Essen. .

Großeltern entführen Kinder gerne in andere Welten. Und das nicht nur am 26. November, dem bundesweiten Vorlesetag der Stiftung Lesen. Dabei sind die guten Vorleser oft selbst die Helden der Kinderliteratur.

Eine Auswahl an neuen Büchern über Enkelkinder und Großeltern, über große Lieben, Alters- und andere Unterschiede zeigt: Die Geschichten sind vielseitig, doch die neue, jung gebliebene Großeltern-Generation wartet noch auf ihren Auftritt.

Gudrun Mebs: Schule! schreit der Frieder, und die Oma, die kommt mit
Gudrun Mebs: Schule! schreit der Frieder, und die Oma, die kommt mit © Verlag

Der Frieder schreit wieder nach seiner Oma: In der beliebten Kinderbuchreihe von Gudrun Mebs geht der „Rotzbub“ nun das erste Mal in die Schule. Das ist so aufregend, dass er die Schultüte zerquetscht. Die Oma managt trotzdem die Situation, auch wenn sie dabei schnell aus der Puste kommt. Sie macht so manchen Spaß mit, bei dem Eltern die Reißleine ziehen würden. Ein Klischee? Vom Aussehen her auf jeden Fall: Frieders Oma ist dick, trägt Hut und langen Rock. „Schule! schreit der Frieder, und die Oma, die kommt mit“ (Sauerländer, 66 S., 12,95 €, ab 5).

.

.

.

.

Monika Helfer, Michael Köhlmeier: Rosie und der Urgroßvater
Monika Helfer, Michael Köhlmeier: Rosie und der Urgroßvater © Verlag

Dass Großeltern nicht nur gut vorlesen, sondern auch erzählen können – von einem langen Leben – vermitteln Monika Helfer und Michael Köhlmeier wunderbar in dem Buch „Rosie und der Urgroßvater“ (Hanser, 140 S., 14,90 €, ab 10). Obwohl es beim Opa nach Museum riecht, nach Zigarrenrauch und Bücherstaub, lauscht das Enkelkind gebannt den Geschichten aus der österreichischen Heimat ihrer jüdischen Vorfahren. Erinnerungen, die verloren gehen, wenn Großeltern nicht mehr da sind: Das ist die wichtige Botschaft dieses Buchs.

.

.

.

.

Claire Clément: Opa sagt, ich bin sein Glückskind
Claire Clément: Opa sagt, ich bin sein Glückskind © Verlag

Und dann stirbt Oma. Und der sonst lebenslustige Opa wirkt wie tot vor Trauer. Das Altersheim soll nun sein Zuhause sein. Doch die neunjährige Enkelin Fanny verhindert das. Claire Clément erzählt, wie der Großvater ins Leben zurückfindet – durch die große Liebe seiner Enkeltochter. „Opa sagt, ich bin sein Glückskind“ (Bloomsbury, 107 S., 12,90 €, ab 8) ist eine Geschichte, die ans Herz geht. Sie ist zwar realitätsfern, zeigt aber eindrücklich, wie eng die Enkelkind-Großeltern-Beziehung sein kann.

.

.

.

.

.

.

Marianne Musgrove: Als Opa alles auf den Kopf stellte
Marianne Musgrove: Als Opa alles auf den Kopf stellte © Verlag

In dem Buch von Marianne Musgrove ist diese Beziehung noch enger, denn nach einem tödlichen Autounfall der Eltern leben Kenzie und Tahlia beim Opa. Er kann so wunderbar Streit schlichten, erfindet das Spiel „Scrabboboly“, wenn die eine Scrabble, die andere Monopoly spielen möchte. Doch dann wird Opa merkwürdig, er vergisst, macht ins Bett, läuft weg. Die Kinder versuchen, das zu verbergen und tauschen die Rollen: „Es war, als ob Opa unser Kind geworden wäre und wir seine Eltern.“ Dieses starke Buch, spannend und einfühlsam erzählt, geht offen mit Demenz um: „Als Opa alles auf den Kopf stellte“ (Beltz & Gelberg, 135 S., 9,95 €, ab 10).

.

.

.

.

.

Bettina Obrecht: Willkommen zurück, Opa!
Bettina Obrecht: Willkommen zurück, Opa! © Verlag

Schonungsloser ist nur noch Bettina Obrechts Buch „Willkommen zurück, Opa!“ (Gabriel, 160 S., 11,90 €, ab 10). Opa erleidet einen Schlaganfall. Er überlebt, doch nun ist er einseitig gelähmt, spricht undeutlich – und das Schlimmste für die Familie: Aus dem liebenswerten „Maschinenheiler“ ist ein mürrischer Mann geworden, der das Leben leid ist. Für die kleine Lisa ist dieser Wandel nur schwer zu ertragen, sie ist wütend, dass sie wegen Opa nicht in den Urlaub fahren kann, sie hat ein schlechtes Gewissen, weil sie so fühlt, und sie muss erleben, dass manchmal selbst Eltern nicht mehr weiterwissen. Ein sehr realistisches Buch, mit einem guten Schuss Hoffnung.

.

.

.

Peter Härtling: Oma
Peter Härtling: Oma © Verlag

So facettenreich die Bücher auch sind: Man braucht sich nur diese Geschichten und den sich immer noch lohnenden Klassiker „Oma“ (Gulliver, 100 S., 5,50 €, ab 8) von Peter Härtling aus dem Jahre 1975 anzuschauen, um im Vergleich mit den echten Omas und Opas festzustellen, wie sehr sie sich verändert haben. Schließlich haben die heutigen Großeltern die 68er miterlebt, Rock'n'Roll getanzt und Elvis gehört. Das prägt auch ihre Großelternrolle: Sie haben nicht immer Zeit, weil sie ausgehen und reisen, sie verschicken Mails statt Postkarten, ihre dritten Zähne sind Implantate und statt Muckefuck schlürfen sie Latte Macchiato. Die neuen Omas und Opas – ihre Geschichte wäre mal ein Kinderbuch wert!

Mehr zum Vorlesetag lesen Sie hier.