Oberhausen.. Cartoon- und Comic-Künstler im Dreierpack: Ralph Ruthe, Joscha Sauer und Flix in einer gemeinsamen Ausstellung in der Oberhausener Ludwiggalerie.
„Echt zum Lachen!“, könnte man vorschnell urteilen, wenn man sich die Ausstellung „Das ist doch keine Kunst“ anschaut, mit der die Ludwiggalerie die drei Zeichner Ralph Ruthe, Joscha Sauer und Felix Görmann (kurz gesprochen: Ruthe Sauer Flix) in einer dreifaltigen Werkschau vorstellt. Aber: Natürlich ist vieles zum Lachen, wenn man zwei der erfolgreichsten Cartoonisten Deutschlands mit einem der renommiertesten Comiczeichner zusammenbringt. Und dem Titel der Schau zum Trotz ist es ganz gewiss Kunst, was da im Schloss Oberhausen bis Januar gezeigt wird. Nur eben eine, die sich ebenso auf gänzlich unverkopfter Ebene wahrnehmen lässt, wenn man das will.
Was verbindet die drei so sehr, dass sie sich in einer gemeinsamen Ausstellung behandeln lassen? Nun, sie sind in den 70er-Jahren geboren, ihr Zeichenstil sticht durch die klare Linie hervor – und alle drei schätzen einander über alle Maßen.
Die größten Parallelen darüber hinaus lassen sich zwischen Ralph Ruthe und Joscha Sauer ziehen. Beide haben die Kunst des Cartoons, des Ein-Bild-Witzes, auf die Spitze getrieben. Der Erste u.a. mit seiner Serie „Shit Happens!“, der Zweite mit „Nichtlustig“. Grafisch mitunter reduziert, dafür auf den Effekt zugespitzt.
Was in Oberhausen zu sehen ist, spannt einen sehr weiten Bogen, von Ralph Ruthes originalem Zeichenheft aus der Schulklasse 1a (!) über die frühen, noch von fremden Stilen geprägten Cartoons bis hin zum heute deutlich ausdifferenzierten Universum, in dem die HNO-Gemeinschaft, bestehend aus Giraffe (Hals), Nase (Nashorn) und Ohr (Koalabär) ihren festen Platz hat, genau wie Hamster, Geier oder Löwe. Dass es bis zu diesen Erfolgsfiguren eine lange Reise war, sieht man an Ruthes Kurzcomics, zu denen „Schweinskram“, „Frühreif!“ (bekannt aus unserer Wochenend-Beilage) oder „Ballermann“-Comics gehören. Auch wenn der Blick auf den Cartoons haftet, ist Ruthe zwei Schritte weiter: Seine Trickfilme sind Renner auf Youtube – und mit einer Mischung aus Zeichnung und Trickfilm bestreitet er Live-Programme vor Hunderten Zuschauern, die ihn wie einen Star feiern.
Auch Joscha Sauer entwickelt sich längst in Richtung „bewegte Bilder“, er arbeitet an einer Trickfilmserie. Zu seinem Figurenpanoptikum zählen neben den lebensmüden Lemmingen auch der Sensenmann und sein Pudel, die durchgeknallten Wissenschaftler Wilson und Pickett sowie Herr Riebmann, der in der Wand wohnt. Durchgedreht und ungemein erfolgreich.
Aus der Reihe tanzt in dieser Gruppe Flix, dessen Comics eher von Nachdenklichkeit geprägt sind – und der sich deshalb nicht auf Cartoons spezialisiert hat, sondern dessen Bandbreite von kurzen („Heldentage“) über längere Strips („Schöne Töchter“) bis zu langen, literarischen Interpretationen („Faust“, „Don Quijote“) reicht.
Eine weitere Gemeinsamkeit aller dreier Künstler: Sie wissen die multimediale Klaviatur meisterhaft zu bedienen. So wären Ruthe, Sauer und Flix nicht so bekannt, wenn sie nicht auch über ihre Webseiten und die sozialen Netzwerke den Fans ständig neues Futter lieferten – und für viele so zur beinahe täglichen Unterhaltungskost geworden wären. Unterhaltung ist es auf jeden Fall. Und Kunst? Natürlich, denn all diese Arbeiten haben ihren unverwechselbaren, eigenen Stil – und zeichnen sich durch ihre klaren Aussagen aus. Auch wenn sich Ralph Ruthe bei der Vorbesichtigung in Oberhausen bescheiden zeigt: „Mir ist es egal, ob jemand denkt, das ist Kunst.“ Denn es ist einfach gut.
Die Ausstellung „Das ist doch keine Kunst“ ist von Sonntag, 20. September 2015 bis zum 17. Januar 2016 in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen zu sehen (di-so 11-18 Uhr). Eintritt: 8 €, erm. 4 €, Familien 12 €.
Der Katalog inklusive wissenschaftlicher Aufarbeitung ist im Carlsen-Verlag erschienen, 144 Seiten, 29,80 €.