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Fußball ist unser Leben - sang 1974 die deutsche Nationalmannschaft ihren Gassenhauer zur bevorstehenden WM ein. Von solcher Massenbegeisterung rund um den Lederball ist hundert Jahre zuvor noch nicht die Rede, aber es wird die Saat für den Volkssport Nummer eins ausgelegt und davon erzählt „Der ganz große Traum“.
Braunschweig steckt als typische Reichsstadt fest im Griff preußischer Denkungsart. Der junge Lehrer Konrad Koch bekommt das schon kurz nach der Ankunft am Gymnasium zu spüren. Englisch soll er unterrichten, eine Fremdsprache die im Preußenstaate vor allem als Feindessprache begriffen wird.
Abgesehen vom weltoffenen Rektor stößt Koch aber nur auf Ablehnung – bei den Kollegen ebenso wie bei finanzkräftigen Bürgern und Würdenträgern des Fördervereins und nicht zuletzt bei den Schülern. Dann bricht er eines morgens den Unterricht ab, beordert die Schüler in den Turnsaal und packt einen Ball von seltsamer Größe aus, zu klein für einen Medizinball, zu groß für ein Kinderspielzeug. Ein Tor wird aufgestellt und eine folgenreiche Aufforderung erklingt: Gentlemen, kick the ball into the goal.
Ob es genau so war, steht nicht zur Debatte. Regisseur Sebastian Grobler hat sich für sein Spielfilmdebüt diese Variante ausgemalt und sie ist nicht ohne Charme. Wenn Daniel Brühl als Konrad Koch mit entschlossenem Gesicht und wetterfester Tweedjacke die Pforten des Gymnasiums durchschreitet, dann weckt das Erinnerungen an den Literaturlehrer, den Robin Williams in „Der Club der toten Dichter“ verkörperte und Vorfreude auf eine neue deutsche Entertainmentinitiative.
Plumpe Karikaturen
Die aber wird getäuscht, wenn Nebenfiguren in plumpen Karikaturen verzeichnet bleiben und Themenbereiche wie Sozialgefälle, Prüderie, Tugendwahn, Fair Play oder auch romantische Liebe mit großer Bugwelle vorbereitet und dann doch nur schlaglichthaft abgehakt werden.
Es gibt eben zu viele Figuren und zu viel Konfliktpotenzial, denen einfach nicht Rechnung getragen werden kann. Die Folge davon ist es, dass der Film immer wieder aus dem Erzählfluss gerät, weil er den Nebenschauplätzen gerecht zu werden versucht.
Es ist das Verdienst der Schauspieler, neben Daniel Brühl vor allem Burghart Klaußner, Justus von Dohnanyi und Theo Trebs, dass der Film als „Club der deutschen Kicker“ zumindest in einigen Szenen nach mehr aussieht als er ist: ein aufwendig kostümiertes Unterhaltungsstück fürs Fernsehen.