Oberhausen. Laut Stadtkämmerer Tsalastras könnten 80 Prozent der Förderungen gekappt werden. Theater Oberhausen muss Eintrittspreise erhöhen.
Wann ist die Schmerzgrenze für die freien Kulturträger erreicht? Im Kulturausschuss machten sich jetzt Politikerinnen und Politiker ihre Gedanken um die Zumutbarkeit von Förder-Kürzungen. Erst im Oktober hatte das Ratsgremium über neue „Förderrichtlinien für die freie Kulturarbeit“ beraten – und mit den auf zehn Seiten detailliert aufgelisteten Vorgaben den Ehrenamtlichen so Einiges an zusätzlichem Papierkram zugemutet. Das schafft einerseits geregelte Maßstäbe – wenn man nicht annehmen muss, dass so allein die Routiniers gepflegter Antragsprosa bevorzugt würden. Wer andererseits die heimliche Hoffnung hegte, die formalen Hürden könnten auch eine abschreckende Wirkung zeigen, sieht sich nun getäuscht.
„Wir haben spätestens im April kein Geld mehr zu verteilen“, befürchtete CDU-Ratsfrau (und langjährige frühere Kulturausschuss-Vorsitzende) Marita Wolters. Dem konnte auch Axel Scherer als SPD-Sprecher nur zustimmen und verglich die Verteilungs-Not schon mit jener im Ruhrparlament des RVR: Mit Bewerbungen für rund 900.000 Euro war dort die Höchstsumme des Verteilbaren ums Zehnfache überboten – „ein kleines Pflaster auf einer großen Wunde“, so Scherers schmerzhafter Vergleich.
„Auch wir kommen aus diesem Dilemma nicht heraus“, bestätigte Apostolos Tsalastras. Der Kulturdezernent und Kämmerer konstatierte für Oberhausen: „Die beantragten Summen werden immer größer.“ Schließlich haben auch die freien Kulturschaffenden – wie alle anderen – steigende Kosten zu stemmen. Mit herber Ironie stellte auch Manfred Flore (SPD) als Ausschussvorsitzender fest, Oberhausen sei wohl nicht mehr „die Stadt, die mit leerem Beutel große Sprünge macht“.
Man könne zwar die Antragsteller nicht rundheraus fragen, „bis wohin können wir bei euch kürzen?“, meinte auch Tsalastras. Dennoch wagte der Erste Beigeordnete eine erstaunliche Schätzung: 80 Prozent der beantragten Projekte ließen sich verwirklichen, selbst wenn die beantragten Fördersummen von den Kulturpolitikern gekappt würden. So könnten mehr freie Kulturträger bedient werden, obwohl der Fördertopf gedeckelt ist. Für Marita Wolter ein akzeptables Vorgehen: „Wir halten dafür den Kopf hin“ – etwas Schimpfe müsse man verkraften können.
Ob Künstlerförderverein oder Galerie KiR, Zeche Alstaden oder Sterkrader Lesesommer: Bei den aktuell dem Kulturausschuss vorliegenden Anträgen handelten die Politiker noch nicht nach solchem Muster – sondern bewilligten sie einstimmig oder mit großer Mehrheit. Kontroverser debattierte man die Förderung der sechs soziokulturellen Zentren in einer Gesamthöhe von knapp 148.000 Euro. Hier geht‘s also nicht um maximal 3500 Euro je Antrag, doch wie der Kämmerer und Kulturdezernent deutlich machte: „Dies ist keine Projektförderung“ - sondern Bestandssicherung. Mit seinen sechs Zentren von Druckluft und Altenberg bis zu „Kultur im Turm“ und Bürgerzentrum Alte Heid hat Oberhausen inzwischen fast eine Sonderstellung. „Für sechs Zentren ist das keine Unsumme“, sagte denn auch Sandra Gödderz von den Grünen.
Als „Unsumme“ ließen sich dagegen die vom Theater Oberhausen bis 2027 einzusparenden 600.000 Euro betrachten. Der Kulturausschuss stimmte dem ersten Einspar-Schritt der Theaterleitung zu, nämlich die Eintrittspreise zu erhöhen: Differenziert nach Spielstätten und Zielgruppen beträgt die Verteuerung zwischen 1,50 Euro bis maximal 3 Euro pro Eintrittskarte. „Wir wollen nicht jedes Jahr die Preise erhöhen“, erklärte Verwaltungsdirektorin Doris Beckmann, „deshalb machen wir jetzt einen größeren Schritt.“ Zustimmung kam vom Kämmerer: „Die letzte Preisanpassung ist auch schon zehn Jahre her.“