Berlin. Die Feiertagsfolge aus Ludwigshafen handelt von der Entführung eines Jungen. Dabei trifft Lena Odenthal erneut auf einen Widersacher.
- Am 1. Januar läuft der 81. Fall von Lena Odenthal und der 22. mit Johanna Stern
- Diesmal geht es um die Entführung eines Jungen und einen Wiederholungstäter
- Besetzung, Kritik, Schnellcheck: die wichtigsten Infos zum aktuellen Kult-Krimi
Das neue Jahr fängt gleich ruppig an. Keine Schonfrist. Zumindest nicht beim Feiertags-„Tatort“. Da geht es mal wieder um ein Kind in Gefahr. Und das fasst einen ja immer besonders an. Ein neunjähriger Junge wird auf offener Straße entführt. Eine ältere Nachbarin, die schockiert zusieht, will die Polizei rufen und wird dabei von dem Wagen überfahren. Die einzige Zeugin liegt fortan im Koma. Und die Ludwigshafener Kommissarinnen Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) und Johanna Stern (Lisa Bitter) müssen sich um ein verzweifeltes Elternpaar kümmern und tappen erst mal im Dunkeln. Ein Lösegeld für den Jungen wird zwar gefordert, aber nicht abgeholt. Ein reines Ablenkungsmanöver.
Die dienstälteste TV-Kommissarin und das junge Gemüse
Dann aber stoßen die Ermittlerinnen auf einen ähnlichen Fall vor neun Jahren. Und wenden sich an das damalige Entführungsopfer, das nach zehn Wochen befreit wurde. Der Zuschauer lernt Swen (Samuel Benito) schon vorher kennen, wie er sich erst in einem Club verausgabt, sich aber auf dem Nachhauseweg panisch verfolgt fühlt. Der nun 20-Jährige, der eben erst von zu Hause ausgezogen ist, reagiert vollkommen verstört und traumatisiert, als er erfährt, dass womöglich der gleiche Täter wieder unterwegs ist. Mag sich den Ermittlerinnen aber erst nicht anvertrauen.
Sodass Odenthal ihre Kollegin bittet, eine Verbindung zu ihm aufzubauen: „Du kannst das besser“. Der Zuschauer weiß aber bald auch mehr als der Junge. Weil schon früh klar wird, wer der Entführer ist. Die Spannung ergibt sich hier nicht aus dem Whodunit (Wer war’s?), sondern aus dem Wissensvorsprung gegenüber den Kommissarinnen. Und das macht sichtlich nervös, was durch die nervöse Kameraführung noch verstärkt wird.
Gleichzeitig leistet sich auch der Ludwigshafener „Tatort“ mal eine horizontal erzählte Nebengeschichte. In der letzten Folge wurde Lena Odenthal von dem rüden LKA-Ermittler Kurt Breising (Bernd Hölscher) verhört. Nun treffen die beiden gleich wieder aufeinander: weil Breising die Soko zur Wiederauffindung des entführten Jungen leitet.
Erst kam einen der Fährmann holen, nun kommt der Stelzenmann
Außerdem ging es in der letzten Folge darum, wer die vakante Stelle der langjährigen Sekretärin übernimmt. Die junge Mara Herrmann (Davina Chanel Fox) wechselte vom LKA, um Breising zu entgehen. Auch sie hat jetzt gleich wieder mit ihm zu tun. Zugleich meldete sich aber auch Nicol Langenkamp (Johannes Scheidweiler) aus der Buchhaltung. Beide müssen sich nun die Stelle auf Probe teilen. Ein Versuch, den Ludwigshafener „Tatort“ mit der dienstältesten Kommissarin der Filmreihe zu verjüngen. Wie das 2012 schon mal mit Lisa Bitter als neuer Kollegin eingeführt wurde.
Die beiden Jungkräfte aber liefern sich keinen Konkurrenzkampf, sondern tun sich vielmehr zusammen. Ein schöner Akt von Solidarität. Und so erzählt dieser Krimi von Miguel Alexandre (Regie) und Harald Göckeritz (Drehbuch) zwar viele Geschichten auf einmal, verwebt sie aber gut miteinander. Die Frischzellenkur tut auch der Langzeitermittlerin gut. Und am Ende wirkt sogar ein fieser LKA-Unsympath irgendwie menschlich. Merkwürdige Koinzidenz nur: Im Zürcher „Tatort“ vor zwölf Tagen sollte einen noch der Fährmann holen. Jetzt kommt der Stelzenmann.
„Tatort: Der Stelzenmann“: ARD, 1.1., 20.15 Uhr
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