Witten. In Bewegung, mit Abstand, unter freiem Himmel: Frank Oelbüttel erklärt in Witten Disc Golf und zeigt, wie es gespielt wird.

Der Korb ist 129 Meter entfernt. Die Scheibe liegt gut in der Hand. Und im Wittener Pferdebachtal weht kein Lüftchen. Ideale Bedingungen also. Der „Korb-in-one“? Bestimmt ein Klacks. Doch von wegen. Der Schwebedeckel schmiert ab, nach 20 Metern verschwindet das Runde im Grünen. Das war wohl nichts. Trainer Frank Oelbüttel nickt aufmunternd und reicht die nächste Scheibe. Willkommen beim Disc Golf.

Die US-Amerikaner entwickelten in den 1970er-Jahren die Idee, Golfball und Loch durch Frisbee und Korb zu ersetzen. Das Prinzip blieb gleich: Mit möglichst wenigen Versuchen sollte das Sportgerät eine gewisse Distanz überwinden, um am Ende im Ziel zu landen. Auch in Deutschland fand das Scheibenwerfen vor 40 Jahren erstmals Fans, flog aber lange unter dem Radar.

Disc Golf-Parcours in Witten eröffnete 2018

Das ändert sich. Meisterschaften erhöhen die Aufmerksamkeit, Livestreams und Preisgelder locken. (Lesen Sie hier: Vize-Weltmeisterin kommt aus Wanne) 3000 Aktive und 90 fest installierte Anlagen zählt der Deutsche Frisbeesport-Verband landesweit auf seiner Website, die Tendenz steigt.


Womit Witten und Frank Oelbüttel ins Spiel kommen. Der im Mai 2018 eröffnete, frei zugängliche Parcours zählt neun Körbe, generell sind aber auch bis zu 18 möglich. (Lesen Sie hier: Erste Wittener Disc-Golf-Anlage eröffnet) Mal führt eine Bahn den Berg hinauf, mal steht ein Baum im Weg, der kunstvoll umworfen werden muss. Die Schwierigkeit variiert. Wie es geht, weiß Oelbüttel in- und auswendig. Schließlich ist der 56-Jährige der Herr der Scheiben.

Disc Golf als Abteilung beim TuRa Rüdinghausen

Am vereinbarten Treffpunkt, in Wurfweite der Universität, sitzt Oelbüttel bereits in der prallen Herbstsonne. Bei diesen Bedingungen sind für ihn Kappe und Sonnenbrille Pflicht. Voller Überblick, voller Durchblick. Auch der Trainingsanzug in Grün und Schwarz, darauf ein Aufnäher mit dem Titel „Discgolf Instruktor“, sowie Reisekoffer und Umhängetasche mit rund 30 Scheiben machen deutlich: Ich nehme meine Aufgaben ernst.

Weiß, wovon er spricht: Frank Oelbüttel hat 2017 einen Disc Golf-Lehrgang besucht und gibt die Tipps jetzt weiter.
Weiß, wovon er spricht: Frank Oelbüttel hat 2017 einen Disc Golf-Lehrgang besucht und gibt die Tipps jetzt weiter. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich


Zu denen gehört einerseits die ehrenamtliche Pflege des Parcours. Andererseits bringt der ehemalige Handballer den Besuchern seine Leidenschaft näher, für die er beim TuRa Rüdinghausen eine Abteilung mit aufbaute und sich 2017 auf einem Lehrgang extra fortbildete.

Eine Corona-konforme Sportart

„Du bist draußen, kannst Abstände einhalten, das ganze Jahr spielen und zahlst nichts. Ein Sport für Jedermann“, nennt Oelbüttel die Vorzüge des Disc Golf, während er über die Wittener Wiese stapft. Seine Empfehlung, festes Schuhwerk zu schnüren, ergibt mit jedem Tropfen Raureif an den Sneakern mehr Sinn.


Zum Start fehlt nur noch das Scheibenset. Den aerodynamischen „Driver“ für die lange Distanz, den stabilen „Striker“ für mittlere Weiten und den gradlinigen „Putter“ zum „Einkorben“ gibt es ab 30 Euro – oder zur Leihe in zwei nahen Geschäften. Schuhe und Scheiben: Der Einstieg gelingt mühelos.

Frank Oelbüttel gibt wertvolle Tipps

Dann geht es los. Das Ziel im Blick – und wild werfen? Möglich, aber nicht so zielführend, wie auf die Tipps von Frank Oelbüttel zu hören. Die sind nämlich gerade für Neulinge Gold wert.

Der Trainer macht die Bahn frei zum Werfen. „Den Daumen auf zwei Uhr, den Rest der Finger unter die Scheibenkante“, schallt es über die Wiesen. Die Hüfte eingedreht, den Arm nach hinten – und dann die Scheibe nah am Körper entlang führen. „Als würdest du einen Rasenmäher anwerfen“, ruft der 56-Jährige. Außerdem: beim Abwurf Handgelenk einknicken, Scheibe nach vorne kippen und die Füße am Boden halten. „Sonst nimmt es dir die Energie!“ Puh.

Bis zu drei Stunden für eine Runde

Ist der Bewegungsablauf geübt, gehen die Scheiben schnell von der Hand. Das kommt einer Runde nach Feierabend zu Gute, es lohnt sich aber auch eine ausgedehnte Partie am Wochenende. Wer den kompletten Parcours einmal durchspielen will, sollte bis zu drei Stunden einplanen, sagt Frank Oelbüttel – wenn denn die Hunde-Haufen nicht für stinkende Stopps sorgen.

Eingekorbt: Frank Oelbüttel wirft auf einen der neun Körbe im Wittener Pferdebachtal.
Eingekorbt: Frank Oelbüttel wirft auf einen der neun Körbe im Wittener Pferdebachtal. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich


Apropos Untergrund: Ist das Gras hoch, dann verschwindet die Scheibe gerne mal. „Die meiste Zeit geht für’s Suchen drauf“, kommentiert Oelbüttel mit einem Lachen. Der genaue Blick nach unten lohnt sich also – ebenso wie nach oben.