Essen. Auf Twitter begeistert Christian „Pokerbeats“ Huber mit trockenem Humor. Nun ist sein erstes Buch erschienen: “Fruchtfliegendompteur“. Eine Rezension.
Die quälende Frage nach dem passenden Weihnachtsgeschenk scheint beantwortet - zumindest wenn der zu Beschenkende zur deutschsprachigen Twitter-Gemeinde gehört. Denn am Montag erscheint „Fruchtfliegendompteur“, das Debütwerk von Christian „Pokerbeats“ Huber.
Huber ist so etwas wie ein Star der Szene. Rund 25.000 Nutzer folgen seinem Account @pokerbeats. Seine nüchtern-pointierten 140-Zeichen-Beschreibungen des Lebens und seiner Umwelt begeistern seine Follower täglich. Kaum eine Wortmeldung, die nicht vielfach weiterverteilt wird. Zeit-Online-Chefredakteur Jochen Wegner formuliert treffend: „Christian @Pokerbeats rettet regelmäßig meinen Twitter-Tag.“
Fernseher läuft.
Ich liege auf der Couch.
Fernbedienung liegt auf dem Küchentisch.
Um es kurz zu machen:
Ich weiß jetzt alles über Royals.
— Christian Pokerbeats (@Pokerbeats) 26. Oktober 2015
Wenn du morgens kurz überlegst, ob du dir eventuell den Whisky-Rest vom Vorabend in den Kaffee schütten solltest, dann ist Montag.
— Christian Pokerbeats (@Pokerbeats) 26. Oktober 2015
Man wird geboren, will kurz eine Onlinebriefmarke im Internetshop der Deutschen Post ausdrucken und dann stirbt man auch schon.
— Christian Pokerbeats (@Pokerbeats) 27. Oktober 2015
Die Handlung in „Fruchtfliegendompteur“ muss man suchen
Jetzt also ein Buch. Es sei „absolut kein Twitter-Buch“, erklärt Huber einer Twitter-Nutzerin auf Nachfrage, es habe „Kapitel, Handlung, alles, was man sich so wünscht.“ Das mit den Kapiteln lässt sich nach der Lektüre bestätigen, die Handlung muss man allerdings schon suchen, um sie zu finden.
Grob formuliert geht es um einen in Berlin lebenden freischaffenden Musikproduzenten, der - von Burnout-Symptomen geplagt - fürchtet, an einem Hirntumor zu leiden. Was ihn sonst noch plagt sind Geldsorgen und der Wahnsinn des Alltags: lange Schlangen am Postschalter, komische Gestalten im Bus, Frauen.
Der Humor, der den Erfolg des Twitter-Accounts ausmacht, blitzt auch im Buch an vielen Stellen durch. Huber schaut sehr genau hin und hat ein Talent, Abstrusitäten, die jeder sieht, die die meisten aber kopfschütteln abtun, in unterhaltsame Sätze zu kleiden.
Großes Lob für Pokerbeats von Böhmermann
„Dieses Buch wird die Welt verändern. Oder Sie einfach nur zum Lachen bringen“, sagt Jan Böhmermann über „Fruchtfliegendompteur“. Es sei die Prognose gewagt: Es wird auf die zweite Alternative hinauslaufen. Allerdings trägt das nur schwerlich über 270 Seiten. Und so nähert sich der Leser nach längeren Lektüre-Phasen gelegentlich dem Protagonisten, der sich häufiger fragt, ob er nicht viel zu viel Lebenszeit mit überflüssigen Dingen verbringt.
Somit taugt „Fruchtfliegendompteur“ vielleicht doch eher als Adventskalender. In kleinen Häppchen serviert bekommt der Pokerbeats-Humor jedenfalls sehr viel besser als in Buchform. Womit das Weihnachtsgeschenk-Problem allerdings wieder ungelöst wäre.
Fruchtfliegendompteur
Christian Pokerbeats Huber
Piper Verlag
ISB-N 978-3-492-30791-8
9,99 Euro