Essen. Dieses Event ist so angesagt, dass die meisten Besucher aus Berlin kommen: Auf Zollverein läuft ab 12. Juli das 3. Stone-Techno-Festival.

Er ist einer der wichtigsten Macher der Technoszene im Ruhrgebiet, längst findet seine Arbeit auch international Beachtung: Ahmet Sisman bringt am Wochenende, 12. bis 14. Juli, die dritte Auflage des Stone-Techno-Festivals auf Zollverein an den Start, zum ersten Mal als Drei-Tages-Festival.

Der Mix aus großen Namen wie Oscar Mulero, Ellen Allien und Sol Ortega aber auch vielen ausgewählten kleineren Acts kommt an: Längst gibt es nur noch einige wenige Tagestickets, mehr als 60 Prozent der Besucherinnen und Besucher kommen aus dem Ausland, mittlerweile sogar aus den USA. Unter den deutschen Fans ist der Anteil der Berliner am größten. 10.000 Fans dürfen maximal täglich aufs Gelände.

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„Qualität vor Quantität“, begründet das Sisman, der das Stone-Techno gern als „Boutique-Festival“ bezeichnet: Weil das Line-up so durchdacht und die Location so einzigartig ist. Lange habe er für Zollverein als Veranstaltungsort gekämpft und dabei viel Überzeugungsarbeit leisten müssen. Acht Treffen habe es gebraucht, bis er die Verantwortlichen auf Zollverein überzeugt hatte. „Leider herrscht bei elektronischer Musik noch immer das Klischee vor, dass hier nur Ecstasy konsumiert und die Bude kaputt gemacht wird“. Dabei sei das Stone-Techno „die friedlichste Veranstaltung, wir hatten nur einen Vorfall im vergangenen Jahr“, sagt Sisman.

Im Schnitt sind die Besucher 35 Plus, die Szene derer, die elektronische Musik schätzen, ist eben auch älter geworden. „Es gibt hier keine Kirmes, keine Lichtshow und feste Toiletten. Ich hasse Dixie-Klos“, sagt Sisman über sein Festival, das sehr „down to earth“, geerdet sei, es gehe schlicht um die Musik. Sismans Händchen dafür und die Hartnäckigkeit zahlten sich aus, medial und politisch. Mittlerweile werden ausgewählte Konzerte bei Arte gestreamt, der WDR-Rockpalast sah sich gar an Pink Floyds Film ‚Live at Pompeii‘ von 1972 erinnert. Zollverein schmückt sich gern mit der Veranstaltung.

Bis zu 10.000 Elektrofans feiern täglich beim Stone-Techno-Festival auf Zollverein.
Bis zu 10.000 Elektrofans feiern täglich beim Stone-Techno-Festival auf Zollverein. © The Third Room | Jennifer Bergsiek

Nach einem Jahr kultureller Förderung stand das Festival bereits finanziell auf eigenen Füßen und tut es bis heute. Ginge es nach Sisman, müsste die elektronische Musik stärker gefördert werden. Speziell im Ruhrgebiet werde in der Kulturförderung „viel Geld verbrannt“, werde guten Ideen oft keine Chance eingeräumt. „Es braucht am Anfang einen Push durch öffentliche Gelder, nur am Anfang“, sagt der 42-Jährige, der auch die Kultur in einem Generationenkampf sieht. Denn an den entscheidenden Stellen säßen oft eben „die alten Hasen“, die ihre Fördertöpfe immer wieder unter den gleichen Institutionen aufteilten. Mehr junge Menschen in Kulturbeiräten würde er sich wünschen, um wortwörtliche eine neue Kultur zu etablieren. Denn, da ist Sisman konsterniert: „Ich finde nicht, dass viel Spannendes im Ruhrgebiet passiert.“ Einzig Zollverein halte ihn hier: „Das hat Potenzial, das gibt‘s nirgends sonst und ich habe da etwas aufgebaut.“

„„Der Standort Ruhrgebiet muss die elektronische Musik stärken, wenn er verhindern möchte, dass alle Talente nach Berlin abwandern.““

Ahmet Sisman, Gründer des Stone-Techno-Festivals und Labels „The Third Room“

Noch vor dem Festival gründet Sisman 2017 sein Label „The Third Room“, mit dem er den kulturellen Austausch fördern, elektronischer Musik vieler Spielarten ein Zuhause geben möchte. „Der Name des Labels ist von der Third-Space-Theorie inspiriert, die besagt, dass sich Kulturen nicht gegenseitig dominieren, sondern miteinander korrelieren und harmonieren“, sagt Sisman, der selbst im Jahr 2004 als türkischer Student aus Istanbul nach Deutschland kam. Es gebe viele Leute wie ihn, „die wollen was machen“. Nur gäben viele irgendwann entnervt auf, weil es an Unterstützung mangele, weiß Sisman: „Der Standort Ruhrgebiet muss die elektronische Musik stärken, wenn er verhindern möchte, dass alle Talente nach Berlin abwandern.“

Stone Techno Festival, 12.-14. Juli, es sind nur noch Tagestickets erhältlich (70 Euro), weitere Informationen gibt es hier.