Köln. .

Marlene Dietrich im wallenden Mantel, Audrey Hepburn in Nahaufnahme und Madame Coco natürlich in Chanel. Das Kölner Museum Ludwig zeigt Gesellschaftsbilder, Künstlerporträts und Modefotografie aus dem eigenen Bestand.

„Endlich mal echte Frauen!“, seufzen sie heute, seit Magazine „ohne Models“ ein gutes Verkaufsargument sind. „Endlich Göttinnen!“, riefen sie damals in den Goldenen Zwanzigern, als sich Modewelt, Magazine und Filmindustrie zur ersten großen kommerziellen Verbrüderung umarmten. Ihr gemeinsames Interesse an Image und Glamour mündete in einer Hochglanzfotografie, die die modetragende Frau wahlweise zur Sphinx oder zur Madonna, in jedem Fall zum vollkommenen Kunstwerk (v)erklärt.

Gertrude Stein mit Kopfputz

Das Kölner Museum Ludwig hat nun tief in die viele tausend Fotos umfassende Sammlung gegriffen und eine kleine aber feine Auswahl von rund 60 Gesellschaftsbildern, Künstlerporträts und Modefotografien des 20. Jahrhunderts zusammengestellt. Drei der großen Protagonisten – Cecil Beaton, Richard Avedon und Irving Penn – verbindet dabei nicht nur die Meisterschaft einer besonders kunst­voll angewandten Fotografie. Sondern auch eine Nä­he zu Köln. Der Begründer der Photokina-Bilderschauen und Sammler L. Fritz Gruber pflegte eine Freundschaft zu vielen Fotografen und hat manche früh an den Rhein geholt.

Dazu kommen Fotografen wie der Altmeister und große Virtuose im Weichzeichnen, Edward Steichen, George Hoyningen-Huene oder Horst P. Horst, der selbst die Denkerin Gertrude Stein 1946 als elegante Modepuppe mit Kopfputz auftreten lässt. Jedes Bild ist hier eine Szene, jede Fotografie großes Modekino, in der nicht nur Marlene Dietrich eine perfekte Rolle spielt.

Große Namen erkennt man vor und hinter der Kamera: Gloria Vanderbildt posiert im langen Schwarzen, die junge Prinzessin Margaret im schulterfreien Traumprinzessinenlook und Nancy Beaton steckt in einer Glitzerverpackung, die ein wenig auch an Frischhaltefolie denken lässt. „Der Hintergrund bestand oft aus nichts anderem als Pappe oder Gips, aber es kam wie Marmor rüber“, sagt Kurator Bodo von Dewitz.

Statt mit großer Crew an exotische Aufnahmeorte zu reisen, stillt man die Sehnsucht nach Glamour damals noch im Studio. Nur hier gelingen die aufwendigen Licht- und Schattenspiele, die die Pioniere der Mode- und Werbefotografie mit technischer Raffinesse und berückenden Helldunkelkontrasten inszenieren. Es sind Beschwörungen von zeitloser Eleganz und klassischer Grandezza. Horst P. Horst bummelt durch den Louvre und setzt die Armbewegungen in Fotopose um. Mode mit klassischem Maß.

Große Lichtmalerei

Dass fast alle vertretenen Fotografen „von der Kunst“ kamen, dass sie mit Pinsel, Farbe und Kunsttheorie zu hantieren wussten, bevor sie zur Lichtmalerei wechselten und damit auf die kommerzielle Seite der angewandten Bildkunst, erkennt man rasch in dieser Kabinettausstellung, die trotz gedämpfter Lux-Zahl Strahlkraft hat.