Bottrop. Heute kommt er mal mit seinem Kopf: Ludger Stratmann ist zwar zurzeit auf einer ausgedehnten Abschiedstournee unterwegs – aber im eigenen Europahaus in Essen will er ja weiterhin auftreten. Und dafür schreibt er sich gerade mal wieder ein neues Programm. Was er darüber verrrät? Psssssst!
Ausgeglichen, entspannt wirkt der Doktor, als er die Tür öffnet – so wie man sich einen Ruheständler eben vorstellt. Doch beim Gespräch in seinem Wintergarten in Bottrop wird schnell klar, dass der Kabarettist Ludger Stratmann, der Ende Juli seinen 66. Geburtstag feiert, vom Beinehochlegen weit entfernt ist. Er schreibt an einem neuen Programm.
Ab der nächsten Woche will er sich diszipliniert an den Schreibtisch setzen. Drei bis vier Stunden pro Tag – und er darf nicht gestört werden. Erfahrungsgemäß brauche es fünf Monate, bis so ein Programm fertig ist. Das Kürzen und Korrigieren sei besonders schwierig, sagt er, aber sich ein Programm schreiben zu lassen, das kommt für Stratmann nicht infrage: „Mir ist es wichtig, dass ich selber schreibe. Das verleiht dem Programm Authentizität.“
Außerdem, so Stratmann, wisse er nun mal, was sein Publikum von ihm erwarte. „Ich will den Leuten Spaß bereiten und sie unterhalten und da habe ich festgestellt, dass die ganz platten Sachen nicht ankommen.“ Stattdessen sei es eher die Milieubeschreibung, die man von ihm erwarte. Verraten will er zum neuen Programm nicht allzu viel. Aber klar: Die Medizin wird eine Rolle spielen. „Die ist immer der Hintergrund.“
Ganze Konzentration auf die Heimat
Wo das neue Programm spielt, da wolle er sich in Ruhe Gedanken machen. Es werde kein Wartezimmer sein, eine Uniklinik kommt auch nicht vor und wohl auch kein Hausmeister. Das neue Programm werde kabarettistischer. Stratmann will etwas „böser“ werden, etwas „bissiger“. Dann lacht er: „Man sagt ja, im Alter wird man boshafter.“
Dieses Programm bekommen aber nur die Besucher seines Theaters, des Stratmanns in Essen, zu sehen. Seine Abschiedstournee sei bisher „bombastisch“ verlaufen, sagt Stratmann, nach dem Sommer folgen die letzten Termine, und dann konzentriert er sich ganz auf die Heimat. An rund zehn Tagen im Monat will er noch in Essen auf der Bühne stehen. Auf 120 bis 150 Auftritte werde er im Jahr wohl immer noch kommen. Verglichen mit den rund 300 Auftritten, die bisher pro Jahr in seinem Kalender standen, ist das tatsächlich Ruhestand.