Dortmund. Russland aus Westfalen, und zwar schillernd, plastisch und mitreißend: Dortmunds Philharmoniker begeistern mit einer neuen Rachmaninow-CD.

Bei einer Blindverkostung hätte man diese prachtvolle Rachmaninow-CD vielleicht nicht einem städtischen Orchester aus Westfalen zugeschrieben. Nein, das ist weder ehrenrührige Einschätzung noch vergiftetes Kompliment! Wie gut Dortmunds Philharmoniker klingen, wie schillernd, plastisch und mitreißend sie einmal mehr das Universum Rachmaninow bereisen, ist schlichtweg eine beglückende Erfahrung.

Zu selten – unsere überregionalen Kulturseiten drücken sich vor dieser Erkenntnis nicht – registrieren wir die Güte der umliegenden fest residierenden Klangkörper. Das hat auch mit den stolzen Konzerthäusern und ihren prominenten Gästen zu tun: Wenn Wien, Amsterdam und London gastieren, bleiben die sinfonischen Leistungen der Orchester von Bochum, Essen oder Duisburg vielfach eben allein lokale Ereignisse.

Die Dortmund Philharmoniker sind glänzend aufgelegt

Doch zu Dortmund: Mit der eben erschienenen CD führt der Generalmusikdirektor den Zyklus um jenen russischen Komponisten fort, dessen Werk Gabriel Feltz eine Herzensangelegenheit ist. Als Kind der DDR ist der in Berlin geborene Dirigent mit einer Wertschätzung Rachmaninows sozialisiert worden, die ihm Vorsprung und Nähe zum Stoff schenkt. Zwei Parade-Werke des Mannes, der seine Experimentierfreude kontrolliert in tonalen Grenzen auslebte, enthält das Album. „Die Glocken“ formen ein Gedicht Edgar Alan Poes zum russischen Sakralgemälde: Es regiert Wucht und Weihe, aber vor allem eine klangmalerische Raffinesse, die mitunter gar den fast gleichalten Ravel im Raum stehen lässt. Die glänzend aufgelegten Dortmund Philharmoniker werden von starken Solisten und dem Chor der Tschechischen Philharmonie begleitet.

Der spirituellen Opulenz folgen die Cinq Ètudes-Tableaux, nicht im Klavier-Original des großen Pianisten Rachmaninow sondern im Farbenreichtum der Orchestrierung durch Ottorino Respighi. Monumentales am Abgrund, vertrackt rhythmisiert: Das Orchester durchmisst so präzis wie charmant theatralisch diese seltener zu hörende spätromantische Perle ohne Fehl und Tadel. Bravo!

CD-Info über dreyer-gaido.de