Bochum. .

Die Zeit der Dorfmusik ist vorbei: Endlich bekommt das Kulturhauptstadtjahr in Bochum jenen Schwung, der ihm von seinem Anspruch her eigentlich gebührt. Am 8. Mai wird im Weitmarer Park das neue Museum „Kubus“ eröffnet. Zum Auftakt ist die Ausstellung „Weltsichten. Landschaft in der Kunst seit dem 17. Jahrhundert“ zu sehen.

Die ambitionierte Idee, im und am Weitmarer Park ein Zentrum für Kunst verschiedener Epochen und Kontinente zu installieren, wird mit dem „Kubus“ verwirklicht sein. Initiator und Ideengeber war von allem Anfang an Alexander von Berswordt-Wallrabe, seinerzeit der Besitzer der nahegelegenen Galerie „m“. Die Pavillons und das Umfeld des ersten Abschnitts der „Situation Kunst“ - dieser Name stand für das Projekt schon bald fest - wurden privat finanziert.

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Das Ensemble wechselte gleichwohl schon bald in den Besitz der Kunstsammlungen und des Kunstgeschichtlichen Instituts der Ruhr-Universität. Galt der erste Abschnitt, 1988/89 gebaut, der Avantgardekunst von Richard Serra bis Maria Nordman, gelang Alexander von Berswordt-Wallrabe mit Eröffnung von „Situation Kunst II“ - ebenfalls ausschließlich privat finanziert - ein reizvolles Miteinander höchst unterschiedlicher Traditionen: Werke der internationalen Gegenwartskunst wurden mit Exponaten alter afrikanischer und asiatischer Kunst kombiniert. Zwischenzeitlich war eine gemeinnützzige Stiftung gegründet worden, die sich seitdem um das „Tagesgeschäft“ der Situation Kunst kümmert.

EU, Land und Stadt finanzierten

War zunächst der Zulauf an Studierenden in dem einzigartigen Gelände am Schlosspark durchaus überschaubar, „hat sich das Zusammenspiel zwischen Stiftung und Ruhr-Universität ausgesprochen positiv und dynamisch entwickelt“, ist aus der Situation Kunst zu erfahren. Die ständige Sammlung zog ebenso wie die regelmäßig stattfindenden (kleinen) Wechselausstellungen beachtliche Besucherströme an - private Kunstliebhaber ebenso wie Studierende vom Campus.

Der Kubus an der Burgruine im Schlosspark Weitmar nimmt Formen an, Fotos: Karl Gatzmanga / WAZ FotoPool
Der Kubus an der Burgruine im Schlosspark Weitmar nimmt Formen an, Fotos: Karl Gatzmanga / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool

Mit der Zeit wurde der Raum in den beiden bestehenden Ensembles reichlich eng. So enstand die Idee eines multifunktionales Erweiterungsbaus. Diesmal sorgten mehrere Hände für das notwendige Geld: der „Kubus“ konnte mit Hilfe der Europäischen Union, der Landesregierung NRW und nicht zuletzt (trotz Haushaltssperre) durch die Stadt Bochum entstehen. Pfiffige Idee: Der Kubus ist mit seinen 1200 qm Gesamtfläche - verteilt auf vier Geschosse - direkt in die Ruine von Haus Weitmar hineingesetzt worden.

Wichtiger Effekt: Der Neubau dient der notwendigen Sicherung des historischen Gebäudes. Die Werkauswahl der Eröffnungsausstellung gilt dem Motiv der Landschaft - und der künstlerischen Reflexion darauf durch die Jahrhunderte. „Angesichts der globalen Bedrohung der natürlichen Umwelt scheint vielfach nur noch ein indirekter, gebrochener Blick auf die Landschaft möglich und glaubwürdig“, heißt es aus der „Situation Kunst“ über die aktuellen künstlerischen Positionen. Die hochkarätigen Exponate sind von Alexander und Silke von Berswordt-Wallrabe zusammengetragen worden. Langfristig ist geplant, die Werke den Kunstsammlungen der Ruhr-Uni für deren Lehrzwecke zur Verfügung zu stellen „und bestehende Lücken schließen zu helfen“.