Duisburg. .

Silvia Kaffke lässt ihren Kommissar Robert Borghoff noch einmal im 19. Jahrhundert ermitteln: Der historische Krimi „Das dunkle Netz der Lügen“ spielt wieder in Ruhrort – ein perfekter Schauplatz, findet die Autorin.

Wenn Silvia Kaffke durch die Straßen von Ruhrort läuft, vorbei an Häusern aus dem 19. Jahrhundert, dann fühlt sie sich oft zurückversetzt in eine andere Zeit. Eine Zeit, in der die Damen ausladende Krinolinen-Röcke trugen und Pferdekutschen übers Kopfsteinpflaster ratterten.

Ein Jahr hat die Duisburger Autorin recherchiert, im Stadt­archiv alte Zeitungen durchforstet und mit Heimatforschern gesprochen. Das Ergebnis war ein historischer Ruhrort-Krimi, der 2008 erschien. Nun ist der zweite Teil rund um Kommissar Robert Borghoff herausgekommen: „Das dunkle Netz der Lügen“ spielt im Jahr 1861.

Neben unzähligen Bettlern lebten auch reiche Industrielle

„Es hat mich gepackt“, sagt Silvia Kaffke (48) über das Viertel am Wasser, das damals noch eigenständig und mit der Fähre von Duisburg aus zu erreichen war. Das alte Ruhrort ist der perfekte Schauplatz: ein überschaubarer, von Mauern begrenzter Ort, wo neben unzähligen Bettlern auch reiche Industrielle lebten.

Systematisch hat die Schriftstellerin auf Mikrofilmen gespeicherte Zeitungsanzeigen und -artikel gelesen, bis die Augen tränten. Der Kriminalfall, den sie in ihrem Roman schildert, hat sich wirklich ereignet, auch andere Ge­schichten fanden Eingang in ihr Buch. So stieß sie in der 1851 gegründeten Rhein- und Ruhrzeitung auf die Notiz, dass jemand Anzeige wegen des Diebstahls zweier Bratpfannen erstattet hatte.

Die größte Herausforderung sei es gewesen, in die Alltagskultur rund um ihre Heldin Lina Kaufmeister einzutauchen, berichtet Silvia Kaffke. Was haben die Menschen damals gegessen? Womit haben sie ihre Häuser geputzt? Welche Pomade haben die Herren benutzt? Und nicht zuletzt: Wie waren sie gekleidet? Schließlich drehen sich Kaffkes Ruhrort-Krimis um die Näherin Lina Borghoff, die einen Modesalon betreibt.

Näherin Lina Borghoff ist eine ungewöhnlich moderne Protagonistin

Es ist eine ungewöhnlich moderne Protagonistin. „Ich habe mich gefragt, wie eine unabhängige Frau zu der Zeit ausgesehen hätte“, sagt die Autorin. Dass sie sich mehr auf die Familiengeschichte als auf die Aufklärung des Verbrechens konzentriert, tut der Spannung keinen Abbruch. Anders als bei so manch anderem Regionalkrimi dürften sich nicht nur die Ruhrorter gut unterhalten fühlen.

Zu denen zählt Silvia Kaffke, die bis vor kurzem als Sekretärin gearbeitet hat, übrigens gar nicht. Sie zog erst im Jahr 2005 in den Hafenstadtteil - und das nur, weil sie dort eine günstige Wohnung gefunden hatte. Eigentlich kommt die Autorin aus Meiderich.