Bayreuth. Die 98. Bayreuther Festspiele sind eröffnet - und damit das Schaulaufen der Polit-Prominenz. Die beiden Urenkelinnen des Komponisten, Eva und Katharina, empfingen am Nachmittag die Gäste am Roten Teppich. Auf dem Programm steht Richard Wagners Oper "Tristan und Isolde".

Alle aufmunternden Rufe der Fotografen helfen nichts: Katharina Wagner will bei ihrem Debüt als Leiterin der Bayreuther Festspiele an diesem Samstagnachmittag einfach nicht für sie winken und lächeln. Mit mürrischem Gesicht und beinahe regungslos lässt die 31-Jährige an der Seite ihrer strahlenden Halbschwester Eva Wagner-Pasquier das Blitzlichtgewitter über sich ergehen, ehe sich die Pforten des Festspielhauses zur diesjährigen Eröffnung endlich hinter ihr schließen.

Dabei hätte Katharina Wagner durchaus Grund zur Freude gehabt: Nicht nur dass mit der Eröffnung der 98. Festspiele ihr Wunsch in Erfüllung geht, in die Fußstapfen ihres Vaters Wolfgang Wagner zu treten. Trotz des unsicheren Wetters pilgerten vielmehr auch an diesem schwülheißen Nachmittag hunderte begeisterter Zuschauer zum Grünen Hügel, um das neue Führungsduo zu begrüßen.

«Ich glaube, es hätte nicht besser laufen können als mit den beiden», schwärmt Erika Schönauer aus dem benachbarten Bad Berneck. Wie ihre Freundin Vera Kiontke kommt die Rentnerin seit vielen Jahren zur Festspieleröffnung nach Bayreuth und genießt die besondere Atmosphäre dort. «Es ist einfach schön hier», lacht sie.

"Das sind Power-Frauen"

Dass in diesem Jahr Eva und Katharina und nicht mehr Patriarch Wolfgang Wagner die Festspiele leiten, freut sie besonders. «Das sind Power-Frauen», bringt es die 74-jährige Kiontke auf den Punkt. Für die netten Gespräche mit anderen Wagnerianern und den einen oder anderen Händedruck eines Prominenten harrt sie schon seit sieben Stunden hinter der Absperrung aus. Ihr besonderes Interesse gilt an diesem Nachmittag Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg. Schließlich sei er nicht nur ein fähiger Politiker, sondern auch ein Oberfranke wie sie selbst, betont sie.

Auf ihn hat es auch Autogrammjäger Markus Boczek abgesehen. Der 30-Jährige kommt seit 13 Jahren auf den Grünen Hügel und hat bisher jede Unterschrift bekommen, die er wollte. Auch bei zu Guttenberg hat er rasch Erfolg: Als der 37-Jährige gegen halb vier in Begleitung seiner Ehefrau Stephanie auf dem roten Teppich erscheint, dauert es nicht lange, bis er den Weg zu Markus findet.

Großer Jubel für Günther Beckstein

Die größte Begeisterung unter den Zuschauern löst allerdings auch in diesem Jahr der ehemalige bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein aus. Ihm jubeln die Bayreuther frenetisch zu. Beckstein bedankt sich wie immer mit einem strahlenden Lachen und fleißigem Händeschütteln.

Nach all dem Trubel um Beckstein fällt der Empfang für Bundeskanzlerin Angela Merkel, die ein bodenlanges, silbergraues Kostüm trägt, vergleichsweise kühl aus. In Begleitung ihres Ehemannes Joachim Sauer lässt sie sich nur kurz fotografieren und verschwindet rasch im Festspielhaus. Auch der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer in Begleitung von Ehefrau Karin erntet nur wenig Applaus. Obwohl der das erste Mal bei einer Premiere in Bayreuth dabei ist, kennt er die Spielregeln allerdings gut: Statt sich zurückzuziehen, sucht auch er das Bad in der Menge und schüttelt fleißig die Hände der Wartenden. (ap)