Bochum. .
Das Gebäude-Ensemble „Situation Kunst“ im Park von Haus Weitmar in Bochum ist um einen Erweiterungsbau reicher. Der neue gläserne Kunst-Kubus soll Wechselausstellungen beherbergen. Für den Anfang zeigt man Landschaften in der Kunst seit dem 17. Jahrhundert.
Noch ein Museumsneubau, und wieder ein besonderer – man könnte schwindelig werden: Nach Ruhrmuse-um und Folkwang in Essen wird jetzt mitten in der stillen Ruine von Haus Weitmar ein Kunst-Kubus eröffnet. Er wuchs hier gläsern seit einem Jahr, als Erweiterungsbau der Situation Kunst; die ist, sachlich gesehen, Teil der Kunstsammlung der Ruhr Universität. Doch in Wirklichkeit ist es ein verwunschener Ort. Vier kleine Museumshäuser im Park des alten Rittersitzes, die selbst Kunstwerke sind; dazu Skulpturen unter Bäumen; Erich Reusch, Ulrich Rückriem, Richard Serra.
Seit neuestem ist ein hochgeklappter Bürgersteig von François Morellet dabei. Es ist ein Märchenwald der alten und der neuen Kunst, denn neben Maria Nordman, Norbert Kricke, Gianni Colombo und noch mehr Serra gibt es Räume voll asiatischer und afrikanischer Skulpturen; ein 2000 Jahre altes, lachendes Pferd aus China; einen afrikanischen Hofzwerg mit weitem, weisem Blick. Hier steht dem Betrachter die Zeit still.
Jawlenskys „Blaue Berge“ glühen
Im Kubus, in der Wechselausstellung, die aus dem Privatbesitz der Stifterfamilie von Berswordt-Wallrabe hinzukommt, stockt sie noch einmal: „Weltsichten. Landschaft in der Kunst seit dem 17. Jahrhundert“ ist eine großartige Zusammenschau, man sieht alte Niederländer und Roy Lichtenstein, Lovis Corinth und Liam Hanley. Eine verklärte Ruine von Willem van Bemmel und einen drohenden Abendhimmel in Leipzig (1991, Wolfram Ebersbach); Adolf Erbslöhs „Zerschossener Wald bei Verdun“ spiegelt Verlassenheit, Jakob Philipp Hackert zeigt 1793 einen lichten Blick auf die Campagna Roma. Nicole Heinzel erzählt von einer Wasserfläche, die keine ist (2008), Alexej von Jawlenskys „Blaue Berge“ (1912) verglühen.
Die Schau ist Teil des Kulturhauptstadt-Projekts „Mapping the Region“ der RuhrKunstMuseen, der Blick auf die Landschaft ist als Deutung der Welt verstanden. Die Bilder zeigen Natur und wie Menschen sie in Besitz nehmen, Fischer, Wanderer; ein-, zweimal rauchende Schlote. Diese Bilder sind nicht im Ruhrgebiet entstanden, hier wurde Landschaft weniger gemalt als fotografiert. Diesen Arbeiten ist ein zweiter Teil der Schau ab September gewidmet.
Es ist eine ungewöhnliche, anregende Schau. Demnächst, wenn der Wassergraben um Haus Weitmar gefüllt ist, wird dies fabelhafte Ensemble eine erste Kunstadresse im Ruhrgebiet sein – auch wenn der Zaun um die älteren Gebäude vorerst geschlossen bleibt, der Graffiti-Fans wegen. Einmal klingeln, und es wird aufgetan.
Und das nächste Museum kommt auch: Am 28. Mai wird das Dortmunder U eröffnet.