Oberhausen. .

„Der einzige Kerl in der Regierung ist die Merkel.“ Das sind die Polit-Witze von Atze Schröder. Die waren in Oberhausen schnell abgehakt. Weiter ging es mit: „Wie kommt die Latte in den Macchiato?“ Dem Publikum hat’s gefallen.

Die Zeiten, in denen Comedians in lauschigen Clubs auftreten, sind längst vorbei. Wenn Atze Schröder die Revolution probt, hocken sich die Fans auch unters Dach der König-Pilsener-Arena in Oberhausen. 11000 Anhänger jubelten, klatschten und grölten nun extralaut, schließlich wurde der Auftritt für RTL und die Live-DVD aufgezeichnet.

Es zeigt sich allerdings schnell – der Parade-Prolet Atze taugt eher als Komik-Commandante denn als Weltverbesserer, auch wenn er beteuert: „In Zeiten, in denen sich Amy Winehouse das Bruttosozialprodukt von Bangladesch durch die Nase zieht und eine alleinerziehende Mutter in Deutschland nicht weiß, wie sie die Zahnspange ihres Kindes bezahlen kann, wird es Zeit für eine Revolution.“ Nun weiß man allerdings als Atze-Kenner, dass die Ankündigung „ich werd’ es Euch zwei Stunden besorgen und Euch richtig verwöhnen“ nicht unbedingt auf hochpolitische Gags schließen lässt. Daran ist das Publikum nicht gewöhnt und so muss der Scherz „wir haben ja jetzt zwei Frauen in der Regierung“ erst ein bisschen sacken. Erst als der bekennende Porschefahrer einen Gruß an Außenminister Westerwelle hinterherschickt, zündet’s. Noch ein Witzchen in Richtung Kanzlerin, „der einzige Kerl in der Regierung ist die Merkel“, und der politische Teil ist abgehakt.

Lange Sätze sind eben schwer

Stattdessen spannt der Revolutionär den Bogen zwischen Franjo Pooth, den Auswanderersendungen im Privatfernsehen, der sich immer weiter spaltenden Gesellschaft „in dick und doof“ und seinem Bildungsauftrag gegenüber Ferrari-Fahrern, die er an der Zapfsäule gerne mal bekehrt. „Ihr gehört zur Elite, ihr habt Euch eine Karte gekauft“, versichert er. „Das ist mein Beitrag zur Kulturhauptstadt. Viele wissen nicht mal, wie man an Tickets kommt. Die fragen nur ,Ey Alter, wo Karte?’“ Lange Sätze sind eben schwer. Wenn Schröder dazu ein dämliches Gesicht aufsetzt, liegt der Saal vor Lachen am Boden.

Nach eineinhalb Stunden ist der Essener da, wo er sich am wohlsten fühlt – und hat die Altersfreigabe auf mindestens zwölf hochgeschraubt: im Swingerclub. Denn, „FSK 0 wie bei Mutterschutz, dat passiert mir nie wieder.“ Er widmet sich also der Frage aller Fragen: „Wie bleib’ ich auf Flughöhe in einer lange Ehe? Wie kommt die Latte in den Macchiato?“ Vielleicht wäre es ja eine Revolution, wenn er darauf eine Antwort wüsste. Er hat aber keine parat. Das Publikum stört’s nicht, so lange sie nur oft genug etwas zu lachen haben. Und ganz ehrlich – als Comedian ist einem Atze Schröder sowieso lieber als in der Rolle des Weltverbesserers.