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Comics galten einst als Schund, bestenfalls als Spaß. Dass diese Zeiten vorbei sind, kann man auch am Deutschen Jugendliteraturpreis ablesen. Gleich zwei Comicromane werden geehrt. Ein kritischer Blick auf die Preisträger.
Das beste Bilderbuch
Garman hat Angst. Bald muss er zur Schule. Dabei ist in seinem sechsten Sommer noch kein Zahn locker. Beruhigend, dass selbst die alten Tanten vor etwas Angst haben. Angst vor dem Tod. Mit ungewöhnlichen Collagen aus Fotografie und Malerei erzählt Stian Hole von Garmans Sommer (Hanser, Aus dem Norwegischen: Ina Kronenberger, 48 S. 14,90 Euro, ab 6). Ein sehr einfühlsames Buch über Furcht und Vergänglichkeit, bei dem sich Kinder verstanden fühlen. Besonders, wenn der erste Schultag naht.
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Das beste Kinderbuch
Der kleine Jean fühlt sich auch nicht wohl in seiner Haut. Er wächst ohne Mutter auf. Er weiß nicht, warum. So möchte er an die Postkarten glauben, die ihm das Nachbarsmädchen vorliest. Seine Mama habe sie angeblich geschrieben. Meine Mutter ist in Amerika und hat Buffalo Bill getroffen (Carlsen, 128 S. 17,90 Euro, ab 8) heißt die Geschichte mit witzig-treffenden Worten von Jean Regnaud und ergänzenden Bildern von Émile Bravo. Er hat Jean die Sorgen aufs Gesicht gezeichnet. Oder auf die Stirn des strengen Vaters. Obwohl diese Geschichte im Frankreich der 1970er-Jahre spielt, werden sich junge Leser mit Jean identifizieren. Ein Comicroman für den kleinen Bruder, der noch zu jung ist, um Gregs Tagebücher zu lesen.
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Das beste Jugendbuch
Auch das Jugendbuch hat dieses Mal mehr Zeichnungen als Text: Such dir was aus, aber beeil dich! Kindheit in zehn Kapiteln (Fischer Schatzinsel, 192 S. 12,95 Euro, ab 14). Nadia Budde schildert eindrücklich das Kindsein in der DDR. Wie es sich lebte und spielte, auf dem Land oder im Plattenbau. Das gelingt ihr mit Ironie und zum Teil auch mit Witz. Trotzdem ist die Entscheidung der Jury nicht nachzuvollziehen. Kinder finden es bestimmt lustig, über Popel und Rotze zu lesen, aber Jugendliche? Budde schildert zudem die Kindheitserinnerungen eines Erwachsenen. Sie haben nur noch am Rande etwas mit der aktuellen Lebenswelt von Jugendlichen oder ihren Erinnerungen an die Kindheit zu tun.
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Die Wahl der Jugend
Die Jugendlichen selbst haben sich für Die Tribute von Panem – Tödliche Spiele entschieden (Oetinger, 415 S. 17,90 Euro, ab 14). Ein Buch voller Buchstaben, ohne Zeichnungen, dafür mit einer spannenden Geschichte, die einen nicht loslässt: Die 16-jährige Katniss muss wie andere in ihrem Alter zu den im Fernsehen ausgestrahlten brutalen Hungerspielen fahren. Nur einer kann in der Arena überleben . . . Die Autorin Suzanne Collins greift in diesem Fantasy-Bestseller Fragen auf, die Jugendliche heute interessieren: Wie viel Medieneinfluss lasse ich zu? Wie viel bin ich bereit, von mir preiszugeben? Wann leiste ich Widerstand? Für Januar wird der dritte Band der packenden Trilogie erwartet.
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Das beste Sachbuch
Auflehnung ist auch das Thema des zu recht prämierten Sachbuchs aus der Reihe Mutige Menschen (Gabriel, 14,90 Euro, ab 12). Christian Nürnberger gibt dieses Mal dem Widerstand im Dritten Reich Gesichter: Dietrich Bonhoeffer, Claus von Stauffenberg oder Sophie Scholl. Die spannenden Porträts glorifizieren sie nicht. Der Autor geht vielmehr der Frage nach, wie sie zu Menschen des Widerstands werden konnten. Er zeigt, dass ihre Opfer nicht sinnlos waren. Ein Lehrstück, für das man kaum zu jung und niemals zu alt sein kann.
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Der Preis fürs Gesamtwerk
Mirjam Pressler wurde mit ihrem Jugendbuch Nathan und seine Kinder (Beltz & Gelberg, 285 S. 16,95 Euro, ab 13) nominiert, in dem sie Lessings Drama über mehr religiöse Toleranz neu erzählt. Für dieses Buch erhielt sie bereits den Literaturpreis Corine 2009. Das sie dafür nicht mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet wurde, mag daran liegen, dass sie für ihr Gesamtwerk als Autorin den Sonderpreis erhalten hat. Schon zum zweiten Mal, denn 1994 wurde sie bereits geehrt, damals für ihre Übersetzungen. Doch damit nicht genug: 1995 erhielt sie für eines ihrer rund 50 Bücher ebenfalls den Jugendliteraturpreis: „Wenn das Glück kommt, muss man ihm einen Stuhl hinstellen“.
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Der Kinderbuchpreis des Landes NRW
Der mit 5000 Euro dotierte NRW-Kinderbuchpreis geht in diesem Jahr an Philipp Seefeldt. Sein Bilderbuch „Ida still im Weltenmeer“ (Arena, 28 S. 12,95 Euro, ab 4) erzählt von einem Mädchen, das der Großstadt den Schrecken nimmt: Ein Kran verwandelt sich in ihrer Fantasie in ein liebes Tier. Neben dieser Einladung zur Kreativität ist die Geschichte auch wegen der originellen Collagen mehr als einen Blick wert. Einziger Wermutstropfen: Idas Stadt ist nicht Essen oder Dortmund, sondern Berlin.
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