Oberhausen. Die laufende Loriot-Ausstellung in Oberhausen birgt manch strahlendes Stück. Bis zum 18. Mai sind die Werke des Humoristen noch zu bewundern.
Die aktuelle Ausstellung „Ach was. Loriot – Künstler, Kritiker und Karikaturist“ in der Ludwiggalerierie Schloss Oberhausen birgt ein einzigartiges Exponat, das deutsche TV-Geschichte geschrieben hat: das Atomkraftwerk von Familie Hoppenstedt.
Der entsprechende TV-Sketch von 1978 hat längst Kult-Status: Familie Hoppenstedt feiert Weihnachten und eines der Geschenke ist das Spiel „Wir bauen uns ein Atomkraftwerk“. Zu dem Modellbausatz zählen Reaktor, Kühlturm und sogar grasende Kühe für eine realistische Miniatur-Szenerie. Doch die weihnachtliche Idylle im kleinbürgerlichen Kleinformat währt nicht lange. Das AKW explodiert und das Ergebnis ist ein Loch im Wohnzimmerboden der Hoppenstedts, das spontan mit Weihnachtspapier zugedeckt wird, um vor den nörgelnden Nachbarn (“Muss das sein?“) sicher zu sein. Unvergessen ist neben dem rauchenden Atommeiler Opa Hoppenstedts weihnachtlicher Ausruf: „Früher war mehr Lametta!“
Kaum zu glauben: Das AKW-Modell hat tatsächlich die vielen Jahrzehnte seit 1978 unversehrt überstanden und ist nun in der Oberhausener Loriot-Ausstellung unter Glas zu bewundern, sogar die Kühe fehlen nicht: Gerade für all jene etwas älteren Ausstellungsbesucher, die in jungen Jahren den TV-Sketch zum ersten Mal gesehen haben, ist das ein ganz besonderes Ausstellungsstück, bei dessen Anblick die eigene Kindheit und Jugend vor dem Fernsehgerät der Eltern erwacht.
Mehr als 300 Zeichnungen aus Kindheit und Jugend bis zum Spätwerk
Bis zum 18. Mai zeigt die aktuelle Ausstellung eine Vielzahl von Werken von Vicco von Bülow (1923-2011), alias Loriot, und rückt dabei den Humoristen und Vater der Knollennasenmännchen vor allem als vielseitig begabten Künstler in den Blick: Zu bestaunen sind mehr als 300 originale Zeichnungen aus Loriots Kindheit und Jugend bis zu seinem Spätwerk. Ein Teil der Ausstellung spiegelt zudem ein ganz besonderes Kapitel deutsch-deutscher Zeitgeschichte: Im Jahr 1985 fand die erste, eher inoffizielle Loriot-Ausstellung in der DDR statt, die dem Spross aus preußischem Adelsgeschlecht damit ein viel beachtetes Forum bot, das von der Stasi misstrauisch beäugt wurde.
Diese Ausstellung legte den Grundstein für Vicco von Bülows jahrzehntelange Verbindung zu seiner Geburtsstadt Brandenburg an der Havel, deren Ehrenbürger er nach der Wende wurde. Auch Loriots Schaffen als Schriftsteller, Schauspieler und Regisseur wird nun in der Oberhausener Schau gewürdigt. Sogar filigrane Opernbühnenmodelle zählen zur den Exponaten im Schloss Oberhausen. Wer sie betrachtet, erahnt schnell, welch ein detailgenauer und kreativer Mensch dieser feinsinnige Allround-Künstler bei all seinem Tun gewesen sein muss.
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Ein Tipp für alle Loriot-Fans und solche, die es noch werden wollen: Die Kuratorinnenführungen in der Ludwiggalerie sind stets ein kultureller Genuss. Denn hier erfährt das Publikum auf kenntnisreiche und zugleich unterhaltsame Weise, welche Geschichten hinter einzelnen Exponaten stecken. Die nächsten Kuratorinnen-Führungen mit Sarah Hülsewig durch die Loriot-Ausstellung sind an den Sonntagen: 16. März, 6. April und 18. Mai, jeweils um 15 Uhr. Zudem gibt es öffentliche Führungen an jedem Sonn- und Feiertag um 11.30 Uhr. Die Ausstellung ist Dienstag bis Sonntag von 11 bis 18 Uhr geöffnet (auch feiertags). Der Eintritt kostet zwölf Euro, ermäßigt 6 Euro. Familien (2 Erwachsene und Kinder) zahlen 22 Euro.
Zur Ausstellung sind zudem zwei lesens- und mit ihren passgenauen Fotos und Zeichnungen auch sehr sehenswerte Booklets erschienen, die auf jeweils 16 Seiten das Phänomen Loriot facettenreich beleuchten (je fünf Euro).
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