In der Region. Kirchen, Rathäuser, Schlösser & der Dortmunder Florian.: Am Sonntag bieten zahlreiche Denkmale der Region besondere Einblicke.

Millionen Menschen in ganz Deutschland unternehmen am Sonntag wieder eine Zeitreise in die Vergangenheit: Am Tag des offenen Denkmals öffnen landesweit Tausende Denkmale ihre Pforten für Neugierige, zahlreiche auch in NRW. Das diesjährige Motto lautet „Wahr-Zeichen“ und betont in Zeiten von Fake-News und KI-generierten Fälschungen den authentischen Charakter der steinernen Zeitzeugen. Homepage und App des größten Kulturevents der Republik listen auch in der Region eine schier unüberschaubare Fülle von Programmpunkten. Wir haben zehn der spannendsten Highlights und Geheimtipps für Sie herausgesucht.

Eisenbahnbrücke Kleve-Griethausen

Am Niederrhein lockt ein Denkmal zu Besichtigung, bei dem keine verschlossene Tür geöffnet werden muss: Die alte Eisenbahnbrücke Kleve-Griethausen quert seit über 150 Jahren den Rhein: Der wurde dort 1912 „stillgelegt“ und zum Alt-Rhein, die Brücke quittierte 1960 ihren Dienst bei der Bahn. Seit 1987 rollen auf ihr auch keine Güterwagen mehr. Heute ist sie die älteste noch erhaltene Eisenbahnbrücke im deutschen Abschnitt des Rheins – und ein pittoresker Lost Place aus rostigem Stahl. Am Sonntag dürfen sich nicht nur Eisenbahnfans auf Vorträge und eine geführte Begehung über die Stahlfachwerkkonstruktion freuen. In einem Zelt gibt‘s u.a. zudem historische Bilder zu sehen.

  • geöffnet ab 11 Uhr
  • Adresse: Wehrpöhl, 47533 Kleve-Rindern
Die Eisenbahnbrücke Kleve-Griethausen kann am Sonntag besichtigt werden.
Die Eisenbahnbrücke Kleve-Griethausen kann am Sonntag besichtigt werden. © NRZ

Willibrordi-Dom in Wesel

Der nach dem „Apostel der Friesen“ benannte Dom in Wesel war der letzte spätgotische Großbau des Rheinlands, nach seiner Zerstörung im Zweiten Weltkrieg bauten die Weseler ihn wieder auf. Am Sonntag hat man die seltene Gelegenheit, den Willibrordi-Dom zu besteigen und von seinem Turm den Ausblick über den Niederrhein zu genießen. Im prächtigen Inneren beantworten kundige Ansprechpartner alle Fragen zu seiner Ausstattung und Geschichte. Beim Zugang zum Turm kann man für einen Euro an einer Tombola des Dombauvereins teilnehmen – und Kinder erhalten sogar ein Los geschenkt.

  • geöffnet 13-17 Uhr
  • Adresse: Großer Markt, Wesel

Freimaurerloge in Duisburg

Mit 15 Denkmalen beteiligt sich Duisburg am diesjährigen Aktionstag, darunter städtische Aushängeschilder wie das Rathaus, diverse Kirchen oder auch das ehemalige Warenhaus Tietz in Hamborn, das unter den Nazis zum Kaufhof arisiert wurde. Geheimtipp im Programm ist aber die Freimaurerloge „Zur Deutschen Burg“, die auf der Friedensstraße in einem Haus aus den 1920er-Jahren residiert, das selbst gar kein Denkmal ist. Am Sonntag sowie bereits am Samstag haben Neugierige die Möglichkeit, in die geheimnisvolle Welt der Loge, die von 1935 bis 1946 verboten war, einzutauchen. Um 14, 16 und 18 Uhr finden Vorträge statt, die den Nebel über die Freimaurerei lichten sollen.

  • geöffnet 12-18 Uhr (auch Sa 14-18 Uhr)
  • Adresse: Friedenstr. 100, Duisburg

Wikinger auf Schloß Broich in Mülheim

Die Wikinger entdeckten nicht nur Amerika, sie fuhren mit ihren Langschiffen auch den Rhein hinauf und wüteten zum Beispiel in Duisburg. Heinrich, ein fränkischer Edelmann, gab ihnen jedoch Saures und beendete ihren Vormarsch. Noch heute zeugt Schloß Broich, die besterhaltene spätkarolingische Wehranlage nördlich der Alpen, von seinem Wirken. Am Sonntag haben es die Nordmänner dann doch noch bis Mülheim geschafft: Die Sippe Heimskringla präsentiert von 11 bis 16 Uhr in der Ringmauer hinter dem Turmfragment, wie im 10. und 11. Jahrhundert das Alltagsleben in einem dänischen Wikingerlager aussah. Gäste lernen auf praktische Weise das Lederhandwerk kennen und Kinder können das Bogenschießen erproben. Führungen sind bereits ausgebucht, aber das Museum im Schloss kann von 11 bis 17 Uhr sowie bereits am Samstag von 14 bis 17 Uhr kostenfrei besucht werden. 

ab 11 Uhr, Adresse: Am Schloß Broich 28, 45479 Mülheim (Broich)

Auf Schloß Broich in Mülheim fallen am Tag des offenen Denkmals die Wikinger ein.
Auf Schloß Broich in Mülheim fallen am Tag des offenen Denkmals die Wikinger ein. © FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Verwaltungsgericht Gelsenkirchen

Einst beherbergte der von 1907 bis 1910 erbaute monumentale Backsteinbau im Stil der Neurenaissance die Hauptpost in Gelsenkirchen, seit 1984 tagt hier das Verwaltungsgericht. Am Sonntag locken stündlich Führungen (12-16 Uhr) durch den spektakulären Bau mit der großen Schalterhalle. Neben einem Vortrag können die Besucherinnen und Besucher im Gerichtsaal sogar einer Schauverhandlung beiwohnen (11.30+14 Uhr), bei der es zum Glück nicht um Verbrechen, sondern um das Denkmalrecht geht.

  • geöffnet 11-17 Uhr
  • Adresse: Bahnhofsvorplatz 3, 45879 Gelsenkirchen 
Im Verwaltungsgericht Gelsenkirchen, der ehemaligen Hauptpost, findet am Tag des offenen Denkmals eine Schauverhandlung statt.
Im Verwaltungsgericht Gelsenkirchen, der ehemaligen Hauptpost, findet am Tag des offenen Denkmals eine Schauverhandlung statt. © HO | Verwaltungsgericht

Ratssaal im Rathaus Oberhausen

Über sieben Millionen Euro soll die denkmalgerechte Restaurierung der Stuckdecke im Ratssaal des Oberhausener Rathauses gekostet haben – nun hat die Stadt ein Schmuckstück, das in seiner Monumentalität einzigartig im Rheinland ist. Zwischen 1927 und 1930 wurde das Rathaus erbaut und ist mit seinem Backsteinexpressionismus bis heute ein Hingucker in der Stadt an der Emscher. Die prunkvolle Decke mit silbernem Schlagaluminium fristete lange ein Schattendasein unter Gipskarton, nun glänzt sie wieder über dem Stadtrat. Am Sonntag gibt sich sogar der Oberbürgermeister die Ehre (12 Uhr), daneben gibt‘s zwei Führungen (11.30+14.30 Uhr).

  • geöffnet 11-16 Uhr
  • Adresse: Schwartzstr. 72, Oberhausen

Schloss Borbeck in Essen

Essens Wahrzeichen ist die Zeche Zollverein mit ihrem vielfach fotografierten Doppelbock. Doch in der größten Stadt des Ruhrgebiets gibt‘s natürlich auch schöne alte Schlösser. Neben dem Schloss Schellenberg macht Schloss Borbeck beim Denkmaltag mit. Am Sonntag, werden zwei Führungen angeboten: Eine startet um 14 Uhr unter dem Titel „1000 Jahre Frauenpower“, denn schließlich herrschten hier einst die Fürstäbtissinen über die Stadt. Eine weitere führt durch den Schlosspark, einen der ältesten seiner Art im Rheinland (Anmeldung: 0201/8844214). Zur Stärkung bieten sich das Café „Le Petit“ im Wirtschaftsgebäude sowie ein Biergarten im Schlosspark an.

  • geöffnet 14-18 Uhr (auch Samstag)
  • Adresse: Schloßstr. 101, Essen

Haus Schulte-Witten in Dortmund

Ein zu Wohlstand gekommener Landwirt ließ sich einst eine vornehme Villa in Dotmund bauen, wie er sie von den reichen Unternehmnern kannte. Das heutige Erscheinungsbild erhielt Haus Schulte-Witten zu Beginn des 20. Jahrhunderts. So entstand aus dem zuvor so strengen Bau eine malerisch in den umgebenden Park ausgreifende Anlage. Am Sonntag erläutert eine Ausstellung die Geschichte, dazu gibt ein buntes Rahmenprogramm. Unter anderem sind Kreative der Steampunk-Szene vor Ort, um Hefte im Mixed-Media-Stil zu gestalten, zudem wird die alte Technik der Cyanotypie präsentiert. Es erklingt Live-Musik aus der Entstehungszeit des Hauses, und wer mag, kann sich mit Zylinder und Federboa fotografieren lassen.

  • geöffnet 11-14 Uhr
  • Adresse: Wittener Str. 3, Dortmund
Im Haus Schulte-Witten gibt es am Tag des offenen Denkmals, u.a. eine Steampunk-Aktion.
Im Haus Schulte-Witten gibt es am Tag des offenen Denkmals, u.a. eine Steampunk-Aktion. © Stadt Dortmund | Roland Gorecki

Ausgrabungen am Rathausplatz Köln

Das 2000 Jahre alte und mit Denkmalen reich gesegnete Köln lockt am Sonntag mit nicht weniger als 129 Programmpunkten. Einer der spannendsten Schauplätze ist der Rathausplatz, denn dort laufen derzeit die Ausgrabungen zum entstehenden Museum MiQua, bei dem große Teile des mittelalterlichen jüdischen Viertels entdeckt wurden, darunter die Synagoge und die Mikwe. Am Sonntag gibt es dort unter dem Motto „Facts and Fake News“ Vorträge (11, 13, 15 und 17 Uhr), die Licht in die Klischees um das jüdische Leben im Mittelalter bringen sollen.

  • geöffnet 11-14 Uhr
  • Adresse: Alter Markt 33, Köln

Villa Post in Hagen

1892 erbaute sich der Industrielle Wilhelm Post in Hagen eine Villa, die bis heute seinen Namen trägt. Der kubische Backsteinbau im spätklassizistischen Stil beherbergt seit 1998 die VHS der Stadt und bietet am Sonntag viel Programm. Bei Führungen erfährt man etwa, wie Familie Post einst in ihrem repräsentativen Anwesen lebte. Gleichzeitig feiert die VHS auch ihre Saisoneröffnung und bietet Kinderaktionen, italienische Speisen und nicht zuletzt Musik: Um 12 und um 16.30 Uhr gibt es in der Gründerzeitvilla zwei Konzerte, bei denen u.a. Filmmusik erklingt.

  • geöffnet 12-18 Uhr
  • Adresse: Wehringhauser Str. 38, Hagen