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Stephen Hawking schreibt in „Der große Entwurf“ über seine Theorie unendlich vieler Paralleluniversen. Den Leser erwartet eine kurzweilige Zeitreise durch die Geschichte der physikalischen Erkenntnisse, seit Anbeginn der Wissenschaft.
Es geht nicht um wenig. Warum existieren wir? Warum gibt es etwas und nicht einfach nichts? Warum gibt es diese Naturgesetze und nicht andere? Wo kommt das Universum her? Braucht das Universum einen Schöpfer? Was war vor dem Urknall? Kurzum: Es geht um alles. Und um eine Theorie von Allem.
„Das ist die letztgültige Frage nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest. Wir werden versuchen, sie in diesem Buch zu beantworten“, schreiben Stephen Hawking und Leonard Mlodinow in der Einleitung zu ihrem Buch „Der große Entwurf. Eine neue Erklärung des Universums“. Und wenn ihnen das am Ende gelinge sollte, wäre es das Buch der Bücher – das letzte Buch.
Wenn der britische Astrophysiker ein neues Buch veröffentlicht, kann es sich nicht um ein weiteres beliebiges Sachbuch handeln. Hawking ist der Popstar der Physik, seit er 1988 „Eine kurze Geschichte der Zeit“ veröffentlichte – ein Bestseller, der in 45 Sprachen übersetzt wurde. Niemand hatte zuvor über den Ursprung des Universums so rasant, unterhaltsam und humorvoll geschrieben.
Zwar dürfte wohl kaum ein Leser alles verstanden haben, doch der Autor hat dafür Verständnis: „Auch ich verstehe keineswegs alle Ideen in meinem Buch. Wäre dem so, würde ich den Plan Gottes kennen“, sagte Hawking.
Kurzweilige Zeitreise durch die Geschichte der physikalischen Erkenntnisse
Das gibt Trost für die Lektüre seines neuen Werkes, eine ebenso kurzweilige Zeitreise durch die Geschichte der physikalischen Erkenntnisse, seit Anbeginn der Wissenschaft. Auch hier stockt dem Leser zwischenzeitig das Verständnis. Denn wer soll das verstehen: „Vakuumfluktuationen, virtuelle Teilchen und Felder, die sich ins Dasein und wieder aus ihm hinauszittern...“? Dennoch wird der Leser immer wieder aufgefangen und mitgenommen durch die geschickte Hand des Autors, der ihm bis zum letzten Kapitel mit dem Versprechen, alle Rätsel aufzulösen durch die Seiten lockt. Hawkings großes Ziel ist es, die Weltformel zu finden, eine widerspruchsfreie Theorie, die alles, was im Universum passiert, berechenbar macht und erklärt. Bis heute gibt es keine einheitliche Theorie zur Entstehung der Welt.
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Auch im neuen Buch wird man sie nicht finden, so viel sei verraten. Doch den Weg zur letztgültigen Theorie, der „M-Theorie“, weist er seinen Nachfolgern. Dazu nimmt er den Leser mit auf eine Erkenntnisreise, deren Stationen Kopernikus, Galilei, Newton, Kepler, Hubble, Einstein, Planck und andere sind. Er führt uns ein in die Relativitätstheorie, die Quantenphysik und die Stringtheorie. Er leitet daraus her, dass es unendliche viele Universen gibt, vielleicht 10 hoch 500, jedes mit eigenen Naturgesetzen, und zwar gleichzeitig. In einem mag sogar Elvis noch leben, meint er augenzwinkernd. Wir müssen uns also lösen von den bisherigen Vorstellungen der Welt.
Zwar gibt es ein Unzahl von Universen, sagt Hawking, doch ist die Zahl derer, in denen Leben möglich ist, extrem gering. Eine verblüffende Zahl von Zufällen musste zusammenwirken, um Leben zu ermöglichen. Es scheint, als sei die „Feinabstimmung“ der physikalischen Vorgänge seit dem Urknall just darauf ausgerichtet, am Ende Menschen hervorzubringen. Zum Beispiel: „Wären die Protonen nach dem Urknall nur 0,2 Prozent schwerer gewesen, so wären sie in Neutronen zerfallen, und wir hätten keine stabilen Atome.“ Also auch keine Galaxien, keine Planeten, keine Monde. Geschweige denn Menschen. Schimmert hier doch Gott durch, ein Schöpfer, ein metaphysischer Planer?
Nein. Nicht umsonst hat Hawking sein ganzes Forscherleben darauf verwendet, die Entstehung des Universums als Folge physikalischer Vorgänge zu erklären, die ohne einen Schöpfergott auskommen. Hawking: „Die Antwort der modernen Naturwissenschaft sieht anders aus.“
Obwohl nur wenige Menschen auf der Welt die Relativitäts,- String- oder Quantentheorie wirklich verstehen dürften, ist der an einen Rollstuhl gefesselte Hawking so populär wie vor ihm wohl nur Einstein. Wieso? Das Publikum ist offenkundig fasziniert von der Vorstellung, dass die Wissenschaft eines Tages die großen Daseins-Fragen lösen und erklären wird, dass sich mit unserer kleinen menschlichen Logik die Unendlichkeit durchdringen ließe. Es ist die menschliche Hoffnung, endlich Licht ins Dunkel des scheinbar unvernünftigen, zufälligen Seins zu bringen, das Licht der Vernunft. Es ist die Hoffnung auf eine Antwort.