Berlin.
Altherrenkino mit Actionlegenden: In „The Expendables“ versammelt Sylvester Stallone lauter Haudrauf-Heroen vor der Kamera, darunter Arnold Schwarzenegger, Mickey Rourke und Bruce Willis. Deutscher Kinostart ist der 26. August.
Schon sein ganzes Kinoleben über bemüht sich Sylvester Stallone darum, (auch) den empfindsamen Menschen hinter dem wortkargen Faust- und Freiheitskämpfer zu zeigen, der sein Markenzeichen geworden ist.
Ob in den epochalen „Rocky“- oder den „Rambo“-Mehrteilern: Der Mann mit dem schiefen Mund, den aufgeplusterten Oberarmen und dem treusorgenden Hush-Puppie-Blick hält „echte Gefühle“, wie er gestern mit Bariton-Stimme im edlen Berliner Hotel de Rome erzählte, für unverzichtbar, wenn eine Geschichte funktionieren soll. Nun sind leider Gefühle, fügte der hinter getönten Sonnenbrillengläsern steckende 63-Jährige hinzu, anders als Piffpaffpuff- und Hau-den-Lukas-Szenen, so ziemlich das Schwierigste, was einem im Filmgeschäft abverlangt werden könne.
Das stimmt. In seinem neuen Werk „The Expendables“ (Die Verzichtbaren - ab 26. August im Kino), in dem „Sly“ als Hauptdarsteller, Regisseur und Co-Produzent wirkt, bleibt die Vielschichtigkeit und Tiefe der zentralen Charaktere dieser ebenso verlustreichen wie altmodischen Söldner-Saga zumindest gut verborgen. Im Vordergrund des mit bestem Blues-Rock unterlegten 100-Minüters, der gestern an der Spree Deutschland-Premiere feierte, steht eine Bande leinwandbekannter testosteronpraller Grobiane: von Kung-Fu-Ass Jet Li über die Wrestler Steve Austin und Blumenkohlohr Randy Couture bis hin zu Jason Statham und Dolph Lundgren.
Der Schwede mit dem kantigen Kinn war vor 25 Jahren in „Rocky IV“ als Ivan Drago Rocky Balboas sowjetrussischer Widerpart. Angeführt von dem Zyniker Barney Ross (Stallone) soll die mit allen Nahkampfwässerchen gewaschene Truppe auf Geheiß von US-Geheimdiensten in einem südamerikanischen Land einen Diktator ausschalten. Eine Frau mit Idealen taucht auf. Barney wird’s weich ums Gemüt. Das Ding geht schief. Fast. Am Ende detoniert und brandschatzt sich das „Gute“ den Heimweg frei.
Um das Ungeschlachte der geschätzt 834 Leichen produzierenden Story leichter verdaulich zu machen, hat Stallone sich in einigen hinreißenden Gastauftritt-Szenen die mokante Altersweisheit von Arnold Schwarzenegger, Bruce Willis und Mickey Rourke ausgeliehen; allein sie schon lohnen den Gang zur Kinokasse.
„Ich liebe es, hart und gefährlich zu sein“
Jason Statham dagegen, der Gefühlskühlschrank des postmodernen Action-Kinos, den Stallone als Nr. 2 neben sich installiert hat und sogar für James Bond-tauglich hält, spielt wieder nur den böse guckenden Schläger. Warum ein wohlhabender Mann im Beinahe-Rentenalter immer noch Filme dreht, in denen mit bemerkenswerter Lust am Schmerz der Krieg nie aufhört? „Ich liebe es, hart und gefährlich zu sein“, kontert Stallone und haut mit den berühmtesten Pranken der Filmgeschichte auf den Tisch.
Einer im Saal müsste das als Drohung verstanden haben. Ein forscher Tattoo-Künstler, der sich unter die Presse gemischt hat, bat ernsthaft darum, Stallone möge ihm ein Autogramm geben. Eins, das unter die Haut geht. Der Mann hatte die nötigen Gerätschaften gleich mitgebracht. Hat er Stallones stechenden Blick nicht gesehen?