Duisburg. .
Zur „Sinfonie der 1000” hatten sich der Bundespräsident und die NRW-Ministerpräsidentin angesagt. Zur „ersten Großveranstaltung der Kulturhauptstadt nach der Loveparade” kam auch Adolf Sauerland.
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Als sie geplant wurde, die „Sinfonie der 1000” im Rahmen von Ruhr.2010, da war sie die „Jubiläumsaufführung von Gustav Mahlers Achter Sinfonie”, seinem vielleicht umstrittensten Werk. Mit 1300 Sänger und Instrumentalisten. Am Sonntag war sie „die erste Großveranstaltung der Kulturhauptstadt nach der Loveparade”.
Kurz vor fünf ist es, da ist die Polizei vor dem Landschaftspark Nord in Duisburg kurz ratlos. Große Zettel – mit Steinen beschwert – haben ein Mann und eine Frau in zwei Reihen auf den Weg gelegt, auf dem immer mehr Besucher in die Kraftzentrale des Parks strömen. Die Namen der Loveparade-Opfer stehen da drauf. „Ist das eine Demo”, fragt ein Beamter. „Nein”, sagt die Frau, „das ist ein Flashmob.” Ein im Internet geplanter Menschenauflauf also. Die Beamten überlegen, diskutieren, beraten. Dann dürfen die Zettel liegen bleiben: Einreihig. Wahrscheinlich auch, weil niemand gekommen ist zum Flashmob.
„Niemand hat Tickets zurückgegeben“
Dennoch verfehlt die Aktion nicht ihre Wirkung. „Betroffen” sei sie gewesen, sagt Gisela Krieger, „Und traurig.” Natürlich, sagt auch ihr Sohn Markus, sei das eine Tragödie, was da vor sieben Wochen passiert sei. „Aber deswegen die Sinfonie der 1000 abzusagen oder nicht hinzugehen halte ich für verkehrt. Seine Mutter nickt. „Irgendwann muss man wieder nach vorne sehen.” Viele denken so wie die Kriegers. „Nein”, bedauert die Frau an der Abendkasse, „nichts zu machen. Niemand hat Tickets zurückgegeben.” Im Gegenteil: An mehreren Stellen stehen Klassik-Fans mit Schildern: „Suche Karten.”
Drinnen in der Halle haben die 2600 Besucher mittlerweile ihre Plätze eingenommen. Nur die Reihe der Ehrengäste ist noch frei. Bundespräsident Christian Wulff hat sich angesagt und NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft. Aber auch der Duisburger Oberbürgermeister Adolf Sauerland. Wofür fast niemand in der Halle Verständnis hat. „Der wird doch gnadenlos ausgepfiffen”, glaubt ein junger Mann. Wird er nicht. Allerdings nur, weil er erst kurz vor Konzertbeginn, zusammen mit Wulff und Kraft die Halle betritt – stets einige Meter hinter oder neben den beiden.
Unmittelbar vor Dirigent Lorin Maazel geht Ruhr.2010-Chef Fritz Pleitgen auf die mit Sonnenblumen geschmückte Bühne und ruft die Besucher zu einer Schweigeminute auf. Ganz still wird es in dem großen Viereck. Nur den Solo-Sängern neben dem Podium, denen hat offenbar niemand etwas gesagt. „Lalalala” singen sie sich hörbar warm. Vielleicht, weil es für sie längst wieder Mahlers Jubiläumsaufführung ist. Und nicht die erste Großveranstaltung nach der Loveparade.