Düsseldorf. Da schlugen die Indie-Herzen höher: Rocksongs zum Tanzen und schnieke Engländer zum Angucken bot das Konzert der Arctic Monkeys in der Düsseldorfer Mitsubishi Electric Halle. Die musikalische Leistung der Independent Rocker war solide, dabei nicht überwältigend. Die Fans waren trotzdem begeistert und feierten ihre Stars wie eine Boyband.

Es gab mal eine Zeit, in der Rock'n'Roll richtig schmutzig war. Dreckige Fender Stratocaster, gespielt von Jungs mit dreckigen Frisuren in dreckigen Klamotten. Die dezente, aber immer spürbare Tendenz zum Punk, der als englisches Kultur-Erbe zu hartnäckig zum Wegdenken war. Die Arctic Monkeys transportierten genau das, als sie 2006 mit "Whatever People Say I Am, That's What I'm Not" ihren Durchbruch hatten. Da waren vier schmächtige Jungs mit zerzausten Haaren, die dreckigen Indie-Rock mit großen Gitarren und noch größeren Verstärkern machten. Passend dazu zierte das Cover ihres ersten Albums eine ziemlich englische, rauchende Visage in schwarz-weiß.

Davon ist heute nichts mehr zu sehen. Sowohl visuell als auch musikalisch präsentierten sich die Musiker am Montag in der Düsseldorfer Mitsubishi Electric Halle durch und durch sauber. Leadsänger Alex Turner, früher der am meisten zersauste der Gitarren-Jungs, spielte in schniekem Outfit: Eleganter Blazer und schwarze Lackschuhe zu Hemd und Anzughose, dazu eine imposante Elvis-Locke auf dem gegelten Haupt.

Die Bühne geschmückt durch eine riesige, dennoch dezente Glühbirnen-Installation in Form des neuen Album-Titels: AM. Dazu dröhnte ein außerordentlich reiner Sound aus den Boxen, versetzt mit dem glasklaren Gesang Turners, der dazu mit perfektem Hüftschwung seine weiblichen Fans begeisterte.

Sauberer Sound, schmutzige Party im Innenraum

Im Publikum währenddessen bot sich ein ganz anderes Bild: Tausende Fans schubsten, tanzten und kreischten sich in der 90-Minuten-Show in Ekstase. Bereits beim musikalischen Einstieg mit "Do I Wanna Know?" wurde die Luft im Zuschauerraum knapp. Und die Stimmung steigerte sich: Die durchaus solide Leistung der Arctic Monkeys verfehlte ihre Wirkung nicht, bei "I Bet You Look Good On The Dancefloor" sprangen etwa 5000 Besucher im Takt auf und ab, Crowdsurfer bahnten sich ihren Weg über die Köpfe und selbst aus den ersten Reihen mussten sich zart Besaitete von Ordnern aus der tobenden Menge retten lassen.

Leadsänger Turner besah sich das Spektakel mit sichtlicher Zufriedenheit, behielt aber dennoch Distanz zum Publikum. Die fehlende Kommunikation zwischen Band und Publikum tat der rauschenden Party im Innenraum der Mitsubishi Electric Halle keinen Abbruch: So behielten sich zumindest die Fans den schmutzigen Aspekt des Rock'n'Roll.