Die erfolgreiche Schau über den legendären Kindkönig macht Station in Köln. Auf den Spuren des Archäologen Howard Carter darf ab 24.9. soagr eine nachgebaute Gruft erkundet werden.

Man schrieb den 26. November des Jahres 1922, als Howard Carter eine kleine Öffnung in die Tür zur Gruft schlug, in der vor über 3000 Jahren ein Pharao seine letzte Ruhestätte fand. Nachdem er eine Kerze durch den Spalt geführt hatte und hineinblickte, erstarrte der Ägyptologe. Auf die Frage, was er denn sehe, erwiderte er nur zwei Worte: „Wunderbare Dinge!”

Die Entdeckung des Grabes von Tutanchamun gilt als Meilenstein der Archäologie und fasziniert die Menschen bis heute. Fast 90 Jahre nach dem spektakulären Fund können Interessierte in Köln nun in die Rolle Howard Carters schlüpfen: Die Ausstellung „Tutanchamun – sein Grab und die Schätze” zeigt über 1000 originalgetreue Repliken der kostbaren Grabbeigaben in einem exakten Nachbau der Pharaonengruft. Die drei Grabkammern präsentieren sich den Besuchern genau so, wie sie im Jahr 1323 v. Christus für den ewigen Schlaf des unerwartet verstorbenen Kindkönigs verschlossen wurden.




Über 1,6 Mio. Besucher hat die aufwändige Pharaonenschau laut Veranstalter seit der Eröffnung in Zürich vor zwei Jahren bereits angelockt. Nach mehrfacher Verlängerung der Ausstellung auf ihrer aktuellen Station in Hamburg ist sie ab dem 24.9. in der Kölner Messehalle Expo XXI zu sehen. Dass „Tutanchamun – sein Grab und die Schätze” auch in der Domstadt ein Publikumsrenner wird, davon kann ausgegangen werden. Auch wenn eigentlich nur Kopien und nicht ein einziges Original-Artefakt aus dem Grab zu sehen sind. Der Reiz der Ausstellung aber liegt in der perfekten Inszenierung, im Erlebnis-Charakter. Mittendrin, statt nur vor der Vitrine – so könnte man das Konzept der Macher beschreiben, die mit herkömmlicher musealer Präsentation ohnehin nichts am Hut haben. Veranstalter der Schau mit dem Schatzgräber-Kick ist das Unternehmen Semmel Concerts. Das verdiente sein Geld bislang mit Rock-Konzerten oder Bühnen-Spektakeln wie „Thriller”, der Show über Michael Jackson, den 2009 verstorbenen „King of Pop”.

Von diesem ist es freilich gar nicht allzu weit bis zum legendären Ägypter-King. Getanzt wird in der „Tutanchamun”-Ausstellung zwar nicht, dafür gibt’s packende Musik vom Soundtrack-Komponisten Uwe Fahrenkrog-Petersen. Sein nach Hollywood-Vorbild tönender Score untermalt den Ausstellungsfilm, der eine zentrale Rolle in der Gesamt-Inszenierung spielt.

Die packende Dokumentation versetzt die Besucher zunächst filmisch ins Tal der Könige, danach dürfen diese die Gruft dann selbst erkunden. Das ist spannend, das macht Spaß – und wissenschaftlichen Anspruch hat es auch noch. So zumindest bekunden es renommierte Ägyptologen im Presse-Material zur Schau. Gar einen Paradigmenwechsel in der Ausstellungskonzeption will man ausgemacht haben: Von der Präsentation zu Repräsentation, von Erkenntnis zu Erfahrung.

Fakt ist: Wer erleben will, wie sich das Grab Tutanchamuns mit seinen unermesslichen Schätzen einst dem Auge Howard Carters präsentierte, der muss nach Köln und nicht zum Nil reisen. Denn das echte Grab Tutanchamuns ist längst leer. Die Schätze des Pharaos – darunter die berühmte Totenmaske – stehen seit Jahrzehnten im Museum. Dort kann man sie besichtigen – in Vitrinen.