Berlin. Sie war “Nachtschwester Kroymann“, die Pfarrersfrau von Robert Atzorn und singt auf der Bühne den Soundtrack ihrer Jugend. Gerade hat Maren Kroymann den Prix Pantheon bekommen, in der Kategorie “reif und bekloppt“. Am 19. Juli feiert sie ihren 65. Geburtstag. Nach Ruhestand klingt ihr Leben nicht.
In den 90er Jahren war sie die feministisch-bissige "Nachtschwester Kroymann" in der ARD. Heute tourt Maren Kroymann mit der Show "In My Sixties" durch die Lande und dreht für RTL eine Serie. Am 19. Juli wird die Schauspielerin, Sängerin und Kabarettistin 65 Jahre alt. Im Interview erzählt Kroymann von ihren Plänen. Und sie erklärt, warum sie glaubt, dass noch viele lesbische Frauen ihr Coming-Out scheuen.
Was machen Sie gerade?
Maren Kroymann: Ich war gerade schwimmen, ich muss mich ja fit halten, weil so viel los ist. Gerade bereite ich mit Jasmin Tabatabai einen Auftritt für ProQuote vor, die sich für eine Quote von 30 Prozent Frauen in Medien-Führungspositionen einsetzt. Wir machen einen Sketch aus "Nachtschwester Kroymann". Es entpuppt sich, dass ich vor 20 Jahren Dinge geschrieben habe, die genau in die jetzige Situation passen, was Frauen und Karriere angeht.
Was drehen Sie im Moment?
Kroymann: "Divorce", eine neue RTL-Serie. Es geht um drei Männer um die 40, deren Beziehungen gerade kaputtgehen. Da spiele ich eine kleine Rolle, die Mutter eines von ihnen, die in der Männer-WG putzt. Das Original läuft mit großem Erfolg in Holland. Und es ist anders: Hier wird über die Männer, nicht über die Frauen die Beziehung erzählt.
Sie haben auch schon unbequeme Filme gespielt, so wie "Verfolgt", eine Frau, die eine sadomasochistische Beziehung mit einem viel jüngeren Mann hat. Würden Sie sowas gerne wieder drehen?
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Kroymann: Ja. Ich spiele sehr gerne auch Sachen, die nicht komisch sind. Das wird mir seltener angeboten. Ich würde es lieben, eine Frau zu spielen, die etwas macht, was absolut verpönt und geächtet ist. Sagen wir mal, eine Mutter, die ihr Kind verlässt. Das so zu spielen, dass man sie versteht, das fände ich spannend
Woher kommen Ihre "funny bones", die komische Ader? Von den vier älteren Brüdern?
Kroymann: Es wurde viel gelacht bei uns. Meine Mutter, die war promovierte Philologin, konnte sehr gut Leute nachmachen, so dass mein Vater unterm Tisch lag. Sie hatte das drauf. Ich bin als Kind Berliner Eltern in Schwaben sozusagen zweisprachig aufgewachsen. Den Dialekt so einzusetzen, dass es komisch ist, habe ich dadurch gelernt, glaube ich."
Sie waren eine der ersten Prominenten, die sich als lesbisch geoutet haben. Verstecken sich noch viele?
Kroymann: Jede Menge. Die meisten, nach wie vor. Das sehen Sie an der Tatsache, dass Sie an einer Hand abzählen können, wer sich geoutet hat. Wenn Sie von fünf Prozent bei den Männern und den Frauen ausgehen, die es konstant in jeder Gesellschaft gibt, dann müssen es noch ein paar sein, die es nicht gemacht haben. Wo sind die lesbischen Sportlerinnen, wo sind die Lesben in der Hochkultur? Im Journalismus gibt es immerhin Anne Will, Miriam Meckel und Carolin Emcke, von denen man es sagen darf. Manche sind total offen in der Subkultur, aber nicht "out" in der großen Öffentlichkeit. Je seriöser oder elitärer ein beruflicher Bereich wahrgenommen wird, desto weniger darf man offenbar schwul oder lesbisch sein. Im eh als halbseiden eingeschätzten Showbusiness: Da dürfen wir uns tummeln.
Hat die Zahl 65 eine Bedeutung für Sie? Wie feiern Sie Ihren Geburtstag?
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Kroymann: Ich will ja arbeiten, bis ich tot umfalle. Ich will auch sehr alt werden bei bester Gesundheit. Das lässt sich alles gut an: Ich habe ja relativ spät angefangen. Meinen Geburtstag feiere ich auf einer Bootsfahrt mit einem Kollegen, der 40 wird.
Sie haben gerade für einen Dreh das Reiten gelernt. Und Sie haben sich vor kurzem das Kraulen beigebracht. Was möchten Sie noch lernen?
Kroymann: Vielleicht noch eine Sprache, eine osteuropäische. Ich finde es immer so peinlich, wenn man in Berlin lebt und so gar kein Polnisch kann. Oder Russisch oder Ukrainisch. Oder auch Türkisch. Ich komme nur zu nichts. (dpa)