Dortmund. Es gibt viele Aufnahmen der Symphonien Gustav Mahlers. Eine neue CD der Neunten zeigt Dortmunds Philharmoniker in starker Form.
Die Zeiten, in denen sich nur absolute Spitzenorchester an die Symphonien Gustav Mahlers wagten, sind passé. Das Spielniveau der deutschen städtischen Orchester hat sich in den letzten Jahrzehnten so verbessert, dass deren Einspielungen trotz erdrückender Konkurrenz mithalten können. Beschränkt man sich auf das Rheinland, warten das Kölner Gürzenich Orchester unter François-Xavier Roth und die Düsseldorfer Symphoniker unter Adam Fischer gleich mit Einspielungen des gesamten Zyklus auf, die Duisburger und Essener Philharmoniker mit Einzelwerken.
Dortmunds Generalmusikdirektor Gabriel Feltz startete 2007 seinen Mahler-Zyklus mit den Stuttgarter Philharmonikern und befindet sich seit dem Wechsel nach Dortmund auf der Zielgeraden. Bereits die monumentale Achte unterzog er 2019 einer klanglichen Entschlackungskur, mit der er, mehr noch als die Düsseldorfer und Kölner, die kammermusikalischen Strukturen der Werke feinfühlig herausarbeitete. Das nutzt Feltz nicht nur im Schluss-Adagio der Neunten für feinste dynamische Abstufungen.
Was die intimen kammermusikalischen Dimensionen des Werks angehen, ist Feltz vielen Kollegen überlegen. Auch im diffizilen Scherzo, das in jedem Takt seinen tänzerischen Duktus behält. Selbst in den scharfen Ausbrüchen verliert Feltz nie die klangliche Kontrolle. Eine Interpretation, die durch ihre Detailgenauigkeit eine Geschlossenheit erreicht, der die von Feltz vorzüglich präparierten Dortmunder Philharmoniker vollauf gerecht werden. Eine der ungewöhnlichsten, ausgefeiltesten Mahler-Einspielungen der letzten Jahre, ganz ohne cholerische Anfälle – klangliche Feinkost.