Berlin. Wer online einkauft, orientiert sich oft an den Bewertungen anderer Kunden. Was aber, wenn die gekauft sind? Amazon handelt.
Amazon geht juristisch gegen gekaufte Bewertungen auf seinem Portal vor. Konkret richtet sich die Klage des Onlineversandhändlers gegen über 1000 Nutzer der Dienstleistungsplattform Fiverr.com, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet.
Fiverr ist eine Webseite, auf der Nutzer die unterschiedlichsten Dienstleistungen anbieten können. Diese reichen von der Erstellung kleiner Grafiken, über das Beheben von Programmierfehlern auf Webseiten bis hin zu Onlinemarketingdienstleistungen. Jede der angebotenen Aufgaben – oder Gigs, wie sie bei Fiverr heißen – kostet in der einfachsten Ausführung fünf Dollar, entsprechend leitet sich der Name der Plattform auch von diesem „Fünfer“ ab. Zahlreiche Nutzer boten hier Produktrezensionen auf Amazon gegen Bezahlung an. Natürlich nur überschwänglich positive.
Fake-Autoren mit bis zu 100 Namen
Ganz gleich also, was verkauft werden soll – ein gekaufter „Rezensent“ lobt das Produkt in den Bewertungen in den höchsten Tönen. Viele dieser Fake-Rezensenten, so schildert es Amazon in seiner 14-seitigen Klageschrift, schrieben nicht einmal selbst, sondern forderten gleich den ganzen Text vom jeweiligen Auftraggeber ein.
Im Gegenzug boten die Beklagten teils sogar Tricks an, um nicht als Fake-Autor entlarvt zu werden. Anbieter „verified boss“ etwa habe seine 100 unterschiedlichen Amazon-Accounts beworben, die jeweils mit einer eigenen IP-Adresse genutzt würden. Bei Nichtgefallen der Leistung sei sogar eine Geld-zurück-Garantie versprochen worden.
Schadenersatzforderungen drohen
Insgesamt sei die Zahl der Fakes im Vergleich zu echten Bewertungen zwar gering, das Vertrauen der Kundschaft werde aber dennoch massiv erschüttert. Die Klage richte sich aber ausdrücklich nicht gegen Fiverr, sondern gegen die einzelnen Anbieter auf der Plattform, denn Amazon wolle das Problem an der Wurzel packen. Die Beklagten sind also Amazon-Kunden und haben damit auch den Geschäftsbedingungen zugestimmt, gegen die sie nun verstoßen. Sollte das Gericht Amazons Klageschrift Recht geben, drohen den Beklagten hohe Schadensersatzforderungen.