Marl/Düsseldorf. .

Regisseur Dominik Graf gewinnt für „Im Angesicht des Verbrechens“ seinen neunten Grimme-Preis. Ausgezeichnetes Fernsehen haben auch Dorris Dörrie und Götz George gemacht, Thomas Gottschalk wird fürs Lebenswerk gepreist.

Dominik Graf. Foto: imago
Dominik Graf. Foto: imago © imago stock&people

Herausragende Sendungen mit sehr unterschiedlichen Handschriften, beeindruckende individuelle Leistungen und hohen Qualität: Die haben Uwe Kammann, Direktor des Grimme-Instituts, die die Juroren im Fernseh-Jahr 2010 gefunden. Am Mittwoch sind in Düsseldorf die Träger der diesjährigen Grimme-Preise vorgestellt worden. Zwölf Produktionen werden in den Wettbewerbskategorien Fiktion, Information & Kultur und Unterhaltung ausgezeichnet – schon zum 47. Mal wird die Ehrung vergeben.

Regisseur Dominik Graf gewinnt den Grimme-Preis zum neunten Mal – für die Regie der herausragenden zehnteilige Krimi-Serie „Im Angesicht des Verbrechens“ (zusammen produziert von WDR, Arte, Degeto, BR, SWR, NDR und ORF). Neun Beteiligte aus dem großen Team dieser Ausnahme-Produktion werden ausgezeichnet und bei der Preisverleihung am 1. April im Theater Marl der Bühne in Marl stehen.

Im Angesicht des Verbrechens

"Im Angesicht des Verbrechens" erzählt von Marek Gorsky (Max Riemelt, r.). Er ist Polizist in der Direktion 6 der Berliner Polizei und muss mit Kollege Sven Lottner (Ronald Zehrfeld, l.) Sokolov, den Kopf einer kriminellen Bande finden. © ARD/Julia von Vietinghoff © ARD/Julia von Vietinghoff
Die Jagd nach Sokolov wird für Gorsky auch zu einer Jagd nach dem Mörder seines Bruders. Eine Spur führt zu Mischa, dem Ehemann seiner Schwester Stella (Marie Bäumer, l.). Am 10. Todestag treffen sich die Geschwister am Grab des Bruders. © ARD/Julia von Vietinghoff
Die Jagd nach Sokolov wird für Gorsky auch zu einer Jagd nach dem Mörder seines Bruders. Eine Spur führt zu Mischa, dem Ehemann seiner Schwester Stella (Marie Bäumer, l.). Am 10. Todestag treffen sich die Geschwister am Grab des Bruders. © ARD/Julia von Vietinghoff © ARD/Julia von Vietinghoff
Das Ehepaar Mischa (Misel Maticevic) und Stella (Marie Bäumer). © ARD/Julia von Vietinghoff
Das Ehepaar Mischa (Misel Maticevic) und Stella (Marie Bäumer). © ARD/Julia von Vietinghoff © ARD/Julia von Vietinghoff
Mischa ist der Besitzer des Restaurants Odessa ... © ARD/Julia von Vietinghoff
Mischa ist der Besitzer des Restaurants Odessa ... © ARD/Julia von Vietinghoff © ARD/Julia von Vietinghoff
..., in dem ihm Sokolov (Georgii Povolotskyi, l.) einen Besuch abstattet. © ARD/Julia von Vietinghoff
..., in dem ihm Sokolov (Georgii Povolotskyi, l.) einen Besuch abstattet. © ARD/Julia von Vietinghoff © ARD/Julia von Vietinghoff
Ein nachdenklicher Mischa. Was hat er mit Sokolov zu tun?  © ARD/Julia von Vietinghoff
Ein nachdenklicher Mischa. Was hat er mit Sokolov zu tun? © ARD/Julia von Vietinghoff © ARD/Julia von Vietinghoff
Die Polizisten der Direktion 6 der Berliner Bereitschaftspolizei auf dem Weg zu einem Einsatz in einem Hochhaus in Marzahn (v.l.): Anja Kirchner (Carmen Birk), Marek Gorsky (Max Riemelt), Sven Lottner (Ronald Zehrfeld) und Eva Padelski (Klara Manzel). © ARD/Julia von Vietinghoff
Die Polizisten der Direktion 6 der Berliner Bereitschaftspolizei auf dem Weg zu einem Einsatz in einem Hochhaus in Marzahn (v.l.): Anja Kirchner (Carmen Birk), Marek Gorsky (Max Riemelt), Sven Lottner (Ronald Zehrfeld) und Eva Padelski (Klara Manzel). © ARD/Julia von Vietinghoff © ARD/Julia von Vietinghoff
Die junge Ukrainerin Jelena (Alina Levshin) soll als Zwangs-Prostituierte arbeiten. © ARD/Julia von Vietinghoff
Die junge Ukrainerin Jelena (Alina Levshin) soll als Zwangs-Prostituierte arbeiten. © ARD/Julia von Vietinghoff © ARD/Julia von Vietinghoff
Die Geschwister Stella und Marek ...   © ARD/Julia von Vietinghoff
Die Geschwister Stella und Marek ... © ARD/Julia von Vietinghoff © ARD/Julia von Vietinghoff
... haben den Tod ihres Bruders noch immer nicht überwunden. © ARD/Julia von Vietinghoff
... haben den Tod ihres Bruders noch immer nicht überwunden. © ARD/Julia von Vietinghoff © ARD/Julia von Vietinghoff
Deshalb besuchen sie an Grischas 10. Todestag den Ort, an dem er erschossen wurde. © ARD/Julia von Vietinghoff
Deshalb besuchen sie an Grischas 10. Todestag den Ort, an dem er erschossen wurde. © ARD/Julia von Vietinghoff © ARD/Julia von Vietinghoff
Gorsky und Lottner stürmen eine als Kartonagenfabrik getarnte illegale Zigarettenfabrik. © ARD/Julia von Vietinghoff
Gorsky und Lottner stürmen eine als Kartonagenfabrik getarnte illegale Zigarettenfabrik. © ARD/Julia von Vietinghoff © ARD/Julia von Vietinghoff
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Ausgezeichneter Tatort und Spaß mit Wechseljahr-Satire „Klimawechsel“

Ausgezeichnet wird auch der „Tatort: Nie wieder frei sein“ (BR) als packender und bewegender Film im Spannungsfeld von Selbstjustiz, individueller Schuld und gesellschaftlicher Konvention. Die Jury hat den Preis unter anderem der jungen Schauspielerin Lisa Wagner zuerkannt. In Christian Züberts Romanadaption „Neue Vahr Süd“ (WDR/RB) beeindruckte die Juroren neben der herausragenden Regiearbeit von Hermine Huntgeburth auch die schauspielerische Leistung von Frederick Lau, der als Frank Lehmann zwischen der disziplinierten Welt der Bundeswehr und der linken Szene Bremens Anfang der 80er Jahre hin und her pendelt.

Das „Klimawechsel“-Team: Die Schauspielerinnen Juliane Koehler, Maria Happel, Regisseurin Doris Dörrie und Andrea Sawatzki (v.l.). Foto:ddp
Das „Klimawechsel“-Team: Die Schauspielerinnen Juliane Koehler, Maria Happel, Regisseurin Doris Dörrie und Andrea Sawatzki (v.l.). Foto:ddp © ddp

Ihren zweiten Grimme-Preis erhält Aelrun Goette für das harte Sozialdrama „Keine Angst“ (WDR), in dem auch die junge Schauspielerin Michelle Barthel beeindruckt, die sie sich um die alkoholkranke Mutter ebenso kümmert wie um ihre drei kleineren Geschwister. Ausgezeichnet wird auch das Drama „In aller Stille“ (BR). Hier spielt Nina Kunzendorf die Kommissarin Anja Amberger, die einem Fall von häuslicher Gewalt nachgeht, bei der ein Kind von seinem Vater umgebracht wird.

Im Bereich Unterhaltung wird Doris Dörries erste TV-Produktion „Klimawechsel“ (ZDF) ausgezeichnet, eine sechsteilige Serie über vier Frauen in den Wechseljahren. Der zweite Preis in der Unterhaltungskategorie geht an „Krömer – Die internationale Show“ (rbb). Der Comedian war bereits sechs Mal für den Grimme-Preis nominiert.

Zeitgeschichte in Lebensgeschichten mit Otto Schily und Hans-Christian Ströbele

Wie bei der Fiktion gibt es auch im Bereich Information & Kultur fünf Preise. „Jeder dieser Filme beweist, zu welchen Leistungen das Fernsehen imstande ist“, findet Grimme-Direktor Kammann – „und mit welcher Intensität Autoren und Regisseure relevante Themen dem Publikum nahebringen können.“ In „Aghet – Ein Völkermord“ (NDR) dokumentiert Eric Friedler die Geschichte des Genozids an den Armeniern, unter anderem, indem hochkarätige Schauspieler durch ihre Lesung bewegender Dokumente die historischen Ereignisse lebendig werden lassen.

In „Iran Elections 2009“ (WDR/Arte) vergegenwärtigt Regisseur Ali Samadi Ahadi in multimedialer Kombination die Protestbewegung aus dem Sommer vor zwei Jahren und gewährt erschreckende Einblicke in den brutalen Staatsapparat. Mittels comichafter Animationen werden anonyme Postings und Berichte aus dem Internet lebendig.

Die Produktion „Anwälte – Eine deutsche Geschichte“(WDR/NDR/rbb/ARTE) verbindet aufschlussreich deutsche Zeitgeschichte mit der Lebensgeschichte der einstigen Weggefährten Otto Schily, Hans-Christian Ströbele und Horst Mahler, die schließlich sehr unterschiedliche Lebenswege gehen.

Sonderpreis Kultur des Landes NRW für „Schnitzeljagd im Heiligen Land“

Andreas Dresen und Johannes Unger erhalten für „20x Brandenburg“ (rbb) ebenfalls einen Grimme-Preis. Zwanzig Kurzepisoden geben intime Einblicke in das Bundesland Brandenburg mit seinen höchst unterschiedlichen Charakteren.

Götz George in „Zivilcourage“. Foto: ddp
Götz George in „Zivilcourage“. Foto: ddp © ddp

In „DDR Ahoi!“ (MDR/NDR) dokumentiert Lutz Pehnert die spannende und fast vergessene Geschichte der DDR als Seefahrernation. Eine Vielzahl gut ausgesuchter Zeitzeugen erzählt vom Beginn und Niedergang der DDR zur See.

Der Sonderpreis Kultur des Landes NRW geht an „Schnitzeljagd im Heiligen Land“ (KI.KA), eine vierteilige Reihe mit einer medial modern inszenierten Reise zu den Ursprüngen der drei großen Weltreligionen Christentum, Judentum und Islam.

Publikumspreis für „Zivilcourage“ mit Götz George

Den Publikumspreis der Marler Gruppe erhält „Zivilcourage“ (WDR), ein Film von Dror Zahavi, in dem ein Alt-68er, gespielt von Götz George, sein eigenes Weltbild infrage stellen muss. Mit dem Eberhard-Fechner-Förderstipendium der VG Bild-Kunst wird in diesem Jahr Robert Thalheim für „Am Ende kommen Touristen“ (ZDF) ausgezeichnet: ein Film über einen Zivildienstleistenden in Auschwitz, der sich um einen Überlebenden des Konzentrationslagers kümmert und dadurch seine Einstellung zum Leben ändert.

Die Besondere Ehrung des Deutschen Volkshochschul-Verbandes für herausragende Verdienste um das Fernsehen geht in diesem Jahr an den Entertainer und Moderator Thomas Gottschalk.

  • Die Preisverleihung am 1. April wird ab 19 Uhr im Live-Stream auf www.3sat.de und zeitversetzt ab 22:25 Uhr auf 3sat übertragen.