Tomorrowland –

Boom. “Tomorrowland 2013“ war wieder ein Festival der Superlative: Star-Djs, enthusiastische Besucher und eine Märchenwelt vereinten sich in malerischer Natur. Die 180.000 Tickets für das Elektronische Musik Event waren binnen einer Sekunde vergriffen. Was das belgische Festival so magisch macht, lesen Sie hier.

Es gibt einen Ort, an dem Menschen einfach nur glücklich sind. Sie tanzen, sie hüpfen, sie schreien und wollen die Welt umarmen. So kommt einem dieses märchenhafte Land vor, dass jetzt erneut für drei Tage 180.000 Besucher aus 214 verschiedenen Nationen empfing. Die Fans "Elektronischer Dance Musik" (EDM) betreten ihr „Tomorrowland“ in Belgien, um vor 15 Bühnen zu den Beats von 400 der weltweit besten DJs zu tanzen.

Das 2012 bei den "European Festival Awards" zum „besten Festival Europas“ und auf der "World Music Conference" zum "besten Dance-Festival der Welt“ gekürte Event bietet ein Line up, wie es seinesgleichen sucht: Armin van Buuren, Tiesto, Avicii, David Guetta, Axwell, Sebastian Ingrosso, Hardwell, Steve Angello, Eric Prydz, Cosmic Gate, Paul van Dyk, Zedd, Carl Cox und Martin Solveig begeisterten und überforderten die Besucher gleichermaßen. Dank der Fülle an Superstars musste sich jeder gut überlegen, wann er vor welcher Bühne auf dem mehrere Dutzend Hektar großen Gelände stehen wollte.

Kein Wunder, dass sich Tomorrowland in den neun Jahren seines Bestehens zu einem der weltweit begehrtesten Events entwickelt hat. Innerhalb von nur einer Sekunde (!) - so der Veranstalter "ID&T" - waren die 180.000 Tickets ausverkauft – darunter viele Drei-Tages-Pässe zum stolzen Preis von rund 200 Euro. „Ich habe 20 Laptops aufgestellt und riesen Glück gehabt“, berichtet Marc aus Belgien stolz.

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Laut Veranstalter „ID&T“ waren über zwei Millionen Menschen in der Warteschlange gelandet. Einige versuchen seit Jahren vergebens zu dem Festival zu gelangen. „Das sorgt für viel Neid und Frust“, weiß Lore (25) aus der Nähe von Antwerpen. Umso „geiler“ sei es, nun hier zu sein.

Liebe zum Detail macht Tomorrowland 2013 so besonders

Es ist nicht nur das musikalische Programm, sondern vor allem die Liebe zum Detail, was Tomorrowland so einzigartig macht. Die Wege des weitläufigen Freizeitgeländes „De Schorre“ führen zwischen den Bühnen an Seen, Springbrunnen und Baumlandschaften vorbei. An vielen Ecken stehen Performance-Künstler, die mit den Besuchern interagieren. Bäume sind mit gestickten Decken ausgestattet, auf denen „Drück mich“ steht. Die Ess-Meilen gleichen alten Jahrmarkt-Buden. Und überall fliegen Seifenblasen und Ballons durch die Luft.

Dieses ausgeklügelte Gesamt-Konzept im Einklang mit der Natur gibt den Besuchern das Gefühl, sie betreten eine andere Welt – umrahmt von der mystisch angehauchten Leitlinie: „Yesterday is history, today is a gift, tomorrow is mystery“ – „Gestern ist Geschichte, Heute ist ein Geschenk, Morgen ist ein Geheimnis“. Im Tomorrowland können sie sich so geben, wie sie wollen: Fröhlich sein, tanzen, die Alltagssorgen für einige Stunden verdrängen und die Seele baumeln lassen.

Das Woodstock der Elektronischen Musik

Wer den letzten Minuten des Auftritts von Steve Angello (bis vor kurzem noch Mitglied der Swedish House Mafia) folgte, der hörte im Text der letzten drei Songs von Zukunftsängsten, Hoffnung und Liebe junger Menschen. Zufall, weil die Songs mit Zeilen wie „Who’s Gonna Save The World Tonight“ und „Don’t You Worry Child“ schlicht zu den größten Hits der „Swedish House Mafia“ gehören? Oder doch ein Statement?

Im Tomorrowland traf die Jugend der Welt aufeinander. Die bis auf wenige Einzelfälle sehr friedlichen Besucher stammen aus mehr Nationen, als bei den letzten Olympischen Spielen in London teilgenommen haben, was das Musik-Festival zur größten internationalen Zusammenkunft macht. Mit 140 Flügen von 70 Flughäfen weltweit wurden die Besucher ins beschauliche Boom nahe Antwerpen gebracht. Israelis, Japaner, Chilenen, Südafrikaner, Australier, US-Amerikaner und zahlreiche Europäer zeigten in einer Art globalem Dorf wie ihre Liebe zur Musik als universelle Sprache zur Völkerverständigung beiträgt. Viele Tomorrowland-Anhänger bezeichnen das Festival als das Woodstock der Elektronischen Musik.

Sturm und Gewitter setzte Dreamville-Zelte unter Wasser

Zehntausende davon übernachteten bereits ab Donnerstag in der gigantischen Zeltstadt Dreamville. Als am Samstagabend ein kräftiges Gewitter auf dem Tomorrowland-Gelände für Land unter sorgte, standen auch 100 Zelte unter Wasser. 300 Betroffene mussten mit Sack und Pack in ein großes Zelt umziehen, wo sie mit Kaffee und Decken versorgt wurden. Der Regen war so stark, dass diesmal selbst der Veranstalter machtlos war. Der hatte am Freitag noch eine Gewitterfront über dem Gelände mit speziellen Chemiekalien beschossen, so dass sich die Wolken schneller als normal über dem Gelände auflösten – mit beeindruckendem Erfolg.

Letztlich ließen sich die Besucher auch vom stärksten Regen nicht beim Feiern stören. „Ich stand teilweise bis zu den Knöcheln im Wasser, aber Armin van Buuren konnte ich mir nicht entgehen lassen“, erzählt Marc. Der laut einem Voting des „DJ Magazins“ weltweit beliebteste DJ eröffnete sein Set mit einem Streicher-Part und sorgte so für einen kurzen besinnlichen Moment, bevor den Trance-Fans vor der Hauptbühne wieder die Bässe um die Ohren flogen.

140 Meter breite und 30 Meter hohe Tomorrowland-Hauptbühne

Die gigantische, 140 Meter breite und über 30 Meter hohe Hauptbühne in einem Amphitheater ähnlichen Rund bot eine ganz besondere Kulisse. Waren es bei Tomorrowland 2012 noch Bücher als Optik, so wählten die Veranstalter diesmal einen rauchenden und feuerspeienden Vulkan, der alle visuellen Träume eines Feuerwerkexperten wahr werden ließ.

Allerdings hatten die Besucher eigentlich gar keine Zeit, um sich auf die überdimensionalen Leinwände und Special Effekts zu konzentrieren. Die DJs hatten die Tomorrowland-Meute fest im Griff: Die einprägsamen Melodien sorgten für Verschnaufpausen, während der Einsatz der treibenden Bässen stets mit vereintem Hüpfen zelebriert wurde. Dabei zeigte sich, dass der moderne DJ schon lange nicht mehr ein Portfolio ausgesuchter Platten anderer Künstler spielt.

Slash als Überraschungsgast

Die meisten haben eigene Hits, die sie selbst mit Produktionen anderer DJs kombinieren. So entstehen ganz neue Musik-Stücke in einem speziellen Stil. Da kommt es durchaus vor, dass in einer Stunde Elemente von mehr als 60 Songs miteinander kombiniert werden, was dem DJ-Set etwa bei Hardwell oder Yves V eine gewaltige Dynamik verlieh und die Tomorrowland-Besucher mitriss.

Ein besonderer Höhepunkt am letzten Abend war das spontane Ping-Pong-Set von David Guetta, Nicky Romero und Afrojack – ohne zu üben, wie sie versicherten. „Ihr seid das unglaublichste Publikum auf der ganzen Welt“, schwärmte Guetta, was Zehntausende im Amphitheater jubeln ließ. Den überraschendsten Moment bescherte Tomorrowland der Niederländer DJ Chuckie, der zu dem Song „Rocktronica“ Slash (Guns N’ Roses) und dessen Gitarrre zu einem kurzen Live-Auftritt empfing.

Heiß, heißer Tomorrowland - Bikinis und nackte Oberkörper

Auch die anderen Bühnen hatten ihren speziellen Charme. Altmeister Carl Cox, Headbanger Tommy Trash und Newcomer La Fuente begeisterten vor einer großen Schmertterlings-Bühne mit Riesenrad im Rücken – Rummel-Romantik gepaart mit harten Beats. Dann gab’s noch die große Buddha-Bühne mit Techno-Klängen, den kleinen Tunnel-Club und den Steg im See mit Ibiza-Sound. Alle Wünsche spezieller, elektronischer Musikrichtungen wurden erfüllt – die Besucher mussten nur auf Entdeckungsreise im Tomorrowland gehen.

Viele hatten sich bereits modisch auf die heißen Temperaturen (tagsüber 25 bis 30 Grad – vor der Bühne gefühlte 40 Grad) eingestellt. Während die Männer meist Shorts und nackten Oberkörper bevorzugten, reichte einigen Frauen ein Bikini und eine Fahne mit ihrem Herkunftsland als Umhang - heiß, heißer Tomorrowland. Derweil wateten sie mit alten Turnschuhen oder Flip-Flops in einer teils zentimeterdicken Schlamm-Schicht auf dem Boden.

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