Bochum. Atze Schröder brachte rund 3000 Fans im Ruhr-Congress zum Toben: Schräge Wortschöpfungen mit passender Körpersprache.
„Das macht son Spaß, ich zahl heut selbst Eintritt“, freute sich Comedian Atze Schröder am Freitagabend über die töffte Stimmung im ausverkauften RuhrCongress und warf dem tobenden Publikum einen Kuss zu. Kein Wunder, dass die 3000 Leute vor Begeisterung zwei Zugaben herbei pfiffen, klatschten und stampften, schließlich lieferte der Vorzeige-Proll ausm Pott mit seiner zweistündigen Show alles, was das Zwerchfell begehrt: direkt, frech, ehrlich und keineswegs politisch korrekt.
Schräge Gitarrenriffs und ohrenbetäubendes Dröhnen eines Hubschraubers. Spots kreisen im Publikum und ein Traum in Babyblau stürmt auf die Bühne: Süß wie ein „Puddinghäutchen“ steht Atze Schröder in türkis-blauen Shirt, Röhrenjeans, der obligatorischen Pornobrille und passenden Cowboystiefeln da. Hinter ihm ein bruchgelandeter Helikopter, daneben brennende Mülltonnen und ein rostiger Riesenventilator. Nachdem es in seinem vorherigen Programm mit einem überdimensionalen Teddy eher kuschelig zu ging, lässt die jetzige Bühnendeko eher eine Gangsteratmosphäre aufkommen. Und richtig, denn Atze raubt einem die Luft zum Atmen – und zwar vor Lachen.
In lässiger Ruhri-Manier erzählt er von seinem Porsche 911, dem „Teilchenbeschleuniger aus dem Schwäbischen“ und der „Fernbeziehung“ mit seinem Führerschein. Neben diesen Anekdoten aus dem Alltag und kleinen Gesangseinlagen macht er sich über die TV-Landschaft lustig, übertriebene Körperpflege („Früher sahen die Frauen unten rum aus wie Reinhold Messner, heute denkste, die ham ne Schussverletzung“), Politik („Wir sind das einzige Land in der EU mit zwei Frauen an der Regierung“) und die armselige Stakkato-Spreche der „Spackos“. Auch plumpe Anmachsprüche und der neuste Promitratsch sind vor seiner schnellen Zunge nicht sicher. Selbst für Tiefgrund sorgt das Lockenköpfchen, in dem er Kritik an der Leistungsgesellschaft übt. Er überzeugt mit ellenlangen Aneinanderreihungen und ideenreichen Wortschöpfungen, manchmal schwer verständlich, weil er sich selbst verbal überschlägt, doch stets mit der passenden Körpersprache versehen. Heraus kommen kreative Bezeichnungen wie „Graf Sunpoint“, „Mittelmeerostfriesen“ und „Turbantransporter“ für die südländischen Jungs und „Kuttenolm“ sowie „Frackpansen“ für einen Staatsanwalt. Jeder rhetorische Schuss ein Treffer. Atze ist eben grade raus und gnadenlos. Gnadenlos gut nämlich.
Er will keine Paparazzi
Atze Schröder ist eine Bühnenfigur aus der deutschen Comedyszene. Ihr Erfinder und Darsteller tritt mit ihr seit 1995 auf Kleinkunst-Bühnen und in Fernsehshows auf. Der Darsteller versucht seine bürgerliche Identität gegenüber der Öffentlichkeit verborgen zu halten und ging gegen den Verstoß der Geheimhaltung sogar gerichtlich vor. In einem Interview äußerte er sich einmal zu seinen Gründen: Er wolle eben keine Paparazzi vor seiner Haustür.
Bereits dreimal heimste er den Deutschen Comedypreis ein und gewann einmal den Deutschen Fernsehpreis.