Köln. .

Alexandre Cabanel galt als einer der besten französischen Salonmaler des 19. Jahrhunderts. In Deutschland ist er trotzdem so gut wie unbekannt. Das Kölner Wallraf-Richartz-Museum will das jetzt ändern. Mit einer Ausstellung, eingerichtet von Modeschöpfer Christian Lacroix.

Wäre Alexandre Cabanel 100 Jahre später geboren worden, hätte er vielleicht Hollywood-Karriere gemacht. Mit wuchtigen Sandalenfilmen und monumentalen Historienschinken. Mitte des 19. Jahrhunderts aber wird aus dem Tischlersohn aus Montpellier ein Star der akademischen Malerei, der das Atelier zu seinem Studio macht: Mit der Leinwand, auf der alles sitzen muss: Licht, Farbe, Ausstattung, Gefühl. So werden vor allem seine großformatigen Historiengemälde zu verdichteten Bilderdramen, wo die sterbensschöne „Phädra“ zu großer theatralischer Geste ausholt und die lockende Exotik der Kleopatra schon wie ein Vorgeschmack auf die spätere Kinoverkörperung durch Elisabeth Taylor wirkt.

Schönheit, Dekor und perfekte Faltenwürfe

Doch die Avantgarde hat bald keinen Platz mehr für die Raffinessen und Reize der akademischen Malerei Und so gerät der Liebling der Pariser Salons wenige Jahre nach seinem Tod in Vergessenheit.

Einen Künstler wie Cabanel 120 Jahre nach seinem Tod praktisch als Entdeckung zu feiern und mit einer großen Einzelschau „Die Tradition des Schönen“ zu würdigen, das braucht in der von Trends und Quoten nicht unbeeindruckten Museumslandschaft Mut -- und Marketinganstrengung. Und so stellt das Kölner Wallraf-Richartz-Museum Cabanel einen Landsmann als Gestalter zur Seite, der auch viel übrig hat für Schönheit, Dekor und perfekte Faltenwürfe: Christian Lacroix.

Cabanel-Liebhaber: Der Modemacher Christian  Lacroix. © Patrick Swirc/Corbis Outline
Cabanel-Liebhaber: Der Modemacher Christian Lacroix. © Patrick Swirc/Corbis Outline © © Patrick Swirc/Corbis Outline waz

Der Modeschöpfer, der mal Kurator werden wollte, ist natürlich eine gewiefte Wahl zur Bewerbung eines Malers, dessen Name heute selbst in Frankreich für ahnungsloses Achselzucken sorgt. Weil der Modemacher gestern krank war, konnte man leider nicht mehr über die Wahl der farbigen Fototapeten und das etwas gewöhnungsbedürftige Design der ausgelegten Teppichware erfahren. Vermutlich ist es ein Kompromiss mit den Gestaltungsvorschlägen, die Lacroix aus Cabanels Mutterhaus in Montpellier mitgebracht hatte. „Diesmal kein Samt, keine Palmen“, hieß die Einschränkung von Museums-Direktor Andreas Blühm.

Das Wallraf-Richartz-Museum ist eben kein Salon des 19. Jahrhunderts, wo Cabanel mit seiner „Geburt der Venus“ 1863 das Publikum verzückt. Kritiker schwärmen von der „Göttin des Pariser Lebens“ und animieren Künstlerkollegen, mehr von diesem durchschimmernd-weißen Frauenfleisch auf die Leinwand zu bannen. Auch Napoleon III. gefällt die schaumgeborene Schöne. Er hängt sich das Gemälde in die Privatgemächer und lässt sich persönlich von Cabanel porträtieren.

Ein Groß-Auftrag zieht den anderen nach sich. Die Damen der Gesellschaft, vor allem die der amerikanischen Gelddynastien, drängen sich nach einem Termin bei Cabanel. Keiner zeigt soviel Gespür für die Raffinesse des Stoffes wie er. Was erklärt, dass die meisten Leihgaben der Ausstellung aus Frankreich oder Amerika kommen. Kein deutsches Museum besitzt Cabanel.

Dabei zeigen diese wirkungssicheren, detailverliebten Leinwand-Opern doch mehr als die Dekorlust eines Malers, der ebenso traditionsbewusst wie ein wenig aus der Zeit gefallen scheint. Cabanel hat sich mit dem Sprung von der Antike in die Moderne am Ende so schwer getan wie mit dem Blick aus dem Atelier in die von den Impressionisten gefeierte freie Natur. Was ihn bis zum Ende reizte, das war das Ideal der Schönheit, die Perfektion des Handwerks, die Darstellung der großen Gefühle. Er lebte damals gut davon. Am postumen Podest wird nun in Köln gewerkelt.