Dortmund. Mord ohne Leiche? Im Dortmund Tatort „Made in China“ muss Kommissar Faber einen Fall lösen, wie er ihn noch nie erlebt hat.
Silberjubiläum in Dortmund. „Made in China“ (ARD, 26. Dezember, 20.15 Uhr) heißt Fall 25 des Tatorts aus dem Herzen des Ruhrgebietes. Feiern aber darf eigentlich nur einer. Kommissar Faber (Jörg Hartmann) ist der Letzte, der noch übrig ist von der ursprünglichen Besetzung. Doch Faber ist mal wieder nicht in der Laune, die Korken knallen zu lassen. Zumal er und Rosa Herzog sich mit ihrer neuen Chefin Ira Klasnić (Alessija Lause) herumplagen müssen.
Tatort Dortmund: Blutüberströmt im Asia-Markt
Dabei scheint die Sache anfangs klar und der Fall vor einer schnellen Lösung. Mit einem Messer in der Hand streift eine junge, blutverschmierte Frau durch einen Asia-Markt. Als sie überwältigt und festgenommen ist, sagt sie nur einen Satz, den aber immer wieder. „Ich habe ihn umgebracht.“ Leider ist ihr entfallen, wen sie getötet hat und wo Opfer und Tatwaffe liegen. „Amnesie“, sagt die Ärztin im Krankenhaus. Faber dagegen glaubt an Schauspielerei.
Immerhin: bald haben die Ermittler die Identität der Verdächtigen geklärt. Vanessa Haiden (Klara Lange) heißt sie und ist Spross der Familie Haiden, der letzten großen Stahldynastie des Ruhrgebietes. Und auf einmal fällt der jungen Frau auch wieder ein, wer das Opfer sein könnte: Ihr Vater Joachim, genannt Jo, undurchsichtiger Lebemann und Luftikus, der vor 30 Jahren in die Familie einheiratete, bei manchen Mitgliedern aber bis heute nicht willkommen ist.
Ausflug in die Welt der Spionage
Als Faber und Herzog der Villa der Haidens einen Besuch abstatten, vertreiben sie erst einen Einbrecher und finden dann Jo Haidens Ehefrau Sophia (Marie-Lou Sellem), die sich allerdings wenig Sorgen um ihren Mann macht. Er sei oft ohne Voranmeldung mehrere Monate verschwunden – arbeite die Hälfte des Jahres in China. Selbst als im Haus Blutspuren gefunden werden, im Garten ein Messer entdeckt wird und ein Video auftaucht, das mutmaßlich die Entsorgung einer Leiche zeigt, bleibt die Hausherrin gelassen. Nach gut der Hälfte des bekommt der Fall dann eine ganz neue Wendung. Herzog stößt auf ein altes Foto und plötzlich finden sich die Dortmunder Ermittler in der Welt der Spionage wieder, in der nichts ist, wie es zunächst scheint.
Abgesehen von diesem recht konstruiert wirkenden Dreh der Story lässt der jüngste Fall aus Dortmund wenige Wünsche offen. Die Dialoge sind pointiert wie lange nicht mehr, und der teilweise mal wieder richtig witzige Faber und Herzog werden mehr und mehr zu einem gut funktionierenden Team. Es gibt für Tatort-Verhältnisse viel Action, eine ungewöhnliche Verfolgungsjagd und diverse Überraschungen. Und so viele Bilder aus der Stadt, wie lange nicht mehr.
Darum zieht Kommissar Faber seinen Parka niemals aus
Unklar bleibt allerdings die Rollenentwicklung der neuen Vorgesetzten Ira Klasnić. In der Vorgänger-Folge „Cash“ eingeführt als karrieregeile, rücksichtslose Kollegin aus der Internen, halten sich die Reibereien mit ihr dieses Mal, von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, in Grenzen. Fachlich scheint es jedenfalls wenig Grund zur Kritik zu geben. Der Streit zwischen Faber und seinem Intimfeind, dem Kriminaltechniker Haller (Tilman Strauß), strebt dagegen mit Macht einem explosiven Finale in einer der kommenden Folgen entgegen.
Gelöst ist dagegen nach 25 Folgen endlich die Frage, warum Faber seinen Parka noch nie abgelegt hat. „Der ist“, erklärt er Kollegin Herzog beim hochsommerlichen Brainstorming auf dem Parkplatz des Polizeipräsidiums, „wie Hundefell. Der schützt bei Kälte und Hitze.“
Spannend, überraschend, unterhaltsam. Hoffentlich noch viele Folgen lang.