Köln/Edinburgh. Die „Elvis Tribute Artist World Tour“ kommt nach Köln. Drei Sänger stehen nacheinander als Presley auf der Bühne. Funktioniert das?
„Sold Out“ steht auf der Tür. Ausverkauft. Zwei Wochen lang, jeden Abend. Dabei hat das Playhouse Theatre in Edinburgh 3000 Plätze. Aber schließlich ist nicht irgendwer in der Stadt, sondern ein König. Der King of Rock’n‘ Roll. Elvis Presley. Und das sogar dreimal, für jedes Jahrzehnt seiner Karriere steht ein anderer auf der Bühne. Herzlich willkommen bei der Elvis Tribute Artist World Tour – vom 23. bis 28. Juli 2024 auch in Köln. Wir haben die Show vorab in Schottland besucht.
Fans können jede Zeile mitsingen
Mitte 80 sei sie, sagt Mary. Was sie zu einem Teenager der 1950er Jahre macht, dem Jahrzehnt, in dem der Stern von Elvis aufsteigt. Ob „Heartbreak Hotel“ oder „Return To Sender“, jede Zeile kann der ergraute Fan mitsingen aber, in einem Konzert von Elvis sagt sie, „war ich nie“. Schon weil Presley in Laufe seiner langen Karriere überhaupt nur fünf offizielle Konzerte außerhalb der USA gegeben hat. Und die fanden alle in Kanada statt. Auch deshalb sei sie gekommen an diesem Abend. Klar, ist das nicht der echte Elvis „aber so könnte das damals gewesen sein“, ist Mary in der Pause überzeugt.
Das sind Sätze, die Ben Thompson natürlich gerne hört, der sich 2018 den Titel „Ultimate Elvis Tribute Artist Champion of Graceland” sicherte. Er ist noch nicht auf der Welt, als Elvis 1977 stirbt. „Trotzdem hatte ich nie eine andere Wahl, als sein Fan zu werden“, erzählt er im Interview vor dem Auftritt. „Meine Eltern haben rund um die Uhr seine Musik gespielt. Beim Singen im Gospelchor habe er dann beschlossen: „Ich werde Elvis-Sänger.“ Seitdem ist es sein Ziel, bei jedem seiner zahlreichen Auftritte möglichst authentisch zu wirken – optisch, in der Art sich zu bewegen und natürlich stimmlich. „Man darf nicht überperformen.“
Im ersten Teil der Show wird in Köln Emilio Santoro als junger Presley auf der Bühne stehen. Wild, ungestüm und für die damalige Zeit skandalös. Er wird zittern, wird das Becken kreisen lassen und lässt den Zuschauer erahnen, warum Eltern damals ihre Töchter wegsperren, wenn „Elvis The Pelvis“ in der Stadt ist. Thompson wird den späten 1960er-Elvis übernehmen, der nach acht recht erfolglosen Jahren 1968 eines der größten Comebacks der Pop-Geschichte feiern kann. Seit 1961 hatte Presley nicht mehr auf der Bühne gestanden, war seit 1960 nicht mehr im Fernsehen aufgetreten. Jetzt kommt er – fast die ganze Show komplett in schwarzem Leder – zurück und bittet in einer TV-Show noch einmal zum „Jailhouse Rock“ oder fleht „Love me Tender“. In Edinburgh tobt das Publikum.
Film hat den King zurück ins Gedächtnis gebracht
Und es sind nicht nur Senioren, die es vor Begeisterung kaum noch auf ihren Sitzen hält. Da sind Mittvierziger, die sich in einen Glitzeranzug gezwängt haben, ja es gibt auch viele Teenager, die – teilweise im 50er- oder 60er-Jahre-Style gekleidet – jeden Song bejubeln. Der 2022 in die Kinos gekommene Baz Luhrmann-Film über den King , mit Austin Butler als Elvis und Tom Hanks als Colonel Parker, habe das Interesse an Presley noch einmal stark ansteigen lassen, sagt Shawn Klush. Der Mann muss es wissen. In England wurde er vor mehr als sechs Millionen Zuschauern live auf „BBC One“ zum „The World’s Greatest Elvis“ gekürt, kurz darauf gewann er den allerersten Titel des „Ultimate Elvis Tribute Artist“. Was den 52-Jährigen zu einer sehr guten Wahl für das letzte Drittel der Show macht – den Las Vegas-Elvis.
Es ist die Zeit der weißen, reich verzierten Anzüge mit hohem Stehkragen, breitem Gürtel, Cape und weißem Schal. Und die Zeit, in der Presley mit einem – erstmals weltweit via Satellit live übertragenen Konzert – eine weitere Stufe des Ruhms erklimmt. Rund um den Globus sollen 1,5 Milliarden Menschen zugesehen haben. Aloha From Hawaii.
Auch im Playhouse Theatre wendet an diesem Abend keiner der 3000 Besucher den Blick von der Bühne, auf der Klush zeigt, dass man ihn nicht ohne Grund „The Closest Thing To The King in Concert“ nennt – den Mann, der dem Sänger live am nächsten kommt. Jede Geste, jede Bewegung stimmt, aber am Ende ist es seine Stimme, die vom großen Vorbild kaum zu unterscheiden ist. Viele im großen Saal haben dann auch längst vergessen, wer da für sie singt. Dutzende verlassen ihre Plätze, kämpfen sich nach vorne, um einen der Schals zu erbitten, die Klush – wie einst Elvis – vom Hals zieht und den Fans schenkt.
Klush kann die Begeisterung verstehen. Und es scheint ihn auch nicht zu stören, dass die Menschen eigentlich einem anderen zujubeln als ihm: „Elvis hatte alles“, sagt er im Interview, „Aussehen, Persönlichkeit, Können. Er ist die Blaupause von allem, was in der Bibel des Rock’n‘Roll steht.“ Schön also, wenn für viele Fans die Grenzen zwischen Original und Tribute Sänger verwischen.
Zeitreise dauert zwei Stunden
Etwas mehr als zwei Stunden tun sie das, dann entlässt das Theater sein Publikum in die Nacht von Edinburgh. „Great“, hat Mitch (33) den Abend gefunden und ärgert sich ein wenig über seine späte Geburt: „Die Zeit damals hätte ich gerne miterlebt.“
ELVIS TRIBUTE ARTIST WORLD TOUR, 23. bis 28. Juli 2024, Kölner Philharmonie, Termine: Di-Sa 20 Uhr I Sa auch 15 Uhr, So 14 Uhr + 19 Uhr, Preise: ab 69,90 € inkl. Gebühren der VVK-Stelle, Vorverkauf: Online unter www.atgtickets.de, Ticket-Hotline Kölner Philharmonie: 0221-280 280 I Nationale Ticket-Hotline: 01806-10 10 11 (0,20 €/Anruf aus dem Festnetz, Mobilfunk max. 0,60 €/Anruf), sowie an allen bekannten Vorverkaufsstellen. Informationen: www.atgtouring.de