Essen. „Love Lies Bleeding“ ist ein deftiger Gangsterfilm mit Kristen Stewart und Ed Harris. Es gibt viele Gründe, ihn sich im Kino anzusehen.

Jack hat nichts mehr zu verlieren, aber noch viel zu gewinnen. Deshalb lässt sie sich auch von einem schmierigen Kerl besteigen, weil der ihr einen Job auf einem Schießstand in Aussicht stellt. Der Boss dort ist ein gewisser Lou, Sr., der auch ein Fitnessstudio betreibt, dessen Reichtum aber zuvorderst auf illegalem Waffenhandel gründet. Lous jüngere Tochter Lou ist Geschäftsführerin der Muckibude. Hier kommt eines Abends Jack vorbei. Lou, die auf Frauen steht, ist von der sportlichen Jack beeindruckt. Die beiden verbringen miteinander eine Liebesnacht. Jack will an einem Bodybuilding-Wettbewerb teilnehmen, der in Kürze in Las Vegas stattfinden soll. Sie darf bei Lou einziehen. Dann setzen Ereignisse von nicht absehbarer Tragweite ein.

Mehr zum Thema

Mit ihrer neuen, erst zweiten Regiearbeit für einen Kinofilm bestätigt die englische Filmautorin Rose Glass ihr Faible für ungewöhnliche Frauenfiguren, die durch ungünstige soziale Vorgeschichte oder einen unbestimmten psychischen Knacks in einen gefährlichen, mörderischen Strudel der Gewalt geraten.

Im Kinofilm „Love Lies Bleeding“ geht es um zwei ungleiche Frauen

Hier nun geht es um zwei auf den ersten Blick denkbar ungleiche Protagonistinnen, die sich in der Liebe und im Verbrechen als Partnerinnen bewähren müssen. Jack, die eigentlich Jacqueline heißt, wird von der Kampfsportlerin Katy O’Brian verkörpert, die mit einer Rolle in der Star-Wars-Serie „Mandalorian“ auf sich aufmerksam machen konnte und hier mit beträchtlichem Muskelaufbau und dank clever gewählten Kamerapositionen als gefährlich aufbrausende Kraftamazone in Erscheinung tritt. Ihre Partnerin ist Kristen Stewart, die ihre Lou als kettenrauchenden Hungerhaken anlegt und gegenüber O’Brian wie ein Hänfling wirkt, obwohl sie nur fünf Zentimeter kleiner ist.

Neu im Kino: „Love Lies Bleeding“.
Neu im Kino: „Love Lies Bleeding“. © Plaion Pictures | Plaion Pictures

Zwei sinnliche Liebesszenen zu Beginn und zunehmend drastische Brutalhärten in der Folge markieren den Handlungsspielraum in einem ironisch ausgepolsterten Gangsterfilm, der gar nichts mit dem Hochglanzkino von Ridley Scotts „Thelma & Louise“ zu tun hat, aber sehr bewusst die Nähe zum Neo-Noir-Kino der 80er- und 90er-Jahre sucht und dabei Stilmittel aus den ersten Filme der Coen-Brüder, vor allem von „Blood Simple“ aufgreift.

„Love Lies Bleeding“: Ed Harris als Gangsterboss im Kino

In diesen Kontext passt auch die Rolle des Gangsterbosses Lou, Sr., den Ed Harris mit verwitterter Mimik und grotesker Rocky-Horror-Riffraff-Frisur zwischen Texas-Karikatur und American Gothic anlegt. Alles in diesem Film wirkt betont unglamourös, die Gewerbegebiete am Rand der Wüste ebenso wie die gewaltbereiten Frauen und die hässlichen Männer. Es ist Genrekino für ein Arthousepublikum, das von Zeit zu Zeit ins Schaufenster der Ruchlosigkeit schielt und hier einen ordentlichen Gegenwert geboten bekommt.