Duisburg/Dinslaken. Schon zum dritten Mal hat ein Richter aus Duisburg einen Menschen auf dem Gewissen. Wird man ihn dieses Mal zur Rechenschaft ziehen?

Trauerschleife, Richterhammer und Blut. Ein Blick aufs Buchcover genügt und man weiß schon: Es wird wieder jemand sterben. Vielleicht nicht brutal und gewaltsam, aber trotzdem ermordet. Auf ganz spezielle Art. Wie Siggi Buckmann das immer macht. Aber dieses Mal gerät der Jurist selbst in große Gefahr. „Richter sterben besser“ heißt Band 3 der erfolgreichen Buchreihe des Duisburgers Thorsten Schleif.

Nach Sachbüchern folgen mehrere Romane

Ähnlich wie sein Romanheld weiß Schleif, worüber er spricht, beziehungsweise da schreibt. Er ist nämlich vom Fach, ist Richter, derzeit am Amtsgericht in Dinslaken. Zum Autor geworden ist der 44-Jährige schon vor Jahren – damals aber noch mit dem Sachbuch „Urteil: ungerecht“. Darin schreibt er, wie er den Richterberuf erlebt, nimmt aber auch kein Blatt vor den Mund, wenn es um den eigenen Berufsstand geht. Vielen Kollegen und Kolleginnen bescheinigt er eine Mischung aus zu wenig Selbstbewusstsein und zu viel Arroganz und spricht von gefährlicher Überlastung. Der Rechtsstaat sei in schlechtem Zustand und nahe am Abgrund, das Misstrauen der Bevölkerung wachse.

In der Branche kommt das nicht gut an, manche nennen Schleif einen „Nestbeschmutzer“. Damit kann er offenbar gut leben, zumal viele Leser begeistert sind. Jedenfalls legt der Duisburger schnell zwei Bücher nach, dann wechselt er das Genre, wechselt zur Fiktion, erweckt Siggi Buckmann zum Leben, der auf recht unkonventionelle Weise Kriminalfälle löst und für Gerechtigkeit sorgt, denn: „Richter morden besser“.

Schon das Cover lässt es erahnen: Es wird wieder Opfer geben.
Schon das Cover lässt es erahnen: Es wird wieder Opfer geben. © Heyne Verlag | Heyne Verlag

Auch in den Krimis bringt Schleif viel aus seinem Arbeitsalltag unter. Für die sympathischen Charaktere „gibt es reale Vorbilder“. Für die „Bad Guys“, wie er sie nennt, gibt es die nicht. Sie seien eher eine Mischung von vielen Staatsanwälten, Richtern, oder Verteidigern, die er im Laufe der Zeit kennengelernt hat. „Aber das Verrückte ist, dass mich immer wieder Kollegen aus anderen Städten anrufen und sagen, dass sie genauso einen Typen in ihrem Gericht haben.“

Auch ohne Vorkenntnisse leicht verständlich

Ein Roman, hat Schleif bei der Veröffentlichung des ersten Falls gesagt, habe sehr viel weniger Regeln, als ein Sachbuch. Das habe ihm viel Freiheit gegeben. So viel jedenfalls, dass nach der Fortsetzung „Richter jagen besser“ nun mit „Richter sterben besser“ (Heyne Verlag; Taschenbuch,‎ 240 Seiten, 13 Euro) Band drei vorliegt. Man muss übrigens die ersten Bände nicht kennen, um am gerade erschienenen dritten Teil Spaß zu haben.

Darin holen den Helden die Sünden der Vergangenheit ein. Feinde, das wird schnell klar, hat der Mann genug. Das macht es nicht einfacher, den Auftraggeber für die Mordanschläge auf ihn zu ermitteln, die nur knapp gescheitert sind. Weil die Polizei die Sache mal wieder nicht erst nimmt, heckt Buckmann selbst einen Plan aus, um dem Killer zuvorzukommen. Aber so viel sei verraten: Es gibt Komplikationen.

Thorsten Schleif bei einer Lesung aus seinem ersten Buch.
Thorsten Schleif bei einer Lesung aus seinem ersten Buch. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Am Stil hat sich nichts geändert. Schleif verzichtet auf Juristendeutsch, schreibt leicht verständlich, in flottem Tempo und mit der üblichen Prise Humor. Manches erinnert ein wenig an die Achtsam Morden-Reihe von Karsten Dusse. Dessen Held Björn Diemel würde sich jedenfalls gut mit Richter Buckmann verstehen.

Buch über einen der bekanntesten Serienkiller aller Zeiten ist in Arbeit

Es könnte sogar eine längere Freundschaft werden. Denn die Erlebnisse des Richters sind noch nicht zu Ende erzählt. Bevor Band vier erscheint, kommt aber erst einmal eine Fortsetzung seiner zweiten Buchreihe, in der Schleif juristische Antworten auf aberwitzige Fragen wie „Darf man eigentlich Zombies töten?“ oder „Muss das Batmobil zum TÜV? gibt. Und ein drittes Projekt über einen der bekanntesten Serienkiller der Geschichte ist auch noch in Arbeit.

Seinen Job auf dem Richterstuhl wird Schleif dennoch weitermachen. „Ich schreibe ja nur eine Stunde am Tag an meinen Büchern“, sagt er. Allerdings jeden Tag. Deshalb bleibt sogar noch Zeit für die Familie. Zumal Schleif einen Vorteil hat. „Ich komme“, sagt er, „im Schnitt gut mit sechs Stunden Schlaf aus.“

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