Berlin. .

Sylvester Stallone will es noch einmal wissen: Als Regisseur, Drehbuchautor und Hauptdarsteller setzt er in dem Actionfilm „The Expendables“ auf alte Haudegen in Bestform.

„Krieg?“, fragt der traumatisierte Vietnam-Veteran John Rambo den ahnungslosen Law-and-Order-Sheriff am Anfang von „Rambo“. „Ich gebe dir einen Krieg, den Du nie vergisst.“ Bald 30 Jahre alt ist dieser Satz. Und doch immer noch die Leit- und Leidens-Melodie des schwerstarbeitenden Schauspielers Sylvester Stallone. Wo Stallone ist, wird gestorben und geschossen; groß, laut und ironiefrei. Wo Stallone ist, sind dicke Oberarme, ungehobelte Kerle und noch ungehobeltere Umgangsformen. Wo Stallone ist, zählt vor allem eins: nur noch Körper zu sein.

Um eben diesen Körper geht es auch im jüngsten Werk des wohl letzten lebenden Action-Heroen (64) des amerikanischen Kinos, der sich nicht von Computer-Haudegen nachträglich als sein eigener Avatar da hinein montieren lässt, wo es übel wehtut. Sondern der auf die Zähne beißt und seinen zipperleingeplagten Rücken ganz gewiss nach jedem bestandenen Stunt mit Franzbranntwein fit kneten lässt. In „The Expendables“, was so viel wie überflüssig, ausgemustert heißt, gibt dieser Sylvester Stallone alias Barney Ross den Boss einer kurz vor der Rente stehenden Söldner-Gilde, die in einem lateinamerikanischen Zwergstaat einen skrupellosen Menschenschinder im Auftrag des CIA seiner gerechten Strafe zuführen soll. Später retten die Männer, die so aussehen, als bestellten sie in der Bar dreimal die Woche Testosteron in Halbliter-Krügen, noch ein freiheitsliebendes Mädchen, sich selbst und wohl am Ende auch ihre Seelen. Es ist im Grunde die uralte Stallone-Story von einem Unterschätzten, der, wenn er nicht gerade Harley fährt, Whiskey trinkt und sich Tattoos stechen lässt, so lange gepiesackt wird, bis er wortkarg alles in Schutt und Asche legt.

Zum Teil wie Kriegsberichterstattung

Damit das aufwendige Baller-Ballett, gedreht an den hübschen Buchten Rio de Janeiros, möglichst viele Weißt-du-noch?-Gefühle beim Publikum auslöst, hat „Sly“ ein erlesenes Völkchen um sich versammelt, das sich ganz wunderbar darauf versteht Bösewichter aller Art mit Genuss zu füsilieren. Jason Statham, Jet Li, Dolph Lundgren und die ehemaligen US-Profi-Ringer Steve Austin und Randy Couture halten sich in ihrem Rollenverständnis strikt an das Motto: Wo wir hingehen, da braucht man nicht viel Psychologie. Wo wir hingehen, braucht man Gewalt. Und daran wird nicht gespart.

Dass die zum Teil wie Kriegsberichterstattung dahin gewackelten Bilder, dass die ewigen Minenexplosionen, gewaltigen Feuerstöße und hundertfach zersiebten Leiber einem nach gefühlten 15 Minuten bereits aufs Gemüt schlagen, hat Stallone, der das Drehbuch geschrieben hat und als Regisseur wie Hauptdarsteller fungiert, wohl bedacht. Zur Entspannung baute er zwei kleine Szenen ein, die eine mit dem großartig weinerlichen Mickey Rourke, die andere mit Bruce Willis und Arnold Schwarzenegger, die zumindest in der Originalfassung durch lakonischen Witz bestechen.

In Amerika hat das Blut-Schweiß-und-Muskel-Panoptikum bis heute an die 80 Millionen Dollar eingespielt. Morgen startet das Gemetzel an den deutschen Kinokassen. Verzichtbar? Überflüssig? Pazifisten und Schreckhafte sollten womöglich „Männer im Wasser“ vorziehen. Stallonisten wissen, was sie zu tun haben. Es herrscht Krieg. Und einer muss den Job ja machen.