Wanne-Eickel hat wieder eine echte Vize-Weltmeisterin. Ann-Kathrin Semert holte mit dem deutschen Team Silber bei der Discgolf-WM in Talinn.
Bei der Erinnerung bekommt Ann-Kathrin Semert immer noch Gänsehaut. Und das trotz über 30 Grad Außentemperatur. Doch bei so einem Erfolg ist es nur verständlich, wenn die äußeren Umstände mal keine Rolle spielen. Eine kleine Pause von der Hitze schadet ja nicht.
Es ist es erst wenige Tage her, da ist Semert aus Tallinn zurückgekehrt. Allerdings war sie nicht zur Erholung in der Kulturhauptstadt von 2011, sondern um an der Team-Weltmeisterschaft im Discgolf teilzunehmen. Von ihrem bisher größten und ersten internationalen Turnier konnte die 27-Jährige gleich Edelmetall mitbringen. Mit der Deutschen Nationalmannschaft belegte sie in der estnischen Hauptstadt den zweiten Rang hinter Finnland.
Vor drei Jahren Feuer gefangen
Bis dahin ging wenig Zeit ins Land. „Ich habe vor drei Jahren mit Freunden im Revierpark Wischlingen Leute dabei beobachtet. Und dann haben wir uns gedacht, warum nicht mal selber ausprobieren“, erinnert sie sich. Dann ging alles ganz schnell: „Ich wurde direkt infiziert und habe mir dann relativ fix auch ein Anfängerset im Internet bestellt.“
Ähnlich wie beim Golf oder Minigolf geht es auch beim Discgolf darum, von einem festgelegten Abwurfpunkt ein Ziel mit möglichst wenig Würfen zu treffen. Die Frisbeescheibe muss dabei im Korb unter einem mit Ketten behangenen Ring liegenbleiben, damit der Wurf als erfolgreich gezählt werden kann.
Genau wie im Golf oder Minigolf gibt es im Discgolf auch unterschiedliche Scheiben für verschiedene Distanzen und Witterungsverhältnisse. „Wir haben Putter oder Driver-Scheiben, die für verschiedene Distanzen eingesetzt werden“, erklärt Semert. Mit den handelsüblichen Frisbee-Scheiben haben diese nur noch die Form gemein. Einige sind schwer, andere leichter und größer. Wer da durchsteigen will, braucht schon etwas Übung.
Viel Übung führt zum Erfolg
Die hat sich Semert schnell erarbeitet. „Ich bin so ziemlich jeden Tag auf irgendeinem Parcours gewesen und habe geübt“, bestätigt sie. „Ich bin ein ehrgeiziger Mensch.“ Der Spaß sei dabei aber auch nie zu kurz gekommen: „Es ist nicht so, dass ich nach einer schlechten Runde in der Kabine sitze und noch lange darüber nachdenke. Es ist nun mal nicht mein Job.“ Für Semert ist es einfach ein schönes Hobby.
Während in den USA und Finnland die Discgolf-Parcours die Größe von Golfplätzen erreichen, fristet der Sport in den meisten anderen Ländern noch sein Nischensportdasein. „Leute fragen dann schon mal, was das für ein komischer Grill ist. Da fällt ja ständig die Kohle raus“, lacht die Vize-Weltmeisterin beim Fingerzeig auf einen der Fangkörbe, in den die Discgolfer die Scheibe hineinwerfen müssen. Unter Par, im besten Fall.
Noch lange nicht am Ziel
Aktuell geht Semert für GW-Kley Disc Golf an den Start. Drei Mal in Folge ist sie Westdeutsche Meisterin geworden, doch „in diesem Jahr setze ich mal aus, da wir an dem Wochenende ein anderes Turnier ausrichten. Es sollen ja auch mal andere drankommen“, grinst sie.
Die gebürtige Wanne-Eickelerin („Im St. Anna geboren“) ist trotz ihrer Erfolgsbilanz noch nicht am Ziel angelangt: „Es wäre ein Traum, mal in die USA oder nach Finnland zu fahren und dort einige Touren mitzuspielen.“ Ob und wann es soweit ist, ist noch nicht abzusehen. Bis dahin wird sie sich weiter auf den Plätzen der Republik und der Nachbarländer herumtreiben. „Es gibt nichts Schöneres, als in der Natur zu sein und mit ein paar Freunden einfach Spaß zu haben“, beschreibt sie die Begeisterung für ihren Sport. Ann-Kathrin Semert dürfte aber nichts dagegen haben, wenn in der Zukunft noch der ein oder andere Gänsehautmoment hinzukommt.