Essen. Natürlich wird zensiert in China. Ebenso natürlich stürzen sich ausländische Verlage auf jene Werke, die den Geschmack von Freiheit und Abenteuer, Subversion und Rebellentum ausstrahlen.
„Es kann einem Autor in China nichts Besseres passieren als ein Publikationsverbot”, sagt der Bonner Sinologie-Professor Wolfgang Kubin, intimer Kenner der Literatur-Landschaft Chinas. Auffällig viele Werke, die wir auf dieser Seite vorstellen, sind in China verboten. Oft wurden sie auch geschrieben von Chinesen, die im Ausland leben und die – wie der in Frankreich lebende Literaturnobelpreisträger Gao Xingjian – ihre Werke zumeist auf Französisch oder Englisch schreiben. Sprachen, deren Übersetzungen schnell, kostengünstig zu bewerkstelligen sind: Klar, dass die Verlage eher hier zugreifen, als sich in Chinas unendlichen Weiten auf die Suche nach neuen Talenten zu machen.
Das sollte man wissen, bei aller Freude über die vielen chinesischen Autoren, die pünktlich zur Frankfurter Buchmesse einen deutschen Verlag fanden. Denn wir können zwar heute „Blut-und-Tränen-Literatur” lesen, die die Leiden der Kulturrevolution aufarbeitete. Kennen vielleicht auch die „Hooligan-Literatur” der 80er über rebellische Städte und die „Partygirl-Literatur” der 90er über wilde Nächte. Was aber die Studenten in Peking heute lesen – das wissen wir nicht. Schade.