – und allein zu arbeiten.