Essen. Es sollte das letzte Album der Serie werden, die The Weeknd zum Superstar machte. Doch „Hurry Up Tomorrow“ scheitert, weil es zu viel will.
Mit den wahrlich großen Hits ist es so eine Sache: Wer vor ein paar Jahren zum ersten oder zweiten Mal im Leben „Blinding Lights“ oder „Save Your Tears“ gehört hat, wird zumindest erahnt haben, dass hier etwas ganz Besonderes in der Luft liegt. Die beiden Welthits von The Weeknd waren auf dem Auftakt einer Album-Trilogie zu hören, die den kanadischen R&B-Sänger in die Superstar-Liga katapultiert hat und nun mit „Hurry Up Tomorrow“ einen wahrlich bombastischen Abschluss finden soll. 22 Songs hat er dafür aufgenommen, mit einer Laufzeit von 85 Minuten würde so viel Musik nicht einmal auf eine herkömmliche CD passen. 22 Songs, denen man einmal, zweimal intensiv zuhört – aber komplett ohne „Blinding Lights“-Moment zurückbleibt.
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Es ist ohnehin nicht ganz leicht, die Erfolgskriterien seines Sounds herauszukristallisieren. Der Sänger Abel Tesfaye, der mit The Weeknd eine Kunstfigur geschaffen hat etwa wie einst Bowie mit seinem Ziggy Stardust, hat in seinen modernen R&B unüberhörbar viele Referenzen zu Michael Jackson eingebaut, aber auch einen Giorgio Moroder-artigen Retro-Disco-Sound, mal geht es fast zurück in die Pop-Gefilde von a-ha, mal baut er Latino-Klänge in seine Tracks ein.
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Am ehesten erlebt man so ein Hit-Gefühl noch bei „Open Hearts“, das zwar von vergleichsweise konventionellen Synth-Rhythmen untermalt wird, aber von der hübsch wehmütig geschmalzten Zeile „It‘s never easy, falling in love again“ getragen wird.
Beim Opener des Albums „Wake Up“ entdeckt man eine so deutliche Anlehnung an den Beginn von Michael Jacksons „Thriller“, dass man denkt, jetzt käme die Zeile „It‘s close to midnight“. Tut sie aber nicht, der Song bleibt vergleichsweise sanft und reißt nicht sonderlich mit.
Einige Füller statt eines Hit-Feuerwerks
Überhaupt hat man den Eindruck, dass es außer den eingestreuten Zwischenspielen wie „I Can‘t Fucking Sing“ oder „Until We‘re Skin & Bones“ noch einiges an Füllmaterial gibt. Selbst das vorab ausgekoppelte und von Pharrell Williams produzierte „Timeless“ feat. Playboi Carti ist ein zielloses Rappen vor einem austauschbaren Elektronik-Ambient-Teppich.
Selbst die Stimme von Lana Del Rey verpufft
Generell bringen die Star-Gäste nicht unbedingt große Gefühle mit sich. Wenn etwa Lana Del Rey bei „The Abyss“ mit einstimmt, dann sticht ihre Stimme nicht heraus, sondern wird teils für atmosphärischen Background-Gesang vergeudet.
Man merkt The Weeknd an, dass er seiner Trilogie mit großer Geste einen würdigen Abschluss setzen wollte. Was vielleicht mit Hinsicht auf die getragene Stimmung von „Hurry Up Tomorrow“ stimmen mag. Aber in Hinsicht auf die Frage, ob dies ein ebenso großes Album wie „After Hour“ oder „Dawn FM“ werden kann, hat The Weeknd sein Ziel eindeutig verfehlt.
The Weeknd: „Hurry Up Tomorrow“ (Universal)