Essen. Ein Star-Stelldichein auf Salzburger Niveau: Diana Damrau und Jonas Kaufmann baten zum Liederabend in Essens Philharmonie. Ein gefeiertes Konzert.
Beide sind Weltstars auf den internationalen Opernbühnen, doch gemeinsam standen sie noch nicht auf den Brettern des Musiktheaters. Im Konzertsaal dagegen fanden Diana Damrau und Jonas Kaufmann schon wiederholt als künstlerisches Paar zueinander. Nach ihrer erfolgreichen Tournee mit dem „Italienischen Liederbuch“ von Hugo Wolf vor vier Jahren legten sie jetzt einen Abend mit Liebesliedern von Robert Schumann und Johannes Brahms nach, wiederum mit Grandseigneur Helmut Deutsch am Flügel.
Ein Handy piepst im Saal, Diana Damrau nimmt es mit Humor
Er war es zudem, der die 41 Lieder und Duette sensibel und kennerhaft zu einem Programm gefügt hat, das mehr auf innere Kohärenz als auf Kontraste angelegt ist. So bat Kaufmann denn auch das applausfreudige Publikum höflich, um der Spannungsbögen willen auf Zwischenbeifall zu verzichten.
Neben Gedichten von Goethe und den Romantikern standen weniger geläufige Poeten wie Josef Wenzig („Eisen und Stahl, sie können zergehn“), bei dem nur Banausen an einen deutschen Kultschlager dachten.Die beiden Solisten sangen abwechselnd von Liebeswonne und Schmerz, von Waldeinsamkeit und holder Sommernacht, und wenn bei Brahms zum „goldnen Glöckchen“ im fast vollbesetzten Alfried-Krupp-Saal ein Handy piepste, wusste die Sängerin es mit Humor zu nehmen.
Jonas Kaufmann meisterte trotz leichter Indisposition wacker seinen Part
Jonas Kaufmann hatte dagegen während der ersten Konzerthälfte nicht nur in der verhusteten „Widmung“ mit Indisposition zu kämpfen. Man mochte mit ihm zittern, und doch meisterte er das hohe Piano („Stille Tränen“) mit enorm disziplinierter Stimmstütze und kehrte andererseits „auf des Weh’s gesammter Wut“ auch den Bayreuther Heldentenor heraus.
Diana Damrau blieb ihrerseits dem wie Silberfäden schimmernden, kokett-charmant ausgesteuerten Koloratursopran treu, gab den großen Legatobogen ebenso präsent wie die minimalistische Stille (Schumann / Heine). Aber was wäre das alles ohne den erfahrenen Helmut Deutsch, der pianistisch so souverän zwischen Vorder- und Hintergrund, zwischen Ruhe und Leidenschaft changiert, in erlesenen Farben den Gesang umrankt und fließend trägt. So geben dann Diana Damrau und Jonas Kaufmann in den Duetten das Liebespaar, das sie auf der Bühne noch nicht sein durften. Ein begeistertes Publikum am Schluss und zwei Zugaben.