Essen. Nic Chagall und Bossi gehören mit Cosmic Gate zu den weltweit führenden Trance-Musikern. Während sie auf anderen Kontinenten als Superstars gefeiert werden, hat sich das Duo aus Duisburg und Mönchengladbach in Deutschland rar gemacht. Der Funke-Mediengruppe verrieten die DJs ihre Pläne und das Geheimnis ihres langjährigen Erfolgs.

Es dauert keine Minute, da zieht Nic Chagall den Lautstärke-Regler am Mischpult herunter. Das kann doch jetzt nicht alles als Begrüßung sein? Provozierend gestikuliert er in Richtung der Mayday-Besucher in der Dortmunder Westfalenhallen-Arena. Die Reaktion der Trance-Fans lässt nicht lange auf sich warten: Lauter Jubel brandet auf und verliert sich Sekunden später im Bass-Gewitter aus den überdimensionalen Boxen.

Cosmic Gate ist heimgekehrt. Das Gastspiel des Duos Nic Chagall (Claus Terhoeven) und Bossi (Stefan Bossems) auf der Mayday ist ihr erster Gig nach einer langen Deutschland-Pause. Die beiden in Duisburg und Mönchengladbach aufgewachsenen Trance-Produzenten haben mit ihrem DJ-Projekt Cosmic Gate weltweit die Arenen der größten Elektro-Festivals wie Tomorrowland, Ultra Music Festival und EDC erobert. 120 bis 150 Auftritte von den USA über Südamerika bis nach Asien, Südafrika und Australien stehen jährlich auf ihrem Programm.

Heimspiel für Cosmic Gate auf der Mayday und im Bootshaus

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Umso mehr hatten sie sich auf die beiden Heimspiele auf der Mayday in Dortmund sowie im Kölner Club Bootshaus gefreut. "Wir hatten schon lange den Wunsch endlich wieder in Deutschland zu spielen und zu sehen, wie die Leute auf unseren Sound reagieren", erzählte Chagall im Interview mit der Funke Mediengruppe.

Für Bossi war die Premiere als Act auf der Mayday deshalb etwas Besonders: "Bei der allerersten Mayday 1991 in Berlin-Weißensee war ich der erste Besucher. Die Garderoben-Nummer mit der 001 hätte ich mal aufheben sollen", erinnert er sich.

Damals wagte der leidenschaftliche Hobby-Fußballer - in der Jugend von Borussia Mönchengladbach wurde er einst als großes Talent gehandelt - noch nicht von einer großen Karriere im Musik-Business zu träumen. Während Nic Chagall als DJ in der Disco E-Dry in Geldern auflegte, war Bossi Stammgast hinter den Platten-Decks des Glaspalast in Dinslaken.

Ein paar Stunden brauchten Nic Chagall und Bossi für den ersten Hit 

Ein zufälliges Treffen in einem Musik-Studio von Freunden sollte 1997 alles verändern. Während Chagall an einem Musik-Stück feilte, kam er mit Bossi ins Gespräch. Schnell war die gleiche Wellenlänge in Sachen Musik gefunden. Die beiden probierten ein paar Stunden einige Sounds aus. Prompt war mit "The Drums" die erste gemeinsame Produktion und gleich ein Hit geboren, der es bis auf Platz 40 in die Deutschen Single-Charts schaffte.

EDMGleichzeitig war das der Start einer mehr als 15-jährigen Reise in den Olymp der Stars in der Elektronischen Musik-Szene (EDM). Mit progressiv-angehauchten Trance-Produktionen schufen sie als Cosmic Gate eine musikalische Marke, die weltweit Anklang fand. "Wir produzieren ausschließlich Musik, die uns berührt", erklärt Nic Chagall, der als klassischer Musiker die Melodien und Sounds am Keyboard einspielt. Gemeinsam feilt er mit Bossi so lange an dem Stück, bis flächige Klangkonstruktionen, emotionale Melodien und der treibende Bass den perfekten Spannungsbogen ergeben.

Neues Album "Start To Feel" erscheint Ende Juni 

Bis heute haben Cosmic Gate fünf Alben, zahlreiche Singles - die erfolgreichste in Deutschland war "Exploration of Space" mit Platz 12 in den Single-Charts 2001 - sowie Remixe für bekannte Künstler wie Tiesto, Armin van Buuren, Ferry Corsten, Vanessa Mae sowie Deadmau5 produziert. Am 27. Juni erscheint ihr sechster Longplayer mit dem Titel "Start To Feel".

Im Interview erklären sie den hohen eigenen Anspruch an ihr Werk: "Wir wollen Tracks mit einer langen Lebenserwartung kreieren, damit man sie auch in einigen Jahren gerne hört und dabei Neues entdecken kann". Mit dem Album wollen Cosmic Gate die Menschen ermutigen, "elektronische Musik in ihrer ganzen Tiefe und Breite zu erfahren".

TomorrowlandDeshalb versuchen Nic Chagall und Bossi bei ihren Live-Auftritten als Cosmic Gate stets mit dem Publikum zu kommunizieren. "Wir bereiten nie ein Set vor, egal ob bei einem Club-Gig mit 500 Leuten oder einem Festival mit 25.000 Besuchern", versichert Chagall. "Jeder Track ist spontan, je nachdem was wir in dem Moment fühlen oder das Publikum uns zurückgibt".

Cosmic Gate hat die meisten Fans in den USA und Mexiko 

Das Geheimnis von Cosmic Gate

Die Trennung der Swedish House Mafia hat jüngst für viel Aufsehen in der Elektronischen Musik-Szene gesorgt. Die Schweden Axwell, Sebastian Ingrosso und Steve Angello zogen den Schlussstrich nach eigenen Angaben, um ihre Freundschaft nicht zu gefährden. Nic Chagall und Bossi sind als Cosmic Gate sogar seit mittlerweile 17 Jahren ein Team. Bossi erklärt wie das funktioniert: "Wir sind wie ein altes Ehepaar", sagt er lachend und fügt hinzu: "Der Team-Gedanke ist das Wichtigste. Für das Projekt müssen persönliche Egos hinten anstehen."

Nic Chagall fügt hinzu: "Wir sind sehr unterschiedliche Charaktere. Aber wir kennen uns nach all den Jahren einfach so gut, dass jeder weiß, wie man mit dem anderen umgehen muss. Was uns extrem verbindet, ist die gleiche Vision, wenn es um Musik, im Speziellen bei Cosmic Gate, geht. Wir fühlen Musik sehr, sehr ähnlich. Darum kommt es bei Produktionen oder beim Auflegen nie zu Streit oder Problemen. Es passt einfach! (ik)

Dazu gehört auch die Interaktion mit ihren Fans über Social Media: Ihre Facebook-Seite hat über 637.000 Likes. Ein Großteil der Fans bei Facebook stammt aus Mexiko (99.000) und den USA (92.000). Auch Polen, Indien, Großbritannien, Australien und Ägypten sind stark vertreten. Erst auf Platz 9 landet ihre eigentliche Heimat Deutschland mit 14.600 Facebook-Fans.

Während sich die beiden DJs regelmäßig in den Top 100 des DJ Mag platzieren und in einigen Ländern auf der Straße erkannt werden, sind sie in Deutschland mit ihrem Trance-Sound mittlerweile in einer Art Nische gelandet. "Viele Länder haben erst in den letzten Jahren die elektronische Musik für sich entdeckt", analysiert Chagall. "Dieser unglaubliche Hype in den USA mit den gigantischen Festivals ist das, was in Deutschland bereits Anfang der 90er Jahre der Rave war", fügt Bossi hinzu.

Bossi und Nic Chagall wagten den großen Schritt in die USA 

Der Erfolg von Cosmic Gate in Nordamerika war der Grund, warum Bossi vor zweieinhalb Jahren und Chagall vor eineinhalb Jahren nach Kalifornien umsiedelten. "Speziell Los Angeles mit seinem wunderschönen Klima ist extrem lebendig und interessant. Viele Leute aus der Musikbranche aus den unterschiedlichsten Ländern sind hier", schwärmt Chagall. Bossi fühlt sich in Las Vegas sehr wohl, wo Cosmic Gate mit dem Marquee-Club eine Stamm-Residenz hat. "Das viele Reisen kann einen auf Dauer auch kaputt machen", begründet Bossi den Schritt.

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Schließlich sind beide Musiker nicht mehr die Jüngsten. Nic Chagall ist 41 Jahre alt und Bossi kommt bereits auf 47 Jahre. Da stellt sich automatisch die Frage, wie lang die DJs noch in vorderster Front als Cosmic Gate auf der Bühne die Massen begeistern wollen. "Ich liebe meinen Beruf und kann mir zurzeit nichts anderes, erfüllenderes vorstellen, als das, was ich zur Zeit tue", antwortet Chagall. Und Bossi fügt lachend hinzu: "So lange uns die Leute noch sehen wollen".