Oberhausen.. Vertrautes - anders. Oberhausens Ludwiggalerie widmet sich der „American Pop Art“. Ihr Untertitel verspricht „Meisterwerke massenhaft“.
Schon gesehen? Stand ich nicht schon vor genau diesen Bildern? „Deja vu“ hieß 1970 eines der großen Alben der ausklingenden Pop(musik)-Ära – und David Crosby muss was geahnt haben. „Deja vu“ ist ein bestimmendes Gefühl beim Gang durchs Schloss Oberhausen. Die am Samstag in der Ludwiggalerie eröffnende Ausstellung „American Pop Art“, untertitelt „Meisterwerke massenhaft“ zeigt Vertrautes, aber anders.
Roy Lichtensteins neo-pointillistische Gemälde sind hier, geschrumpft zu Offset-Lithographien, knallen aber ebenso popbunt zu ihren krachenden Sprechblasen: „POW“, „CRAK“. Und selbst eine als Unikat raumfüllende Installation wie James Rosenquists Verkabelungs-Orgie „Horse Blinders“ lässt sich einschnüren zu einem aparten Siebdruck.
„Bei Pop Art schreit unser Hinterkopf Siebdruck“
Klar, „bei Pop Art schreit unser Hinterkopf Siebdruck“, bestätigt Christine Vogt, die Direktorin der Ludwiggalerie. Ihr Haus präsentiert 140 von weit über 2400 Objekten der Sammlung Heinz Beck als Leihgaben des Ludwigshafener Wilhelm-Hack-Museums für moderne und zeitgenössische Kunst, des bedeutendsten seiner Art in Rheinland-Pfalz.
Beck, der Rechtsanwalt aus Hilden, sammelte „massenhaft“: nämlich Pop Art aus Serien – und zwar nicht nur grafische Blätter, sondern auch Kunstbücher und jene bezaubernden „transportablen Museen“ a la Marcel Duchamp: Diese kürzeste Verbindung von Dada zu Pop heißt in der Ludwiggalerie „Seven Objekts in a Box“ oder „10 from Leo Castelli“ und ist schon jeweils für sich ein veritables „Who is who“ aus der Hoch-Zeit von Warhol, Lichtenstein und Co.
Bestechende Qualität
Doch auch die grafischen Blätter – nicht nur Siebdrucke – sind von bestechender künstlerischer Qualität sowie in Bestzustand. Im respektvoll gedimmten Raumlicht der Ludwiggalerie leuchten die roten Fußnägel von Tom Wesselman umso kräftiger. Klar, Pop Art muss dem Fetisch huldigen, sei es der Fetisch Fuß, seien es Mel Ramos nackte Blondinen mit den hellen Bikinistreifen – oder das üppige Chrom von US-Straßenkreuzern.
Der grafische Pop huldigt auch den gleichnamigen Musik-Heroen mit teils dreistem Witz: The Supremes sieht man konventionell inszeniert in großen Roben hinter ihren Mikrofonen. Doch Richard Bernstein collagierte für „Nude Beatles“ ohne großes Interesse an illusionistischer Perfektion vier Porträts der damals noch Pilzkopf-Frisierten auf nackte Sixpack-Körper. Dabei sah sich doch John Lennon selbst als „dicker Elvis“.
Christos frühe Verpackungsversuche
Heinz Beck sammelte ohne Bedenken auch über die Siebdruck-klassische Pop Art hinaus. Zu bestaunen sind so Richard Estes’ fotorealistische Geschäftsfassaden mit ihren Neon-Schriften. Man darf sich aber auch amüsieren über Christos früheste Verpackungsversuche wie einen „Spiegel“ (das Nachrichtenmagazin) von 1963, säuberlich gefaltet und umhüllt von Klarsichtfolie.
Die im vertrauteren Sinne Pop-ikonischen Werke – darunter Robert Indianas „LOVE“-Buchstaben-Block sowie Andy Warhols Marylin und geschmackssicher Campbells Suppendosen – präsentiert die Ludwiggalerie gleich mehrfach in ganz unterschiedlichen Nachbarschaften. Auch dies munter-erhellende „Deja-vu“-Erlebnisse.
- Die Ausstellung läuft bis zum 16. Mai in der Ludwiggalerie im Schloss Oberhausen, Konrad-Adenauer-Allee 46
- dienstags bis sonntags, 11 bis 18 Uhr
- Eintritt 8 Euro, ermäßigt 4 Euro, Familien 12 Euro.
- Führungen sonn- und feiertags um 11.30 Uhr.
- Zur Oberhausener Ausstellung erscheint ein Booklet mit einem Beitrag von Christine Vogt für 4 Euro. Die Sammlung Heinz Beck wurde zudem 2013 in einem zweibändigen Bestandskatalog erfasst, herausgegeben vom Wilhelm-Hack-Museum in Ludwigshafen.