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Er ist verwirrt, zerstrubbelt und unbeholfen. Doch mit seiner steifen, britischen Art kombiniert mit viel Selbstironie hat er sich in die Frauenherzen geschauspielert. Hugh Grant wird jetzt 50. Wie gemein.

Er ist der verwirrte Typ, dem seine Freunde unzählige Wecker stellen, damit er keine Hochzeit verpasst. Er ist der zerstrubbelte Mann, der im Schlabber-T-Shirt mit Julia Roberts Drehbücher lernt. Und er ist der Premierminister, der seine Hausangestellte heimlich küsst, während sich der Vorhang hinter ihm langsam öffnet. Hugh Grant ist der Meister der „surrealen, aber schönen“ Liebesszenen. Er ist der ewige Junggeselle, der ständig bekehrt wird. Ein junger Typ eben. Und der wird am Donnerstag, 9. September, 50.

50 Jahre alt? Ja, liebe Freundinnen des Schnulzen-Films, 50.

Es gibt diese geleckten Romanzen-Darsteller wie Richard Gere („Pretty Woman“), Robert Redford („Der Pferdeflüsterer“) oder Leonardo Di Caprio („Titanic“). Das sind schöne Männer, die als Ritter in der weißen Limousine vorfahren, im Smoking mit gezückter Rose die Rolltreppe im Kaufhaus hochfahren, die für ihre Liebe sterben oder die Dinge sagen wie: „Ich liebte sie nicht, weil wir zueinander passten. Ich liebte sie einfach.“ Und dann gibt es Hugh Grant.

Hoppala – schon 50?

Bridget Jones (René Zellweger) fällt immer wieder auf ihren Macho-Chef (Hugh Grant) rein. In Schokolade zum Frühstück. (Foto: Imago)
Bridget Jones (René Zellweger) fällt immer wieder auf ihren Macho-Chef (Hugh Grant) rein. In Schokolade zum Frühstück. (Foto: Imago) © imago stock&people

Hugh Grants Haare liegen nicht ordentlich im Seitenscheitel, sie stehen wirr vom Kopf ab. Wenn er einen ordentlichen Anzug trägt, dann nur wenn er gleichzeitig singend durch die Downing Street 10 tanzt. Wenn er als Redaktionsleiter den Macho spielt, dann auf eine so unbeholfene Art und Weise, dass es attraktiv ist. Und niemandem sonst würde man die „Ich bin alleinerziehender Vater eines Sohnes. Gehen wir heute Abend essen?“-Masche so schnell verzeihen, wie ihm.

Hugh Grant ist in seinen Filmen vor allem eins: unbeholfen. Er sagt Dinge wie: „Sie sind bei unseren Lesern der beliebteste Filmstar... sie und Black Beauty“ – zu Julia Roberts, weil er sich bei einer Pressekonferenz als Reporter von „Horse and Hound“ eingeschlichen hat. Vokabeln wie „hoppala“ passen nicht in eine Schnulze. Aber sie passen in einen Liebesfilm mit Hugh Grant, dem steifen Briten, der sich ungeschickt durchs Leben bringt. „Also kurz gesagt, zusammengefasst, in einer klareren Version... mit den Worten David Cassidys, als er noch bei der Partridge Family war: Ich glaube i...ch liebe dich, und äh... nein, nein, vergiss es.“ Wer sagt so etwas schon? Eben.

Kaum Preise für Hugh

1997: Hugh Grant gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Liz Hurley. (Foto: Imago)
1997: Hugh Grant gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Liz Hurley. (Foto: Imago)

Und wer bekommt dafür große Preise? Niemand. (Wenn man einmal von dem Golden Globe absieht, den Hugh Grant 1995 für seinen Durchbruch mit „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“ erhielt.) Statt Auszeichnungen sind ihm die Herzen vieler Kinobesucherinnen sicher. Und zwei Milliarden Dollar.

Natürlich sind Sätze wie „Ich bin auch nur ein Mädchen, dass vor einem Jungen steht und ihn bittet, dass er es liebt“ aus Julia Roberts Mund nah an: „Ich liebe es, wenn Dein Haar vom Winde verweht wird.“ („Dirty Dancing“) Aber sie funktionieren eben. „Mein Baby gehört zu mir“, funktioniert, weil es eine Mädchen-Erinnerung ist. Und Hugh Grant funktioniert, weil eben diese Selbstironie und dieser Jungen-Charme dazu gehören.

Das Genre wechseln?

Der verwirrt-unschuldige Blick in Notting Hill. (Foto: Imago)
Der verwirrt-unschuldige Blick in Notting Hill. (Foto: Imago) © imago stock&people

Und jetzt soll eben dieser Junge schon 50 Jahre alt sein? Das ist unfair. Denn es bedeutet, dass Hugh Grant eben bei weitem kein trotteliger Single über 30 mehr ist, der es nicht so ganz hinkriegt, das mit dem Leben und das mit der Liebe. Auch im wahren Leben war der Schauspieler zwar 13 Jahre lang mit dem Model Liz Hurley liiert, scheiterte aber auch 2007 wieder nach drei Jahren Beziehung mit der Milliardärstochter Jemima Khan. Und dann war da ja noch dieser Skandal 1995: In Los Angeles wurde er mit einer Prostituierten in seinem Wagen erwischt und musste sich zu „unzüchtigem Verhalten in der Öffentlichkeit“ bekennen. Ach, Hugh.

Es passt einfach nicht zu diesem jungen, verrückten Typ, älter zu werden. Was er denn mit 65 machen werde, haben die Kollegen vom Kölner Stadtanzeiger Hugh Grant gefragt: „Ich weiß nur: Ich möchte dann keine Interviews zu romantischen Komödien mehr geben“, sagte er. Und das ist wahrscheinlich auch besser so. Denn so langsam passt es eben einfach nicht mehr. Das ist schade. Aber vielleicht klappt es ja doch noch mit einem Genre-Wechsel. Vielleicht wird Hugh noch zum Action-Held. Oder er geht auf die Bühne? So lange werden wir uns einfach mit Erinnerungen an die gefakten 80er bei Laune halten. Und mit und über Hugh Grant lachen – an seinem 50. Geburtstag.