Oberhausen.. Nito Torres ist Schauspieler, ein bisschen Kabarettist und Musiker. Mit spanischem Blut und rheinischer Frohnatur fühlt er sich wohl in Oberhausen.
„Ich habe spanisches Blut, ich habe spaaaanisches Blut, ich hab Olivenöl in den Adern und deshalb geht’s mir gut!“ Der Mann, der sich zu diesen inbrünstigen Worten auf der Gitarre klampfend über den Oberhausener Altmarkt singt und dabei Obstverkäufer und Kleinpudel anschmachtet, könnte glatt einen Stier in die Flucht schlagen. Oder manche Señora zum Dahinschmelzen bringen. Das liegt an seiner Leidenschaft. Denn Nito Torres, der mit vollem, feurigem Namen Juan Torres y Soria heißt, kommt gar nicht von hier, sondern aus... nun ja, aus Köln. Und er lebt auch nicht hier, sondern mittlerweile in Siegburg.
Der Beginn einer langen Freundschaft
Was aber treibt dieser Mann mit dem spanischen Vater und der rheinischen Frohnatur ausgerechnet in Oberhausen? Man könnte sagen, Nito Torres gehört hier einfach zum Inventar. Nach seiner Schauspielausbildung landete er am Oberhausener Theater, damals noch unter der Intendanz von Klaus Weise.
Und in dieser Zeit knüpfte er ein paar unzertrennliche Bande – erst zur theaterbesessenen Kabarettistin und Regisseurin Gerburg Jahnke, dann zum Ebertbad, zu dessen festem Ensemble er bei eigentlich allen Eigenproduktionen seit nun zehn Jahren gehört: „Ganz oder gar nicht“, „Kalte Colts und heiße Herzen“, „Sehnsucht“, „Pommes“ und zuletzt „Dumm gelaufen“. Wer also eines dieser Stücke gesehen hat – und das sind im Laufe der Jahre nicht gerade wenige Ruhrgebietler gewesen – hat auch Nito erlebt, in unterschiedlichen Bekleidungszuständen.
„Ich habe anfangs mit einem Kollegen einen Abend übers Vaterwerden geschrieben. Der Abend war wirklich schlecht. Das lag daran, dass da nur zwölf Leute saßen, wir waren beide furchtbar nervös, denn auf einmal saß da Gerburg Jahnke. Aber hinterher habe ich mich getraut, sie anzusprechen. Sie sagte, sie würde mich schon eine Weile beobachten, fände das ganz gut und hat mir nach vielen Bieren ihre Telefonnummer gegeben. Ich solle sie mal anrufen. Am nächsten Tag habe ich sie angerufen – und sie konnte sich überhaupt nicht mehr daran erinnern. Das war der Beginn einer langen Freundschaft.“
„Genau das, was ich immer machen wollte“
Seitdem arbeitet er im Ebertbad, das ihn gar nicht wieder aus dem Schwärmen herauskommen lässt, über den tollen Chef, seine tolle Regisseurin... „Wir machen dort genau das, was ich immer machen wollte: Oben auf der Bühne stehen, die vierte Wand aufmachen – die Leute zum Lachen bringen. Es ist ein solches Geschenk, in die Gesichter sehen zu können.“
Aber allein das Mitwirken an den lustigsten Theaterstücken der Region reicht ja noch nicht aus, um sich als Kabarettist oder Comedian zu qualifizieren. Das hat Torres eher mit seinen beiden eigenen Programmen getan. „Weiberabend“ und „Im Paradies“. Wobei... der Weg dorthin war kein leichter und es gab zuvor schon einen weiteren Anlauf. „Mein erstes Solo hieß ,Wennemann wird Vater’ und war wirklich rasend erfolglos. Ich bin damit so dermaßen vor die Wand gefahren, das war brutal.“
Der Grund: Wennemann war ein fieser Typ, politisch inkorrekt, schimpfte auf Frauen, Kinder und Geburt. Erst im Laufe des Abends entwickelte der Charakter eine liebenswerte Seite – von der viele Zuschauer aber schon nichts mehr mitbekamen, weil sie den Saal verließen. „Es ist gescheitert, weil ich damals nicht getan habe, was ich heute tue: Ich selber sein.“
„Kein Mann sonst singt Frauenlieder“
Zwei Jahre dauerte die Frustphase, bis er wieder sein Herz in die Hand nahm: „Dann habe ich meinen zweiten Abend geschrieben, den Weiberabend. Dabei wollte ich einfach dastehen, Geschichten erzählen und Lieder singen. Ich meine: Kein Mann sonst singt Frauenlieder.“ Torres tut es – und kommt damit an, begleitet von Roland Miosga und Many Miketta.
Seitdem wird er sehr oft als Frauenversteher bezeichnet. Aber sieht er sich selbst so? „Ich glaube, tief in mir drin, bin ich ein Mädchen... Sind wir ja alle Mädchen“, sagt er schmunzelnd. „Bei allen Nachteilen, die Frauen in der Welt haben, werden die schönen Seiten des Frauseins viel zu oft unter den Teppich gekehrt. Aber ob ich jetzt ein Versteher bin? Weiß ich nicht... Ich guck einfach genau hin.“
Genug Material zur Beobachtung hat er sogar schon zu Hause: Der verheiratete Torres war mittlerweile an der Produktion von vier Töchtern beteiligt, von denen die älteste mittlerweile auch schon den ersten Freund nach Hause gebracht hat. „Da passieren gerade wirklich diese ganz schlechten Schwiegervater-Klischees. Etwa, dass man mit dem Messer vor dem Jungen steht, nur weil man gerade zufällig Gemüse geschnitten hat.“ Und die Geschichte mit dem Maibaum, den ein Verehrer seiner Tochter vor die Türe gestellt hatte und den Nito gerade zersägte, als der Junge vor der Türe stand, das war wirklich nur ein gaaanz, ganz blöder Zufall.
Mit Beatles und Abba
Man merkt: Die lustigen Geschichten gehen ihm nicht aus. Aber sieht er sich deshalb auch als Komiker? „Ich bin kein Kabarettist. Oder vielleicht mittlerweile ein bisschen. Ich bin aber auch kein Stand-Upper, weil ich keine Witze erzähle. Was ich aber kann: Geschichten erzählen.“
Und nicht nur das. Denn regelmäßig füllt er auch das Ebertbad mit Musik-Shows, zu den Beatles und zu Abba. „Beides waren eigentlich Schnapsideen“, sagt er. Zusammen mit Daniel Wiemer hat er mittlerweile alle Studioalben der Beatles auf die Bühne gebracht, der anfängliche Plan, jeden Monat eines zu schaffen, musste allerdings ein bisschen gestreckt werden.
Doch das Ganze wurde ein Selbstläufer, im August gibt es einen Mitsing-Abend. Auch wenn Torres mit Constanze Jung auf die Bühne geht, um ihre akustischen Versionen der Hits von Abba auf die Bühne zu bringen, ist das Haus auch voll.
Der Traum vom „Steppenwolf“
„Mein großer Traum ist: Eines Tages mal ,Steppenwolf’ von Peter Maffay live nachzuspielen. Das Album bewegt sich in einem derart kunstfreien Raum, es ist ja praktisch seine eigene Parodie. Es ist so ein Kunstwerk, das kein Kunstwerk ist, sondern eine Ansammlung von Klischees“, sagt Torres und muss schon beim Gedanken daran grinsen.
Ob das bei Maffay-Fans gut ankommt, sei einmal dahingestellt. Aber die Idee hat Potenzial. Genau wie viele ander Dinge, die Torres noch vorhat und für die die Zeit dann manchmal doch nicht reicht. Aber das ist ja ein Luxus-Problem. „Ich könnte mich ja jetzt auch darauf konzentrieren, dass ich Komiker bin. Aber ich mache ja noch so viele andere Dinge – und ich kann darauf gar nicht verzichten. Weil es mich wahnsinnig macht, wenn ich es nicht tue.“
- Auf der Bühne steht Nito Torres am 7.11. in Bonn, Pantheon („Im Paradies“), bis 16.8. im Ebertbad Oberhausen („Pommes“), am 29.8. am selben Ort mit den „Beatles zum Mitsingen“ und vom 1.10. bis 1.11. bei „Dumm gelaufen“.