Berlin. Tricia Tuttle stellte am Donnerstagvormittag die Wettbewerbsjury um Präsident Todd Haynes persönlich vor. Wem sie besonders dankte.
Noch ein Novum dieser ersten Berlinale-Tage unter neuer Leitung. Festivaldirektorin Tricia Tuttle lässt es sich am Donnerstagvormittag nicht nehmen, die internationale Wettbewerbsjury persönlich der Presse vorzustellen. „Ich verstehe Schnee als gutes Omen“, begrüßt sie fröhlich und hat dann für jedes der sieben Jurymitglieder ein paar warme Worte.
Haynes spricht sich kritisch gegen Trump aus
Ihrem amerikanischen Landsmann, Regisseur Todd Haynes, dankt sie besonders herzlich, dass er die Präsidentschaft übernimmt, die Berlinerin Maria Schrader, die mit „Aimée & Jaguar“ 1999 die Berlinale eröffnete, nennt Tuttle „eine der großen Regisseurinnen Deutschlands“. Die ersten Filme haben sie am bereits gesichtet und die Stimmung scheint gut.
Was womöglich auch am gemeinsamen Interesse liegt, Kunst und Kultur und den offenen Dialog angesichts des autoritären Rechtsrucks in vielen Ländern zu verteidigen. Immer wieder ist von Gemeinschaft und Widerstand die Rede. Haynes spricht von einer „besonderen Krise“ und betrachte mit großer Sorge die Flut der Maßnahmen der Trump-Administration, die bei Vielen ein Gefühl der Destabilisierung ausgelöst haben.
- Filmfestspiele: Berlinale 2025 – Das Programm im Überblick
- 75 Jahre Festival: Ein Streifzug durch die Geschichte des Festivals
- Der Rote Teppich: Schräge Outfits, nackte Haut und ein paar Aussetzer
- Der Ehrengast: Warum der Goldene Bär an Tilda Swinton überfällig ist
- Fotoalbum von Tricia Tuttle: Die neue Intendantin des Festivals ganz privat
Der argentinische Filmemacher Rodrigo Moreno nennt den Machthaber seines Landes nicht beim Namen, nur einen „Verrückten und Faschisten“, der gegen Wissenschaft, Kunst und Andersdenkende vorgehe und beklagt, dass es keine staatliche Filmförderung mehr gebe. „Aber wir können auch mit Handys drehen. Das Hauptproblem sind die Arbeiter, die Alten und Armen in Argentinien.“
Maria Schrader „könnte nicht glücklicher sein“
Auf die Frage, wie sie mit politischen Konflikten auf dem Festival umgehen werden, antwortet Schrader: „Angst ist kein guter Begleiter. Ich will nichts fürchten, ich möchte einen Ort wie die Berlinale als Raum feiern, in dem sich Menschen begegnen, ins Gespräch kommen und es um Fragen geht, nicht um vorgefertigte Antworten.“

Diese Bereitschaft, voneinander zu lernen und unterschiedliche Sichtweisen anzuerkennen, sei für sie bereits ein politischer Aspekt dieses Festivals. Sie freue sich auf das gemeinsame Filmeschauen, auch mit dem Publikum. „Ich könnte nicht glücklicher sein, als die nächsten zehn Tage vor Ort präsent zu sein und Zeit miteinander zu verbringen.“
Am Ende verrät Tricia Tuttle noch das erste deutsche Wort, das sie gelernt hat. „Gemütlich“. Das habe sie bereits früher auf der Berlinale gespürt, als sie selbst Fachbesucherin war, „diese Wärme und das Inklusive“. Sie wünscht sich ein offenes Festival, keine Blase. „Die Welt ist ein schwieriger Ort, und einiges davon wird in den Gesprächen zum Vorschein kommen. Ich spüre bei unserer Jury, dass wir dies mit viel Liebe und Sorgfalt tun werden.“ Wie gemütlich es dabei dann zugeht, wird sich zeigen.