Paris. . Mit seiner Kunst will Andreas Serrano provozieren – im französischen Avignon ist ihm dies geglückt. Sein Foto „Piss Christ“ empörte Katholiken dort so sehr, dass sie es kurzerhand zerstörten.

Andreas Serrano ist ein Provokateur. Mit seinem Foto „Piss Christ“, ein in Urin eingelegtes Kruzifix, versetzte er nun französische Katholiken in Rage. Die setzten in Avignon zum Bildersturm an.

Zuerst besuchten sie die Sonntagsmesse in Avignon, dann schritten sie im Museum für zeitgenössische Kunst entschlossen zur Tat. Der „Kommandotrupp“ – vier junge Männer, die Augen verborgen hinter schwarzen Sonnenbrillen – umklammerte die beiden Wärter, um sogleich mit Hämmern und Schraubenziehern das verhasste Objekt der „Gotteslästerung“ zu demolieren.

Überraschender Wutausbruch

Es trägt den provokativen Titel „Piss Christ“ und stammt von Andres Serrano, einem New Yorker Fotokünstler. Das zerstörte Foto aus dem Jahre 1987 zeigt ein Kruzifix, das in ein Urinbad getaucht ist. So umstritten das Kunstwerk, so überraschend der Wutausbruch der Demonstranten, darunter überwiegend katholische Fundamentalisten.

Schon seit Wochen läuft der Erzbischof von Vaucluse, Jean-Pierre Cattenoz, Sturm gegen Serranos Bild, das er als „Müll“ geißelt. Mit zunehmender Resonanz: Eine Internetkampagne („Für die Ehre des Kruzifixes“) hat über 80.000 Menschen mobilisiert. Starken Zuspruch erhält die Kampagne von Anhängern der wieder erstarkten rechtsextremen „Front National“. Am Samstag waren mehrere Hundert Demonstranten zum Kunstzentrum gezogen, das der Pariser Galerist Yvon Lambert vor zehn Jahren in einem mittelalterlichen Stadtpalais im Herzen Avignons errichtet hatte.

Auch verlangen die religiösen Eiferer von der Stadtregierung, dass das umstrittene Serrano-Foto unverzüglich aus dem Museum entfernt wird und die Werbeposter mit dem „Piss Christ“-Motiv mit aus dem Stadtbild verschwinden.

Verantwortliche wollen nicht einknicken

Bürgermeisterin Marie-Josée Roig, eine Gaullistin, denkt nicht daran, vor den Fundamentalisten und dem Bischof in die Knie zu gehen. Sie erklärte sich ebenso solidarisch mit dem Museum wie Frankreichs Kulturminister Frédéric Mitterrand.

Nach dem Bildersturm vom Sonntag schloss das Museum vorübergehend seine Pforten. Doch seit diesem Dienstag soll es weitergehen – demonstrativ mit dem zerstörten „Piss Christ“. Die Ausstellung endet am 8. Mai.