Oberhausen. In der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen ist ab dem 16.2. die neue Sonderausstellung „Meine Frauen“ zu sehen. Doch lohnt sich ein Besuch?
Der kleine Raum in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen ist lichtdurchflutet. An den kurvigen Wänden hängen auf der linken Seite Schwarz-Weiß-Fotografien und rechts wird es farbig. „Das ist wirklich schön hier. Ganz toll geworden“, lobt die renommierte Fotografin Angelika Platen, als sie in den Raum kommt. Die Haare trägt die 82-Jährige gekonnt hochgesteckt, eine dunkle Brille auf der Nase, lachsfarbener Lippenstift – der Rest in schlichtem Schwarz gehalten.
Mit Kuratorin Kerrin Postert geht sie die einzelnen Portraits ab. Erzählt zu manchen ihre liebsten Geschichten. Diesen ersten intimen Rundgang lässt sich Angelika Platen nicht nehmen. „Die Gattung Portraits ist in einer Ausstellung schwierig. Ein Kopf sieht oft aus wie der andere und beim Betrachten langweilt man sich zu Tode“, leitet Ludwiggalerie-Direktorin Dr. Christine Vogt ein und ergänzt: „Bei Angelika Platen ist das nicht so.“ Stimmt! In der neuen Sonderausstellung „Meine Frauen. Fotografische Porträts von Künstlerinnen“, die vom 16.2. bis 6.4. in Oberhausen zu sehen ist, gleicht kein Gesicht dem anderen.
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
Hanne Darboven: Der Glimmstängel durfte nicht fehlen
„Die Ausstellung ist in drei Werkphasen unterteilt. Die ganz frühe hängt an der kleinen Wand“, so Kuratorin Postert. „Das ist ziemlich dünne“, wirft Platen selbst ein. Damals, Ende der 60er-Jahre, fotografierte Platen auf Messen und Ausstellungen und bekam nicht so viele Damen vor die Linse. Eine davon war die deutsche Konzept-Künstlerin Hanne Darboven. „Ich habe zwei oder dreimal drauf gedrückt, bevor sie tänzelnd auf mich zukam und mir sagte, dass nun aber auch Schluss sei.“ Entstanden ist ein Portrait der jungen Künstlerin mit kurzen blonden Haaren vor einem ihrer streng seriell aufgebauten zeichnerischen Rasterbilder.
2002 traf Angelika Platen Hanne Darboven wieder. Zu der Zeit war die Künstlerin († 2009) bereits schwerkrank und trug ihren Kopf kahl. „Wir saßen bei ihr in der dunklen Küche und haben Prosecco getrunken. Ich habe sie irgendwann gebeten, sich unters Oberlicht zu stellen, die Jacke zuzuknöpfen und auch das Hemd bis oben zuzuknöpfen.“ All das habe Darboven anstandslos mitgemacht, als sie die Zigarette weglegen sollte, weigerte sie sich allerdings. So ist der Glimmstängel nun also mit auf dem Portrait. „Es ist ein Jahrhundertphoto – entstanden ist es allerdings ganz zufällig“, erzählt Platen.

#MeToo und der Entschluss zum Wandel
Nach diesen ersten Portraits nahm sich die Heidelbergerin eine zwanzigjährige Auszeit in Frankreich. Als sie 1997 schließlich wieder mit ihrer Familie nach Berlin zurückkehrte, regte eine ihrer Töchter Platen wieder zum Fotografieren an. Es beginnt Werkphase 2, in der sie analog und digital fotografiert. Sie bringt ihre erste eigene Monografie „Platen Artists“ mit Bildern aus den 60ern und 70ern raus, eines fällt ihr dabei auf: Nur vier weibliche Kunstschaffende sind darin vertreten, der Rest sind Männer – große Namen wie Sigmar Polke, Gerhard Richter und Georg Baselitz.
Das möchte Angelika Platen ändern und entschließt sich dazu, mehr Künstlerinnen abzulichten. Als 2017 die #MeToo-Bewegung die Welt im Sturm erobert, fasste die Fotografin einen Entschluss: „Ich habe ein Jahr lang nur Frauen fotografiert.“ Zu der Zeit ist sie längst komplett digital in der Fotografie unterwegs und die Bilder werden farbig (Werkphase 3). Eine, der Damen, die in diesem Jahr für Platen Modell saß, war Donata Wenders.
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Der Anruf kam 2018 ganz spontan. „Sie rief mich an, dass ich am nächsten Tag kommen könnte. Einen Termin mit ihr zu bekommen, war schwer und deshalb habe ich meinen Termin mit Georg Baselitz dafür abgesagt.“ Wenders Atelier war noch ganz neu und komplett leer. „Sie hat eine Modenschau für mich gemacht und hat auch alles mitgemacht, was ich mir von ihr gewünscht habe.“ Auf dem Bild, das nun in Oberhausen zu sehen ist, zieht Wenders sich eine dicke Strähne des braunen Haares mitten durchs Gesicht. Wer von den Damen frech die Zunge beim Foto rausgestreckt hat, welche einen Highheel auf ihrer Hand balanciert und wer mit einer silbernen Kettensäge posiert, das sei an dieser Stelle nicht verraten. So viel ist aber klar: Ein Bummel durch die die Welt von Angelika Platens Frauen lohnt sich.