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Generationen von Kindern sind mit Michael Ende ins fröhliche Lummerland gereist, sie trafen den Drachen Frau Mahlzahn, den Scheinreisen Tur Tur und die wilde 13. Nun wird Jim Knopf 50 Jahre alt. Grund, Dampf zu machen.
Ein Riese, erschreckend groß, wird immer kleiner, je mehr man sich ihm nähert. Herr Tur Tur heißt das Wesen, das nicht nur bei Kinder enorm Eindruck gemacht hat, auch Erwachsene fühlen sich bei so manchen Begegnungen an ihn erinnert: an den Scheinriesen aus Michael Endes Geschichte über Jim Knopf und Lukas, den Lokomotivführer. Dabei ist mit Jim das Gegenteil passiert: So klein er in Wahrheit ist, seine Abenteuer zählen auch bei näherer Betrachtung zu den ganz großen unter den Kinderbuch-Klassikern. Am 9. August wird Jim Knopf 50.
Dabei wollte anfangs keiner diese Geschichte drucken, von diesem noch damals unbekannten Michael Ende, der den kleinen Jim ins Lummerland schickte zu König Alfons dem Viertel-vor-Zwölften. So einen Märchen-Science-Fiction-Mix hatte es bis dahin nicht gegeben. Und ein rund 500 Seiten langes Buch – welches Kind sollte denn so etwas lesen? Doch der Thienemann-Verlag ging das Risiko ein, teilte schlicht die Geschichte, veröffentlichte auch den zweiten Teil als „Jim Knopf und die Wilde 13“ und wurde 1961 mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis belohnt.
Auch politisch brisant
Trotzdem lief nicht immer alles glatt für den schwarzen Jungen, der seinen Namen einem Knopf an seiner Hose zu verdanken hat: Rassistisch sei das Buch. Und wer die Geschichte heute liest, wird zumindest von einer Unbekümmertheit sprechen, wie Ende über die Hautfarbe des Jungen geschrieben hat. Die 68er-Generation warf ihm vor, die Abenteuer seien weltfremd. Dann suchte man die Vorlage für Jim in einem Reisebericht von Charles Darwin. Und schließlich verstand man die Geschichte als Gegenstück zum nationalsozialistischen Gedankengut.
So ging es für Ende auf und ab, wie bei den Plastikwogen in der Augsburger Puppenkiste. Doch spätestens mit den schwankenden Bewegungen der Marionetten in den 70er-Jahren knüpfte Jim zusammen mit Lukas und der Lok Emma ein Band zu vielen kleinen Zuschauern. „Eine Insel mit zwei Bergen . . .“ Das Lied zu den Filmen wurde von „Dolls United“ vor 15 Jahren in eine Dance-Version umgewandelt, die es bis in die Charts schaffte. Was wohl weniger der Genialität der Band geschuldet war als der Nostalgie der Zuhörer.
Letztendlich war Jim für Michael Ende der Durchbruch, sein erstes Buch, vor Momo, vor der weltbekannten Unendlichen Geschichte. In 33 Sprachen wurde es laut Verlag übersetzt. Und allein in Deutschland über drei Millionen Mal verkauft. Später sagte Michael Ende, der 1995 verstorben ist: „Ich hatte mir überhaupt nichts davon versprochen, hatte das Buch einfach nur mir selbst erzählt.“
Jims neue Abenteuer
Auf dem Erzählband „Jim Knopf findet’s raus“ (Thienemann, 205 S., 14,90 €) steht zwar der Autor Michael Ende, aber geschrieben hat die Vorlesegeschichten Beate Dölling. Die Figuren in diesem Buch sind bekannt, doch sind sie moderner, pädagogischer. So erfahren die Zuhörer ab 6 in der ersten Geschichte, warum manche Menschen schwarz und andere weiß sind. Auch das Bilderbuch ist zwar etwas für Fans, kommt aber nicht an das fantasievolle Original heran: „Alles Gute zum Geburtstag, Jim Knopf!“ (32 S., 11,90 €).