Essen. Bunte Hunde, freche Kröten, verrückte Hühner und die DDR: „Stasikomödie“, das Finale von Leander Haußmanns DDR-Trilogie, enttäuscht weitgehend.

„Es gab auch Tierfreunde bei der Stasi“, sagt jemand in Leander Haußmanns „Stasikomödie“. Das ist der Teil des Films, in dem die Kamera noch schmerzhaft nah an die Gesichter herangeht als wäre sie selbst so unverschämt neugierig wie dieses Repressionsregime und wir mit ihm. Das Bedürfnis, sich durch Lachen auch retrospektiv noch davon zu befreien, dürfte zwischen Görlitz und Gelsenkirchen je nach Bundesland unterschiedlich ausfallen. Mehr vermag die klamauklastige „Stasikomödie“ des einstigen Bochumer Schauspielintendanten Haußmann nicht zu leisten.

Wir blicken aus der Gegenwart einer Stasi-Opferakte zurück auf das Leben des als Regimegegner anerkannten Schriftstellers Ludger Fuchs (Jörg Schüttauf spielt den gealterten glänzend souverän, David Kross den jungen mit „sächsie“ Schnurrbart und gelungener Simplizissmus-Attitüde). Was seine wohlweislich vernichtete Täter-Akte umfasste, erzählt der Rückblick auf das Ostberlin der wilden 80er. Die Bohéme aus Punks und Literaten, aus Systemverweigerern und unfreiwillig systemkonformen Sinnverweigerern, aus schrägen Typen, Lebenslustliebhabern, Stasispitzeln und Dichterdarstellern wäre in der Tat einen eigenen, richtig guten Film wert. Aber der wäre mindestens eine Tragikomödie. Und hätte keinen Platz für alberne Plattheiten, wie sie sich in der „Stasikomödie“ jenseits einer Handvoll guter Gags die Klinke in die Hand geben (die Sex Pistols als Erfindung der Firma „Guck und Horch“, darauf muss man erst mal kommen).

Arbeit mit Klischees gerät ziemlich außer Kontrolle

Frauen kamen übrigens auf der Prenzelberg-Insel der „Stasikomödie“ zufolge nur als Musen mit Leistungssportambitionen im fortgesetzten Seitensprung vor, deshalb müssen Antonia Bill und Deleila Pilasko nicht mehr als schön sein. Überhaupt gerät die für Komödien nötige Arbeit mit Klischees bei Haußmann, der auch das Drehbuch schrieb, ziemlich außer Kontrolle: Das Bedürfnis, sich an der Stasi nochmal zu rächen, lässt sie hier aus lauter Volltrotteln in Uniform, selbstgefälligen Machtausübern und einem einzigen gewieften Apparatschik (Henry Hübchen als kongeniales Ost-Pendant zu Horst Schlämmer) bestehen. Und selbst die etwa ab der zweiten Minute absehbare Schlusspointe suggeriert gar noch, dass irgendwie doch fast alle mit dabei gewesen sind in diesem System, für das man sich im Nachhinein natürlich schämt, weshalb das Lachen darüber gleich doppelt befreit.

Einzig die – jenseits einiger alter Evergreens – dauerhaft melancholische Musik von Malakoff Kowalski (der jüngst mit Chilly Gonzales noch in der Essener Philharmonie zu hören war) setzt immer wieder Kontrapunkte, von denen der Film noch eine ganze Hundertschaft gebraucht hätte, gut zu sein und über zwei Stunden hinweg zu tragen. Die Sympathie mit bunten Hunden, frechen Kröten, verrückten Hühnern und Paradiesvögeln aller Art nicht zu sehr zu strapazieren. So aber ist sie ungefähr so aufregend, provokativ und satirisch wie der „Kleine Tierfreund“.